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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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LaBréas Zuständigkeit fielen. Zwar hatten die Wohnungseinbrüche stark zugenommen, was sich dadurch erklärte, dass viele Bewohner ihre Fenster nachts offen ließen. Auch Schlägereien häuften sich, je höher das Thermometer stieg. Alkohol und heiße Temperaturen bildeten eine Mischung, bei der die Menschen aggressiv wurden. Doch ein Tötungsdelikt hatte es in den letzten vierzehn Tagen nicht gegeben. So konnte LaBréa ein paar geruhsame Tage einschieben
und Überstunden abbummeln. Seinen Jahresurlaub würde er in der letzten Augustwoche nehmen und mit Céline und Jenny ans Meer fahren. Vor knapp vier Wochen hatten Jennys Sommerferien begonnen. Am 18. August reiste Jenny zu ihrer Tante Julie nach Aix-en-Provence. Julie war die Schwester von LaBréas verstorbener Frau Anne. Sie hatte Kinder in Jennys Alter, und das Mädchen freute sich darauf, die Stadt zu verlassen und ein wenig Zeit auf dem Land zu verbringen. Julies Familie bewohnte ein ausgebautes provençalisches Bauernhaus etwas außerhalb von Aix. Es gab ein Schwimmbad im Garten und ganz in der Nähe einen Reitstall.
    Céline wollte in der kommenden Woche einige Tage bei ihrer Familie in Burgund verbringen, bevor sie zusammen mit LaBréa nach Aix fuhr, um Jenny für den gemeinsamen Meeresurlaub abzuholen.
     
    Eine Viertelstunde später verließen die drei das Forum des Halles. Draußen schlug ihnen die geballte Hitze des Tages entgegen. Das Schwimmen hatte sie erfrischt, doch das würde nicht lange vorhalten.
    Céline und Jenny begleiteten LaBréa zur Métrostation Les Halles und gingen zu Fuß weiter. Jenny wollte zu ihrer Freundin Alissa in die Brûlerie. Seit Beginn der Schulferien halfen die beiden Mädchen an den Nachmittagen Alissas Mutter Francine im Geschäft und verdienten sich so ein zusätzliches Taschengeld.
    Im Métrowagen waren sämtliche Fenster gekippt, dennoch stand die Luft. Der Mittagsverkehr hatte soeben eingesetzt, und die Fahrgäste drängten sich dicht aneinander.
Eingezwängt zwischen einem englischen Touristenpärchen (der junge Mann trug ein schmuddeliges Unterhemd und Shorts, seine Begleiterin ein enges, ärmelloses Top mit tiefem Ausschnitt) und zwei älteren schwarzen Männern stand er in der Nähe der Tür. LaBréa hasste den Körperkontakt mit fremden Menschen, vor allem im Sommer. Das Touristenpärchen roch nach Schweiß, und LaBréas Hand kam an der Haltestange mit dem klebrigen Arm des Engländers in Berührung. Er selbst hatte den Temperaturen insofern Rechnung getragen, als er seit Tagen klassische Lacoste-Hemden in wechselnden Farben und ein helles Leinenjacket trug, dessen Ärmel aufgekrempelt waren.
    Wenige Stationen weiter stieg er auf der Île de la Cité aus. Über den Quai de la Corse schlenderte er Richtung Polizeipräsidium. Auf der anderen Seite der Seine, am künstlichen Strand Paris Plage , lagen die Menschen wie die Heringe und boten ihre halbnackten Körper der trüben, weißlichen Sonne als Beute dar. LaBréa blieb einen Moment stehen, schüttelte den Kopf angesichts dieser Unvernunft und setzte seinen Weg fort. Gleich darauf bemerkte er, dass am Pont Neuf ein Feuerwehrboot heranfuhr. An einer Stelle der Brücke war vor einigen Wochen ein Gerüst angebracht worden, das bis ins Wasser reichte. Irgendwelche Reparaturarbeiten wurden dort durchgeführt, Einzelheiten kannte LaBréa nicht. Jetzt ließen sich zwei Männer in Tauchermontur über den Rand des Bootes ins Wasser gleiten. An einem der eingerüsteten Brückenpfeiler sah man bereits zwei weitere Taucher. Gleich darauf brauste ein Polizeiboot heran und nahm Kurs auf den Pont Neuf. Neben den Beamten der Wasserschutzpolizei entdeckte LaBréa
eine bekannte Gestalt an der Reling. Es war Brigitte Foucart, die Gerichtsmedizinerin. LaBréa überlegte nicht lange, holte sein Handy aus der Jackentasche und tippte auf die Kurzwahltaste für Brigittes Nummer.
    »Du bist auf dem Polizeiboot?«, fragte er, als sie sich meldete. »Was ist denn los?«
    »Woher weißt du das, Maurice? Bist du unter die Hellseher gegangen?«
    »Dreh dich mal nach rechts, Brigitte. Ich stehe oben auf der Straße. Wenn du mich brauchst, komm ich runter an den Quai und springe gleich aufs Boot.«
    Er beobachtete, wie sie sich zu ihm wandte.
    »Eine Leiche in der Seine. Könnte durchaus sein, dass wir dich brauchen, Maurice!« Sie gab den Polizisten einen Wink und deutete in LaBréas Richtung. Das Boot brauste heran.
     
    Die Leiche lag bäuchlings mit dem Gesicht im Wasser, eingeklemmt
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