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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Wahnvorstellungen und Verfolgungsängsten, denen mehrere Selbstmordversuche folgten, ohne dass ein erkennbarer Grund dafür vorlag. Kahn suchte die beste Klinik für sie aus, er wollte sie in guter Obhut wissen. Das war er ihr schuldig. Die letzten Jahre seiner Dienstzeit als Staatssekretär im Außenministerium verbrachte er allein in Paris. Dort galt er als Partylöwe und charmanter Plauderer. Man dichtete ihm schnelllebige Frauenbekanntschaften an, doch das waren nur Gerüchte. Nach der Pensionierung zog er nach Blonville-sur-Mer, wo er herstammte. Das Haus, in dem er aufgewachsen war und das seit Generationen seiner Familie gehörte, hatte Mireille nie mit ihm zusammen bewohnt. Einige Male war sie mit ihm hier zu Besuch gewesen, als seine Eltern noch lebten und Mireille noch nicht in der Klinik war.
    Eine Besserung ihres Krankheitszustandes würde es niemals geben. Ihr Aufenthalt in St. Anselme war lebenslänglich.
Hier kümmerte man sich um sie. Die Welt, in der sie lebte, war hermetisch abgeschlossen. Nach außen hin und auch, was Mireilles Inneres betraf. Sie ließ niemanden hinein. Nur manchmal gab es vehemente verbale Ausbrüche, unberechenbar und gegen ihren Mann gerichtet. Doch jeder sah dies als eine Begleiterscheinung ihrer Krankheit an.
    So lebte er nun seit Jahren eine Art Junggesellendasein. Ein verheirateter Mann, der eine Scheidung nie in Betracht gezogen hatte, der keine Geliebte unterhielt und der - in mehrfacher Hinsicht - zu seinen Wurzeln zurückgefunden hatte.
    Er verließ sein Arbeitszimmer, in dem eine angenehme Kühle herrschte. Gegen die hohen Wände aus Naturstein und den ziegelroten Klinkerfußboden hatten die sommerlichen Extremtemperaturen keine Chance.
    In der Küche wärmte er sich eine Fleischpastete auf und tranchierte ein kaltes, gebratenes Hühnchen. Nach seiner mittäglichen Siesta würde er ein wenig im Internet surfen und sich dann auf den Weg zu Louis Bouviers Anwesen machen.

2. KAPITEL
    L aBréa holte tief Luft, tauchte und versuchte, Jenny an den Beinen zu packen. Doch seine Tochter war schneller. Sie schwamm ein paar Züge, lachte und spritzte ihm eine Ladung Wasser ins Gesicht, als er prustend auftauchte. Céline saß am Beckenrand, ließ die Füße ins Wasser baumeln, und schaute den beiden zu.
    Es war wenig Betrieb im Schwimmbad, was daran liegen mochte, dass es kein Freibad war. Es befand sich im dritten Stock des Forum des Halles, nur wenige Minuten Fußweg von LaBréas Wohnung entfernt. Mit seinem Fünfzigmeterbecken bot es passionierten Schwimmern ideale Bedingungen. In seiner Jugend war LaBréa einige Jahre Mitglied in einem Schwimmverein gewesen und hatte bei den Pariser Jugendmeisterschaften einmal den dritten Platz über hundert Meter Delfin belegt. Die Leidenschaft fürs Schwimmen hatte er sich bewahrt. Seit Beginn der Canicule , der Hundstage Ende Juli, ging er beinahe jeden Vormittag mit Céline und Jenny hierher. Die Hitze in seiner Atelierwohnung war unerträglich geworden. Es gab keine Klimaanlage, und die gläsernen Oberlichter im Dach heizten die Räume auf. Kater Obelix litt besonders unter den Temperaturen. Tagsüber schlief er meistens in dem winzigen Garten, der an die Küche grenzte. Dort streifte das Sonnenlicht nur morgens den schmalen Plattenweg, der zu der Zwergzypresse
und den Kräuterbeeten führte, die Céline im Frühjahr angelegt hatte. Obelix streckte sich auf den kühlen Steinen aus, schlief den ganzen Tag und kam nur zum Fressen in die Wohnung.
    LaBréa warf einen Blick auf die Wanduhr an der Schmalseite des Hallenbades. Es war kurz nach zwölf. Für dreizehn Uhr hatte er sich mit Ermittlungsrichter Couperin zum Mittagessen verabredet. Die Ermittlungen im Mordfall Antoine Verrin waren abgeschlossen. Der Inhaber mehrerer Spielsalons in der Rue St. Denis war vor zwei Wochen in seiner Wohnung erschossen worden. Den Täter, einen mehrfach vorbestraften Waffenschieber aus Kroatien, hatten LaBréa und seine Mitarbeiter bald gefasst. Der ermordete Antoine Verrin war in illegale Waffengeschäfte verwickelt gewesen und hatte versucht, seine kroatischen Partner über den Tisch zu ziehen. Es gab ein glasklares Motiv, eindeutige Spuren. Ein hieb- und stichfester Fall, auch wenn der Täter kein Geständnis abgelegt hatte. LaBréa und Couperin wollten noch einige Details für die Anklageschrift besprechen, deshalb diese Verabredung zum Essen.
    Paris im Sommer schien kein Pflaster für Gewaltverbrechen zu sein. Jedenfalls nicht für solche, die in
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