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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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zu. Doch LaBréa konnte sich befreien. Ein erbitterter Kampf begann. LaBréa knallte mit dem Kopf gegen die Wand, und einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Erneut stürzte sich Lecadre auf ihn. Er war ein starker, durchtrainierter Mann. Sie wälzten sich über den Boden. LaBréa versetzte dem Schauspieler einen Faustschlag ins Gesicht, doch der schien hart im Nehmen. Er schlug zurück, und LaBréa fiel nach hinten. Sofort war der Mann wieder über ihm und drückte ihm die Hände nach unten. Mit einer Kraftanstrengung riss sich LaBréa los und rollte sich zur Seite. Seine Hand berührte etwas - seine Waffe. Hastig griff er danach. Und als Lecadre sich erneut auf ihn warf, schoss er ihm aus nächster Nähe in die Brust.
    Ohne einen Laut brach der Schauspieler über ihm zusammen. Mühsam schob LaBréa ihn zur Seite, rappelte sich schnaufend auf und tastete in seiner Hosentasche nach dem Sturmfeuerzeug, das er bei solchen Einsätzen immer bei sich hatte. Das Licht flackerte auf und LaBréa sah, dass Lecadre blutüberströmt an der Wand lag und sich nicht rührte.
    Hastig suchte LaBréa den Boden ab und fand seine Taschenlampe.
    Im selben Moment hörte LaBréa eilige Schritte. Franck und Schumann stießen zu ihm. Die Polizei hatte die Tür
zur Apsis aufgebrochen, nachdem man LaBréas Stimme gehört hatte und wusste, dass er sich mit dem Jungen und einem der Vermummten dahinter befand.
    Franck legte die Hand an Lecadres Halsschlagader.
    »Er ist tot, Chef.«
    Schwer atmend strich sich LaBréa die Haare aus der Stirn. Dort hatte sich eine dicke Beule gebildet. Auf seiner Brust spürte er einen warmen, feuchten Fleck. Eric Lecadres Blut.
     
    Die drei eilten zurück zu dem Jungen, der zitternd auf den Stufen kauerte. Claudine war bei ihm und hatte ihm die Fesseln aufgeschnitten. Sie redete beruhigend auf das Kind ein. Als LaBréa den Jungen hochheben wollte, wehrte er sich, wimmerte und begann heftig zu zittern.
    LaBréa verstand sofort. Von ihm oder einem der anderen Kollegen würde das Kind sich nicht berühren lassen. Sie waren Männer, genau wie die anderen, die ihn gequält und ihm wehgetan hatte. Er gab Claudine ein Zeichen.
    »Okay. Bringen Sie ihn rauf und kümmern Sie sich um ihn.«
    »Krankenwagen ist schon unterwegs, Chef.«
    »Wir brauchen dringend noch einen zweiten«, sagte LaBréa zu Franck. »In dem Geheimgang da unten liegt Chantal Coquillon. Sie ist bewusstlos. Anscheinend haben diese Kerle ihr irgendwas eingeflößt.«
    »Chantal Coquillon? Was hat denn Lecadres Frau …«
    LaBréa unterbrach ihn.
    »Das klären wir später. Zwei Leute sollen gleich nach unten gehen und erste Hilfe leisten.«

    Franck zog sein Handy heraus und lief nach oben.
    Vorsichtig nahm Claudine den Jungen auf den Arm und trug ihn die Stufen hoch. Als sie an LaBréa vorbeiging, sah er Tränen in ihren Augen glitzern.
    »Aus Deauville kommt eine Psychologin vom Jugendamt. Sie müsste jeden Augenblick hier eintreffen«, sagte sie und versuchte, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen.
    Der Junge hing wie leblos in Claudines Armen. Was hatten sie mit ihm gemacht, nachdem LaBréa seinen Beobachtungsposten am Luftschacht verlassen hatte und durch den unterirdischen Gang irrte, auf der Suche nach einem Ausgang?
    Als ahnte Claudine LaBréas Gedanken, sagte sie gedämpft: »Wir hatten alles die ganze Zeit im Blick, bis das SEK kam. Sie haben ihm nichts getan, Chef. Diesmal nicht! Die haben nämlich erst mal ihr ganzes Ritual abgespult. Er musste vor dem Altar knien. Der, der ihn raufgeholt hat, hat ihn mit Weihrauch umnebelt und zigmal das Kreuz geschlagen. Dann haben die Typen gemeinsam irgendein Gebet von sich gegeben. Irgendwas Kryptisches, eine Geheimsprache oder so. Es war gruselig. Wie so’ne Art schwarze Messe.«
    LaBréa nickte. Ribanville und seine Freunde hatten sich zu einer Art Geheimbund zusammengeschlossen und rituell ausgeschmückte Sexorgien mit Minderjährigen zelebriert.
     
    In der Kirche hatte die Polizei längst die völlige Kontrolle über die Situation. Vor dem Altar sah LaBréa einen Toten. Man hatte ihm die Kapuze heruntergenommen, und LaBréa bemerkte, dass er relativ jung war. Es musste Fréderic Dubois sein. Drei weitere Männer, denen man ebenfalls die
Kapuzen abgenommen hatte, lagen in Handschellen am Boden. Unter ihnen erkannte LaBréa Léon Soulier. Die beiden anderen waren Ex-Staatssekretär Kahn und Louis Bouvier, der Besitzer des alten Klosters. LaBréa würdigte sie keines Blickes. Auf sie wartete eine
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