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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
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Strafe, die sie lebenslang hinter Gitter brachte.
    »Irgendwelche Ausfälle auf unserer Seite?«, fragte LaBréa Major Tourin, der sich zu ihm gesellte.
    »Keine, Commissaire.«
    Einer der SEK-Männer brachte eine Wolldecke und breitete sie auf den Stufen vorm Altar aus. Vorsichtig bettete Claudine den schmächtigen Körper des Jungen darauf. Deutlich war das dunkelrote Feuermal am Hals des Kindes zu sehen. LaBréa bemerkte Josephs aufgesprungene Lippen, seinen matten Blick, aus dem jeder Funke Lebenswille gewichen zu sein schien.
    »Hat jemand einen Schluck Wasser?«, fragte er und drehte sich zu seinen Kollegen.
    Fracasse reichte Claudine eine flache Feldflasche, die er am Gürtel trug. Claudine benetzte die Lippen des Jungen. Sie stützte seinen Kopf, damit er trinken konnte. Doch er schaffte nur zwei kleine Züge, dann fiel er entkräftet zurück.
     
    Eine halbe Stunde später befand sich Chantal Coquillon auf dem Weg ins Krankenhaus.
    Die Psychologin des Jugendamtes Deauville hatte Joseph Croix in ihre Obhut genommen und begleitete ihn in die Klinik, wo man den Jungen sofort ärztlich untersuchen und künstlich ernähren würde. Er war vollkommen abgemagert.
Seit einer Woche, seit seinem Verschwinden aus dem Waisenhaus, war er nur äußerst mangelhaft mit Nahrung und Wasser versorgt worden. Selbst wenn er die körperlichen Schäden einigermaßen überstand - von den Beschädigungen seiner Seele würde er sich vielleicht ein Leben lang nicht mehr erholen.
    Ein Polizeifotograf und ein Forensikerteam der Police Judiciaire Deauville war unterwegs nach Le Cloître , um Spuren im Geheimgang sicherzustellen.
    Die Leichen von Eric Lecadre und Frédéric Dubois waren ins Gerichtsmedizinische Institut nach Le Havre gebracht worden, wo sie morgen früh der zuständige Rechtsmediziner obduzieren würde.
    Es war zwei Uhr morgens. Die Aktion in der alten Klosterkirche war beendet.
    LaBréa stellte sich etwas abseits an eine der Seitenkapellen und wählte Célines Nummer in Paris. Er wusste, dass sie seinen Anruf erwartete. Sie meldete sich bereits nach zweimaligem Klingeln.
    »Es ist alles okay«, sagte LaBréa. »Wir haben die Kerle. Gerade noch rechtzeitig. Zwei von ihnen wurden von uns erschossen.« In knappen Worten erzählte er ihr, was passiert war.
    »Mein Gott, Maurice, das hätte ja gründlich schiefgehen können!«, sagte sie, als er fertig war. »Ganz allein in diesem unterirdischen Gangsystem - was für ein Leichtsinn! Niemand hätte gewusst, wo du steckst!«
    »Ich weiß, Céline. Aber hätten die Wachhunde mich nicht attackiert, wäre ich nie durch diese Tür gegangen, ohne zu checken, ob ich da wieder rauskomme!«

    »Ich bin so froh, Maurice! Ich hab die ganze Zeit an dich gedacht. Mit einer Flasche Wein habe ich hier in meinem Atelier gesessen und dich in Gedanken begleitet.«
    »Ich liebe dich, Chérie«, sagte er weich und spürte eine Welle von Zärtlichkeit aufsteigen. »In ein paar Stunden bin ich zurück. Jetzt leg dich ins Bett und versuch noch ein wenig zu schlafen.«
    Er trennte das Gespräch.
    Die Hunde!, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Hatte jemand daran gedacht, sich um sie zu kümmern? Von Franck, Claudine und den anderen wusste er inzwischen, was im Klostergebäude geschehen war.
    »Fracasse?«, rief LaBréa und ging zum Ausgang der Kirche, wo sich das Team jetzt versammelte. »Hat jemand an die beiden Dobermänner gedacht?«
    »Na klar, Chef!« Fracasse lachte. »Die Gendarmeriekollegen haben sie mit einem Netz überwältigt, mit einer Spritze betäubt und ins Tierheim geschafft. Wahrscheinlich werden sie eingeschläfert.«
     
    Die Nachtluft strich angenehm kühl über LaBréas nackte Arme. Schon lange hatte der Regen aufgehört. Hinter Wolkenfetzen tauchte die Sichel des Mondes am Himmel auf, und von fern war der Ruf eines Käuzchens zu hören.
    Die Wagen der Gendarmerie standen abfahrbereit vor der Kirche. Ein drittes Fahrzeug war angefordert worden, um die drei Verhafteten abzutransportieren. Noch in dieser Nacht brachte man sie nach Paris. Sobald das Ergebnis der Spurensuche auf der Jacht von Jean-François Kahn vorlag, würden die Vernehmungen beginnen.

    Einer der Gendarmen reichte eine Thermoskanne mit Kaffee herum. Dann bestiegen alle die Fahrzeuge und verließen den Schauplatz des alten Templerklosters . Hier waren in jüngster Zeit abscheuliche Verbrechen begangen worden. Eine Handvoll honoriger Männer hatte kleine Jungen gefangen gehalten, sie missbraucht und mindestens
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