Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a
Autoren: Alexandra Grote
Vom Netzwerk:
Interesse an ihm.
    Mit sechzehn, nach dem Realschulabschluss, verließ Michel das Waisenhaus und machte eine Ausbildung zum Tontechniker. Er änderte seinen Namen, legte ihn ab wie ein Schandmal. Und nahm stattdessen den Künstlernamen Michel Delpierre an. In seinem Personalausweis stand allerdings weiterhin sein richtiger Name, Michel Carnet. Als er sich einige Jahre später auf die Stelle als Aufnahmeleiter bei TF1 bewarb, begegnete er dort erneut Yves Ribanville. Dieser war inzwischen der Shootingstar des Senders. Zunächst hatte Delpierre Angst, dass Ribanville ihn erkennen könnte. Doch das war nicht der Fall. Da reifte der Plan in ihm, sich an dem Mann, der ihn jahrelang missbraucht hatte, zu rächen. Gezielt suchte er seine Nähe und bewarb sich auf den Assistentenposten.
    Eines Tages sah er ein Banküberweisungsformular auf Ribanvilles Schreibtisch liegen. Der Quizmaster spendete eine hohe fünfstellige Summe an die Maison de Dieu . Da war Michel Delpierre klar, dass es »Geschäfte« zwischen Kaplan Coulon und Ribanville gab und welcher Natur diese Geschäfte sein mussten. Nun erlitten andere Jungen das
Schicksal, das auch Delpierre damals erlitten hatte. Doch Ribanville begnügte sich nun nicht mehr damit, ein Kind aus der Maison de Dieu an den Wochenenden in einsame Gegenden zu entführen und ihn anschließend wieder im Waisenhaus abzuliefern. Er hatte offenbar eine härtere Gangart eingeschlagen und obendrein Gleichgesinnte gefunden. Vor zehn Tagen belauschte Delpierre zufällig ein Telefonat, das Ribanville mit Jean-François Kahn führte. Daraus ging eindeutig hervor, dass eine Gruppe von Männern sich regelmäßig in der Normandie auf einem Anwesen namens Le Cloître traf. Aus gewissen Anspielungen folgerte Delpierre, was bei diesen Treffen geschah. Das festigte seinen Entschluss, Ribanville zu töten. Irgendwann, wenn der Rummel um die Ermordung des prominenten Showmasters vorbei war, wollte er der Polizei einen anonymen Hinweis auf das geheime Sexleben Ribanvilles und die Geschehnisse in Le Cloître zukommen lassen. In seiner Vermutung, dass dort Verbrechen an Kindern verübt wurden, bestärkte ihn die Nachricht vom Tod des Jungen aus der Seine. Als er dessen Fahndungsfoto am 14. August abends im Fernsehen sah und die geschminkten Augen bemerkte, schloss sich der Kreis. Auch er musste sich damals für Ribanville immer die Augen schminken, manchmal auch die Lippen.
    Zu dem anonymen Hinweis war es nur deshalb nicht gekommen, weil Michel Delpierre zwei Tage nach dem Mord an seinem Chef selbst in Verdacht geriet und verhaftet wurde. So hatte er LaBréa die ganze Geschichte im Rahmen seines Geständnisses erzählt und der Polizei damit den entscheidenden Hinweis gegeben, in welchen Kreisen
der Mörder des unbekannten Jungen vermutlich zu suchen war.
    Michel Delpierre hatte längst die Vergangenheit von Ribanville recherchiert und herausgefunden, dass dieser als Jugendlicher in Nantes den Ministerialbeamten Jean-François Kahn getroffen hatte. Damals hieß Ribanville noch Robert Cazeneuve, und der steckte in Schwierigkeiten wegen des Verschwindens seiner Freundin. Hatte er sie getötet? Delpierre wusste es nicht, und wahrscheinlich würde man es nie herausfinden. Jedenfalls hatten Kahn und Cazeneuve offenbar ein kurzes Verhältnis miteinander. Wenig später verschaffte der Ministerialbeamte seinem jungen Schützling ein falsches Alibi und verhalf ihm zu einer neuen Identität. Die Männer wurden Freunde und frönten ihrer gemeinsamen Neigung, dem Sex mit Jungen, die nicht älter als zwölf Jahre alt waren. Sie fuhren gemeinsam nach Marokko, nach Südamerika, in asiatische Länder. Einige Jahre später ergaben sich andere Gelegenheiten.
    Nach Kahns Pensionierung und seiner Übersiedelung in die Normandie fanden sie in Kahns Nachbarn Louis Bouvier, den Kahn schon früher kennengelernt hatte, einen weiteren Pädophilenfreund. Andere kamen hinzu. Lecadre, Léon Soulier und dessen Partner Dubois. Ein illustrer Kreis von Männern mit Geld, Einfluss, Macht und Verbindungen bis in die höchsten Kreise. Bis auf die Junggesellen Bouvier und Dubois waren alle verheiratet und verfügten auf diese Weise über eine perfekte Tarnung für ihre kriminelle Leidenschaft. Bouviers Anwesen Le Cloître erwies sich als der ideale Ort, ihre sexuellen Fantasien auszuleben, die immer ausschweifender wurden und immer neue Kicks forderten.
In Kaplan Coulon fanden sie einen willigen Helfer. Soweit Delpierre wusste, missbrauchte Coulon
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher