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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe
Autoren: Wolfgang Swat
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Erzeugers, wird von Ehe zu Ehe mit- und durchgeschleppt wie das ungeliebte Kuckuckskind. Denn alle Schwüre auf ewige Liebe und Treue zerbrechen dem Vater wieder und wieder. Horst, der nach zwischenzeitlichen Eskapaden im Internat seines Ausbildungsbetriebes eine Lehre zum Betonfacharbeiter im Wohnungsbaukombinat Cottbus ein halbes Jahr vorfristig mit guten Leistungen abgeschlossen hat, bekommt mal wieder eine weitere Frau vorgesetzt, die zu den Männern in die Wohnung zieht und sich anschickt, des Vaters Ehefrau Nummer sieben zu werden.
    Als er am besagten Abend im August, einem Sonntag, Marika beim Tanz in der Gaststätte »Mentana« in Cottbus trifft, ist das ein großes Glück. Er versteht sich mit ihr von der ersten Aufforderung an. Es stört ihn überhaupt nicht, dass sie fünf Jahre älter ist und bereits eine drei Jahre alte Tochter hat. Der Mann jünger als die Freundin, das ist ungewöhnlich. Doch was ist an Horst schon gewöhnlich? Bei guter Musik, Bier, Wein und Mixgetränken lassen sie an diesem Abend keine Minute voneinander. Sie tanzen eng umschlungen nach immer schmusiger werdenden Klängen. Als die »Mentana« schließt, bringt Horst seine erste richtige Liebe bis vor die Haustür. Lange stehen sie dort zusammen in der lauen Augustnacht, und Horst fühlt sich erstmals wie ein Sonntagskind.
    Ganz klar, dass sie sich für den nächsten Tag verabreden. Sie treffen sich am Ufer der Spree, dem traditionellen Ort für Verliebte. »Es begann eine tolle Woche. Wir machten die Nacht zum Tage, besuchten Tanzveranstaltungen und liebten uns«, erinnert sich Horst. Sie leben wie Mann und Frau zusammen. Marika macht ihm das Essen, kümmert sich um die Wohnung und viele andere Dinge des täglichen Miteinanders. Mandy, die kleine Tochter seiner Freundin, wächst ihm ans Herz, und schon bald ist er für die Dreijährige der »Vati«, der sie auf den Schoß nimmt, mit ihr spielt, sie tröstet bei kindlichem Kummer. Stolz ist er über die Zuneigung.
    Sechs Wochen nach dem ersten Kuss vor der Haustür läuten die Hochzeitsglocken. Horst liebt und ist zufrieden mit sich und seinen Gefühlen.
    Als der Vater mit seiner Ehefrau Nummer sieben in spe in Cottbus seine Zelte abbricht und wieder einmal die Republik durchquert, hat das junge Ehepaar die komfortable Wohnung für sich allein. Nicht alle jungen Ehepaare starten von einer solch günstigen Position aus in ihr gemeinsames Leben. Doch just ab diesem Zeitpunkt bekommt das so schnell geschlossene Ehebündnis die ersten Risse. Haushalt und Kind werden für Marika von einem Tag auf den anderen zur Nebensache. Gern schlendert sie durch die Stadt, geht lieber zum Tanz - vorzugsweise auch allein - als nach Hause an den heimischen Herd. Kein Wunder, dass das Geld selten bis zur nächsten Lohnzahlung reicht. Es ist öfter Ebbe in der Haushaltskasse. Wenn die frisch Vermählten darüber streiten, fliegen die Fetzen. »Dann gehe ich eben auf den Strich«, giftet ihn die Ehefrau an, wenn Horst wieder ihren ausschweifenden Lebenswandel und ihre Unfähigkeit zum Wirtschaften kritisiert. Das treibt ihm die Wut in den Kopf, in dem sich schon seit längerer Zeit die Vermutung eingenistet hat, dass es Marika nicht so genau nimmt mit der ehelichen Treue. Er schreibt ihr anonyme Briefe mit eindeutigen Angeboten, um das zu überprüfen. Obwohl er keine handfesten Beweise für ihr Fremdgehen hat, treibt ihn seine Eifersucht fast in den Wahnsinn. Er will sie auf Schritt und Tritt überwachen, taucht daheim auf, wenn er eigentlich auf Arbeit sein müsste, und kontrolliert, mit wem sie sich in der Stadt trifft. In seinem Jähzorn schlägt und misshandelt Horst das widerspenstige Eheweib, ritzt ihr sogar mit Rasierklingen die Arme auf. Hausbewohnern und Kolleginnen bleiben derartige Verletzungen und Hämatome nicht verborgen. In mehreren Fällen ist der
    Abschnittsbevollmächtigte bei Horst und Marika zu Gast. Einmal bittet die Frau um Hilfe, weil Horst ein neues Türschloss eingebaut und sie aus der gemeinsamen Wohnung ausgesperrt hat. Ein anderes Mal kommt der Mann - leicht angetrunken -ins ABV-Dienstzimmer und fordert die Staatsmacht zum Eingreifen gegen die Untreue seiner Ehefrau auf. Sogar von Morddrohungen ist einmal in einem nächtlichen Anruf die Rede. Die herbeigeeilten Polizisten eines Funkstreifenwagens stellen jedoch nichts Ernsthaftes fest, registrieren nur, dass beide Ehepartner sichtlich zu viel Alkohol getrunken haben. Aussprachen finden statt: beim ABV, mit dem Vater von Horst
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