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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe
Autoren: Wolfgang Swat
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Autos verfrachtet. Der Fahrer schlägt die Tür auf der rechten Seite zu und rennt hinten um das Auto herum. Er setzt sich hinter das Lenkrad und fährt rückwärts auf die Dresdner Straße, die vorn am Haus vorbeiführt. Sie ist Teil der F 101, die durch die Stadt führt. Zu ihrem Mann sagt Brunhilde Müller: »Du, wir merken uns mal Kennzeichen und Uhrzeit. In der Zeitung stand doch, dass die Polizei nach einem Fahrzeug sucht, das in Groden in einen Unfall verwickelt war.« Sie blickt auf den Wecker auf dem Nachttisch. Es ist 0.15 Uhr. Auf dem vorderen Nummernschild des Trabis, der in etwa fünf Meter Entfernung rückwärts am Fenster vorbeifährt, erkennt sie ganz deutlich die Buchstaben ZAA und hinter dem Strich die 74. Die vordere Zahl ist eine 3 oder eine 0. Die Eheleute legen sich wieder schlafen. Am nächsten Tag überdeckt normaler Arbeitsstress die Erinnerung an die nächtliche Episode.
    Zwei Tage später, am 16. Juni, wird die Hoffnung, dass Kerstin Klingner einfach wieder auftauchen könnte, jäh zunichte gemacht. Ihre Leiche wird in einem Feld mit Ziergras hinter der Ortschaft Doberschütz im Kreis Eilenburg gefunden, rund 50 Kilometer von Bad Liebenwerda entfernt am Rande der Dübener Heide. Die Leiche ist völlig nackt. Die 16-Jährige ist Opfer eines Sexualverbrechens geworden, dessen sind sich der herbeigerufene Gerichtsmediziner und die Kriminalisten der Cottbuser MUK sicher.
    Die Nachricht vom Verschwinden des Mädchens und von ihrem Tod verbreitet sich schnell. Als Brunhilde Müller davon erfährt, erinnert sie sich an ihre nächtliche Beobachtung. Sie geht zum Volkspolizei-Kreisamt in Bad Liebenwerda und gibt ihr Wissen zu Protokoll. Für die Kripo ist es der entscheidende Hinweis zur Aufklärung des Verbrechens.
    Drei Pkw Trabant mit den Buchstaben ZAA und der Zahl 74 hinter dem Trennstrich sind im Kreis Bad Liebenwerda zugelassen, ermitteln die Kriminalisten. Besitzer des Trabis ZAA 0-74 ist Karl Burghard, Vater von Bernd. Anders als sein Vater, der die Nacht vom 14. zum 15. Juni im Bett zugebracht hat, kann der Sohn kein überzeugendes Alibi liefern. Im Gegenteil: Die Leiterin der Zentronik-Betriebsgaststätte erinnert sich nur zu gut an Bernd. Schließlich wohnt sie im gleichen Haus, und der junge Mann hatte mit ihr sogar gemeinsam nach Hause gehen wollen. Auch ein Freund, der mit ihm von der Gaststätte aus ein Stück des Weges gegangen war, wird ermittelt. Das Kreisgericht Bad Liebenwerda erlässt noch am selben Tag Haftbefehl gegen den jungen Mann wegen dringenden Mordverdachts. Er wird in die Untersuchungshaftanstalt nach Cottbus gebracht.
    Die Beweise, die die Kriminaltechniker sichern, sind erdrückend. Das Sperma in der Scheide des Opfers stammt eindeutig von Burghard. An den Knien seiner Hose wird Erde festgestellt, die vom Tatort stammt. Farblose und blaue Baumwollfasern an seinen Sachen sind identisch mit Fasern aus Kerstins Hose. An der Kleidung der Toten, die entlang der Straße gefunden wird, befinden sich rote Polyesterfasern, die von den Schonbezügen der Trabisitze stammen. Vom Unterboden des Autos und von den Reifen gelingt es, Proben zu isolieren, die mit der Erdzusammensetzung am Tatort übereinstimmen. Bernd Burghard gesteht das Verbrechen an Kerstin Klingner und schildert die verhängnisvolle Trabi-Tour.
    Seinen Lieblingsschlager »He, kleine Linda« vor sich her trällernd fährt Bernd Burghard in der Tatnacht zunächst zum Bahnhof, um zu sehen, ob da noch ein paar ihm bekannte Jungs aus Falkenberg auf ihren Zug warten. Doch der Vorplatz ist kurz vor Mitternacht menschenleer. In etwa 50 Meter Entfernung Richtung Stadtpark sieht er ein junges Mädchen. »Der könnte ich ja mal hinterhergehen«, denkt er sich, ohne damit ein besonderes Ziel zu verfolgen. Er stellt das Auto am Straßenrand ab, steigt aus und schließt den Pkw ab. Ohne Hast folgt Bernd der Jugendlichen. Im Park angekommen, schießt es ihm durch den Kopf: »Die Kleine erschrecke ich. Mal sehen, ob sie sich an die Brüste und die >Schnecke< fassen lässt.« Gedacht, getan. Er schleicht sich von hinten an die »Kleine« heran und berührt sie an der Schulter. Das Mädchen reagiert alles andere als erschrocken. Kerstin Klingner dreht sich um und erkennt den Mann, der sie im Beisein seiner Freundin schon mal mit dummen Sprüchen wie »Du hast aber ein gebärffeudiges Becken« angemacht hat. In ganz ruhigem Ton sagt sie ihm: »Burghard, lass mich in Ruhe, sonst sage ich es Herrn Meister.«
    Der Satz trifft ihn wie
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