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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe
Autoren: Wolfgang Swat
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und mit den Eltern von Marika. Von Trennung und Scheidung ist die Rede, doch die Eltern ermahnen die jungen Leute zu Vernunft, Toleranz, Nachsicht und Durchhaltevermögen in der Krise. Die Appelle scheinen zu fruchten. Hausbewohner beschweren sich nicht mehr über lautstarken Zwist in der Wohnung der Napal-kes, Polizeistreifen beobachten, dass die Eheleute nachts Arm in Arm aus der »Mentana«, ihrer Lieblingsgaststätte, nach Hause wanken.
    Gerade dort, in der »Mentana«, bekommen der Ehekonflikt und die Eifersucht von Horst neue Nahrung. Bei den Tanzrunden ist er längst nicht mehr der uneingeschränkte Favorit bei Marika. Die dreht sich viel lieber mit anderen Männern im Kreis, frischt alte Herrenbekanntschaften auf und knüpft neue. Seit einiger Zeit gibt es Kurtchen an der Seite der unternehmungslustigen Marika. Heimlich noch, aber schon intim.
    Die beide Turtelnden beschließen eine List, um ihre Beziehung ungestört pflegen zu können. Im Mai 1976 betritt bei einem der »Mentana«-Besuche Kurtchen mit seiner Ehefrau die Bühne. Die Familien freunden sich an und besuchen sich, wobei es stets feucht-fröhlich zugeht bei den »kleinen Saufabenden«, wie sie Horst bezeichnet. Schnell aber wird dem eifersüchtigen Ehegatten die zunehmende Vertrautheit zwischen Kurtchen und Marika unheimlich. Die besteht plötzlich auf einen »familienfreien Tag«, um sich mit Freundinnen zu treffen. Zähneknirschend stimmt er dem Verlangen zu, innerlich aber ist er überzeugt, dass die »Freundinnen« alle nur einen Namen tragen: Kurtchen! Selbst dessen Hund ist für ihn der Beweis der Untreue seiner Angetrauten. Während der Vierbeiner Marika bei den Besuchen schwanzwedelnd und freudig begrüßt wie eine alte Bekannte, nimmt er von ihm kaum Notiz oder knurrt Ihn böse an. Kurtchen geht bei den Napalkes mittlerweile ein und aus, macht es sich auf der Couch neben Marika bequem, während Horst auf dem Sessel sitzen muss. Um Bier für Kurtchen zu kaufen, ist immer genug Geld in der Haushaltskasse, verlangt der Hausherr hingegen nach einem Cottbuser Hell, Ist die Schatulle leer. Kurtchen will Marika seinen Trabi überlassen für einen Preis, für den man auf den florierenden AutoSchwarzmarkt nicht mal die Hupe bekommen würde. Als Horst mit dem Verweis auf die gähnende Leere auf dem Konto das großzügige Angebot ablehnt, droht Marika damit, sich das Geld mit Männern zu erschlafen. Im Übrigen jage er nur seinen eifersüchtigen Hirngespinsten nach, wenn er ihr ein intimes Verhältnis mit dem Freund der Familie unterstelle. »Du willst mich gleich mit jedem verkuppeln, mit dem ich mich unterhalte«, pariert sie die Eifersuchtsszenen ihres Gatten. »Fass dich lieber an die eigene Nase. Was ist denn zwischen dir und meiner Schwester«, dreht sie den Spieß um.
    Je präsenter der Nebenbuhler wird, desto heftiger nagen Zweifel und Verzweiflung an Horst, zumal der eheliche Sex immer seltener wird. Sein Misstrauen gewinnt weitere Nahrung, als er wieder einmal von seiner Arbeit im Betonwerk davonrennt, um daheim zu einer überraschenden Kontrolle aufzutauchen. Dort angekommen, steht er vor der verschlossenen Wohnungstür, der Schlüssel steckt von innen. Er brüllt das ganze Haus zusammen: »Macht die Tür auf, sonst schlage ich sie ein«, droht er, hämmert gegen die Tür und klingelt Sturm. Kurtchen ist es schließlich, der von innen öffnet. Der Hosenstall steht noch offen, nahezu provokativ zieht er den Reißverschluss hoch. »Denk dir bloß nichts Falsches dabei«, versucht er den wütenden Horst zu beruhigen. Im Wohnzimmer sitzt Marika mit roten Wangen und völlig aufgelösten, zersausten Haaren.
    »Mir hat der Kopf gejuckt, ich bin davon fast verrückt geworden«, begründet sie ihr durchwühltes Aussehen.
    Der Gehörnte hat nun zahlreiche Anhaltspunkte für die außerehelichen Beziehungen seiner Gattin aber keine handfesten Beweise. Er weiß inzwischen nicht mehr, wen er mehr hassen soll: Marika, die er immer noch liebt, und die Ehe, die er erhalten will, oder Kurtchen, der ihn verdrängt hat aus dem Herzen seiner Frau.
    Die Konflikte eskalieren. Am 4. Juli, es ist wieder ein Sonntag, erklärt Marika: »Ich lasse mich scheiden. Du kannst alles haben, ich nehme nur den Fernseher, den Kühlschrank und meine persönlichen Sachen mit.« Horst ist wie vor den Kopf geschlagen. Nach noch nicht einmal einem Jahr droht die Ehe mit Marika zu zerbrechen, und damit stirbt seine Hoffnung, doch noch als Sonntagskind auf der Sonnenseite des
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