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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe
Autoren: Wolfgang Swat
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Wunsch danach beherrscht ihn, doch noch nie ist er einer Frau so nahegekommen, dass daraus intime Wirklichkeit geworden wäre.
    Als Monika Gräfe auf seiner Höhe ist, spricht Gärtner sie an: »Wollen wir mal ne Nummer machen«, fragt er die Frau, die er auf 35 bis 40 Jahre schätzt, und legt ihr dabei die Hand auf die Schulter. Sie ist keine Schönheit, ziemlich kräftig gebaut und scheint etwas angetrunken zu sein, doch das interessiert ihn nicht. Die Angesprochene reagiert jedoch nicht wie erhofft, sondern schüttelt die lästige Hand ab, geht weiter, dreht sich um und antwortet: »Mit dir doch nicht, kannst du das überhaupt?« Gärtner fühlt sich provoziert und rennt ihr hinterher. »Das wollen wir doch mal sehen«, giftet der Verschmähte und hält sie erneut fest. Das alles passiert in Höhe des sowjetischen Ehrenmals. Energisch reißt sich die Verfolgte los, versetzt ihrem Widersacher mehrere Backpfeifen und wechselt hinüber auf die andere Straßenseite, auf der sich die NVA-Kaserne und die Gaststätte »Zur Postkutsche« befinden. Jetzt brennen bei Gärtner endgültig die Sicherungen durch. Er reißt sein Opfer brutal nieder. Sie schlägt mit dem Kopf auf dem Gehweg auf und bleibt benommen liegen. Durch ein Gebüsch zerrt er sie auf eine kleine Wiese, um mit ihr den Geschlechtsverkehr auch gegen ihren Willen zu vollziehen. Monika kommt wieder zu sich. Als sie um Hilfe schreien will, hält Gärtner ihr den Mund zu. Die Überfallene wehrt sich mit allen Kräften, droht, die Polizei zu holen, versucht, aufzustehen und zu flüchten. Es kommt zu einem heftigen Kampf. Der Peiniger ist stärker. Er würgt sein Opfer und schlägt mehrfach mit dem Stelleisen zu, das er die ganze Zeit in der Ellenbogenbeuge mitgeschleppt hat. Die Waffe in seinen Händen ist ein 85 Zentimeter langes und 20 Millimeter starkes Rundeisen, das an einem Ende abgeflacht ist. Es wiegt zweieinhalb Kilogramm. Mindestens zehn Mal muss er auf den Kopf eingeschlagen haben. Weitere Hiebe tref-len den Oberkörper im Brustbereich, stellen Gerichtsmediziner bei der Obduktion der Leiche fest.
    Als die Frau still vor ihm liegt, merkt Max Gärtner, dass er sein eigentliches Ziel, den Geschlechtsverkehr, nicht mehr verwirklichen kann. Samen hat sich in seine Hose ergossen, das Glied ist erschlafft. Er reißt ihr dennoch Strumpfhose, Schlüpfer, Miederhöschen und Stiefel vom Körper. Das Kleid samt Unterrock und Hemd stülpt er über den blutenden Kopf. Dann manipuliert Gärtner mit den Fingern am Geschlechtsteil der nun Wehrlosen. Er greift um sich und steckt dem Opfer vier Steine in die Scheide. Er schleift die Frau näher an das Kasernengelände heran und legt sie in den dort ausgehobenen Kabelgraben, damit sie nicht entdeckt wird. Max Gärtner geht zurück, nimmt die Handtasche an sich, öffnet sie, nimmt aus dem Portemonnaie 100 Mark und steckt die darin befindliche Brieftasche mit dem Personalausweis in seine Hose. Die Kleidungsstücke, die um Tatort verstreut liegen, wirft er in den Kabelgraben neben das Opfer. Dann rennt er zum Arbeitswagen zurück. Sein Kollege Handrick arbeitet noch an den Gleisen und steht nach wie vor mit dem Rücken zur Straße. Später ermitteln die Kriminalisten bei Tatortrekonstruktionen und in einem Weg-Zeit-Dia-gramm, dass die Strecke exakt 174 Meter betrug. Als Handrick mit dem Reinigen des Wasserkastens - es ist der dritte von insgesamt fünf auf der Strecke - fertig ist, setzen beide die Fahrt fort. Zurück im Depot, trinken die Gleisarbeiter noch ein Bier. Als sie gegen 3 Uhr morgens den Betrieb verlassen wollen, laufen sie dem Sicherheitsinspektor in die Arme, der Gärtner zur Alkoholprobe auffordert. Weil sich das Röhrchen färbt, muss er die Fahrerlaubnis abgeben. Dann geht er nach Hause. Die nächsten Tage verbringt Gärtner, als sei nichts gewesen.
    Monika Gräfe, das ergibt die Obduktion, ist an massiven Schädelfrakturen mit Hirnprellungen und an den Folgen des Würgens verstorben. Der Tod muss nach Erkenntnissen der Gerichtsmediziner gegen 2 Uhr morgens eingetreten sein. Spuren im Graben lassen darauf schließen, dass sie lange gegen den Tod gekämpft hat.
    Obwohl Polizei und Staatsanwaltschaft zwei umfassende Geständnisse vorliegen haben - eins davon ist auf Verlangen der Ermittler vom Beschuldigten handschriftlich verfasst bleiben ihnen Zweifel. Gärtners Erinnerungslücken, das Zugeben und Abstreiten von Details, machen sie nachdenklich. Mal will er das Stelleisen in die Büsche geworfen, dann wieder
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