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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe
Autoren: Wolfgang Swat
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dass Gärtner längere Zeit allein im Werkstattwagen war, was nicht ungewöhnlich ist. Ihm oblag es hauptsächlich, den Wagen zu fahren und darüber hinaus sicherzustellen, dass der Straßenbahn-Personentransport nicht gestört wird. Das erforderte, den Werkstattwagen auf der eingleisigen Strecke gegebenenfalls in Ausweichbuchten zu steuern. Handrick räumt gegenüber den Ermittlern ein, dass Gärtner ihm hin und wieder, aber nicht durchgängig beim Reinigen der Wasserkästen zur Hand ging.
    Max Gärtner gibt schließlich zu, dass er Monika Gräfe gegen 21.30 gesehen hat. Wo diese sich zwischen 20 Uhr, als sie die Gaststätte verließ und ihren Fußmarsch antrat, und 21.30 Uhr aufgehalten hat, ist nicht eindeutig geklärt. Ärzte erklärten, dass das Verhalten von Schizophrenie-Kranken in der Schubphase unkontrolliert ist und das Handeln völlig unlogisch sein kann. Wahrscheinlich ist das Opfer links in eine Seitenstraße eingebogen und später auf die Hauptstraße zurückgekehrt.
    Die Kriminalisten belehren den Zeugen Gärtner, dass er von nun an als Beschuldigter vernommen wird. Der gesteht den Ermittlern 20 Tage nach dem Mord an Monika Gräfe, dass er das spätere Opfer angesprochen habe, sexuellen Kontakt mit der Frau wollte und als die ablehnte, auf sie eingeschlagen habe. Einen Tag später erlässt das Kreisgericht Cottbus-Stadt Haftbefehl. Zur Tat äußert sich Gärtner gegenüber dem Haftrichter nicht. Er sei am Tag vorher von früh an zu den strafrechtlichen Vorwürfen vernommen worden und könne sich jetzt nicht mehr konzentrieren, so seine Begründung. Gärtner räumt jedoch ein, dass die Geschädigte jene Frau ist, die er aus sexueller Lust heraus angemacht habe, gegen die er gewalttätig geworden war und die dann getötet aufgefunden wurde. »Ich fühle mich aber nicht schuldig, sie vorsätzlich getötet zu haben«, sagt er.
    Es folgen in den nächsten Wochen intensive Vernehmungen, manchmal täglich. Die Kriminalisten finden nur schwer Kontakt zum Beschuldigten. Er ist verschlossen und misstrauisch. Fragen beantwortet er nur bruchstückhaft. Zusammenhängende Sätze kommen ihm nicht über die Lippen. Stundenlang sitzt Gärtner den Vernehmern gegenüber, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Man sieht förmlich, wie es in seinem Kopf rumort. Auf Fragen zur Sexualität reagiert der junge Mann schamhaft und bekommt einen roten Kopf. Ist er erregt, tritt ihm Schweiß aus allen Poren. Die Bekleidung wird förmlich durchtränkt und er verströmt einen unangenehmen, penetranten Körpergeruch. Auffällig sind seine Erinnerungslücken, wenn es um Details des Tatablaufs geht. »Man muss bei ihm ständig abwägen, was Lüge ist und was Wahrheit«, schreiben die Kriminalisten in einer Zwischeneinschätzung auf. Vieles gibt er erst zu, wenn er sich in die Enge getrieben fühlt. Seine Mutter fleht in einem Brief an ihren Sohn:
    »Ich bitte dich, sage die Wahrheit und erspare uns bitte weiteren Ärger. Wir möchten mal zur Ruhe kommen und nicht laufend zu Vernehmungen geholt werden. Denk an meinen Gesundheitszustand. Du ersparst uns und anderen viel Ärger. Deine Mutti«
    Die vielen Aussagen von Max Gärtner im Ermittlungsverfahren inhaltlich auf einen Nenner zu bringen, ist schwer. Aus der Vernehmung am 24. März 1982, die Grundlage des Haftbefehls ist, sowie aus dem schriftlichen Geständnis, das er knapp einen Monat später erstellt, ergibt sich folgendes Bild:
    Am Tatabend befinden sich Gärtner und sein Kollege Handrick mit ihrem Arbeitswagen gegen 21.30 Uhr an einer Haltestelle kurz vor dem Friedhof, als Gärtner die später Geschädigte kommen sieht. Diese läuft auf den Gleisen Richtung Stadtmitte und kommt direkt auf ihn zu. Sein Nervenkostüm ist arg strapaziert. Noch immer ärgert er sich darüber, dass ihn die Konfliktkommission wegen des Unfalls zur 300 Mark Schadenersatz verdonnert hat. Außerdem ist er sexuell erregt. Auf der Fahrt mit dem Arbeitswagen vom Depot hinaus Richtung Madlow erblickt er Mädchen, die seine Fantasie anregen. »Die müsste man mal bumsen«, denkt Gärtner, der trotz seiner 25 Jahre noch männlich unberührt ist. Einmal erst war er kurz davor, seine Unschuld zu verlieren. Während des Armee-Dienstes hatte er Kontakt zu einer Frau, doch die war ihm in seiner Verklemmtheit zu schnell in ihrer Annäherung und zu direkt in ihrer Lust. »Das war eine Nutte, die sofort nackt mit mir ins Bett gehen wollte«, beichtet er seinem Vater, als der ihn einmal auf sexuelle Kontakte anspricht. Der
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