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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe
Autoren: Wolfgang Swat
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dringend zur Kripo. Am Abend hätten ihn eine Frau und drei Männer in der Gaststätte »Zur Post« angequatscht, ihm die Brieftasche gestohlen und wären geflüchtet. Werker stimmt der Anzeige bei der Kripo während der Arbeitszeit zu, und Bärmann geht. Es ist inzwischen etwa 8 Uhr morgens. Der Leiter des Südfriedhofes blickt gewohnheitsmäßig aus dem Fenster und sieht, wie der Kollege auf der anderen Straßenseite etwas sucht unter den Robinienbüschen und dem Kabelgraben, der dort ausgeschachtet ist. Offensichtlich hofft er, die gestohlene Brieftasche zu finden, denkt sich der Chef. Plötzlich hört Werker, wie sein Friedhofsarbeiter schreit: »Hier liegt eine Tote!« Er eilt zu Bärmann, der auf einen Frauenkörper im Kabelgraben zeigt. Es handelt sich um eine leblose Frau mit sichtbar schweren Kopfverletzungen. Ihre Kleidung ist bis zur Brust hochgeschoben, der Unterkörper ist entblößt. Strumpfhose, Schlüpfer und Stiefel liegen neben der Leiche im Graben. Werker verständigt die Polizei und wenig später treffen die Spezialisten der Morduntersuchungskommission am Tatort ein. Der wird wie üblich in solchen Fällen weiträumig abgesperrt, um keine Spuren zu vernichten. Die Tote wird fotografiert, Tatortskizzen entstehen. Der herbeigerufene Gerichtsmediziner nennt als wahrscheinliche Todesursache mehrfache Schläge mit einem harten Gegenstand auf den Kopf des Opfers. Tatwerkzeug könnte eine Stange gewesen sein, gibt er vorsichtig einen ersten Tipp. Ob die Frau vergewaltigt wurde, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht sicher gesagt werden, obwohl der nackte Unterkörper darauf hindeutet. Spermaspuren finden die Gerichtsmediziner später bei der Obduktion allerdings nicht.
    Die Tote ist zunächst nicht zu identifizieren. Eine Handtasche ist trotz intensiver und weiträumiger Suche nirgendwo zu finden. Einige Stunden später wird klar, dass es sich um Monika Gräfe handelt. Eine Kollegin ruft gegen 10 Uhr bei der Polizei an, weil diese nicht zur Arbeit erschienen ist und sich auch zu Hause nicht meldet.
    Ins Visier der Ermittler gerät zunächst Friedhofsarbeiter Bärmann. Seine Aussagen sind widersprüchlich. Mal spricht er von einer Frau und drei Männern, die ihm die Brieftasche gestohlen haben, mal von einer Frau und zwei Männern, schließlich von drei Jugendlichen. Auch die Zeitangaben sind unscharf . Der Friedhofsarbeiter will um 22.20 Uhr die »Post« verlassen haben und zehn Minuten später bei der Freundin eingetroffen sein. Die wiederum gibt zu Protokoll, dass es eine Stunde früher gewesen sei. Das deckt sich mit den Angaben des Gaststättenpersonals, wonach das Lokal um 21.30 Uhr geschlossen hat.
    In der »Lausitzer Rundschau«, der örtlichen Tageszeitung, die in fast jedem Haushalt der Region gelesen wird, erscheinen Fahndungsmitteilungen der Polizei. Es werden Zeugen gesucht, die sich am Abend und in den Nachtstunden im Bereich der Gaststätte, des Friedhofs und der NVA-Kaserne aufgehalten haben. Gefahndet wird außerdem nach der Handtasche des Opfers samt Inhalt. Die Tasche wird jedoch nie gefunden. Die Brieftasche, die sich darin befunden hat, entdecken Spaziergänger Wochen später weit entfernt vom Tatort im Stadtteil Klein-Ströbitz.
    Der Verdacht gegen Bärmann erhärtet sich nicht. Dafür rückt Max Gärtner in den Kreis der Verdächtigen. Bei der Überprüfung der Fahrpläne der Straßenbahn fällt auf, dass Gärtner und sein Kollege Klaus Handrick in der fraglichen Zeit zwischen 21 und 22 Uhr mit einem Werkstattwagen vom Stadtzentrum Richtung Cottbus-Madlow unterwegs waren, mit dem Auftrag, Wasserkästen im Gleiskörper zu reinigen. Diese müssen regelmäßig von angespültem Sand gesäubert werden, um einen störungsfreien Bahnbetrieb zu gewährleisten. Dazu wird der Deckel mit Hilfe von Hammer und Weichenstelleisen entfernt und der Kasten mit einem starken Wasserstrahl ausgespritzt. Hartnäckiger Schmutz, der dem Wasser trotzt, muss mit dem Weichenstelleisen oder anderem geeigneten Werkzeug beseitigt werden. Ist alles sauber und wieder ordnungsgemäß abgedeckt, kommt der Schlauch auf den Wagen und der nächste Wasserkasten wird angefahren. Wie lange die Reinigung dauert, ist schwer abzuschätzen. Je nach Verschmutzungsgrad benötigen die Gleisarbeiter manchmal nur wenige Minuten oder aber Stunden.
    Gärtner und Handrick werden in den nächsten Tagen mehrmals als Zeugen vernommen. Während Handrick glaubhaft machen kann, dass er mit den Arbeiten im Gleis beschäftig war, fällt auf,
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