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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee
Autoren: Kjell Eriksson
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Tisch.
    Mechanisch begann sie zu zählen, legte immer zwanzig Fünfhunderter zusammen. Als sie fünfzigtausend abgezählt hatte, packte sie die Wut. Er hatte sie hintergangen. Gott, was hatte sie den ganzen Herbst geknausert und sich wegen des Geldes und ihrer Zukunft Sorgen gemacht. Während John gleichzeitig Hunderttausende Kronen vor ihr versteckt hatte. Außerdem hatte Justus noch einiges mitgenommen. Er hatte es also auch gewußt. John und der Junge hatten eigene Pläne gehabt. Sie war zweifach verraten worden.
    Plötzlich hörte sie einen Laut, streckte sich und drehte das Radio leiser.
    »Justus«, rief sie, »bist du das?«
     
    Lennart sah den Mann zu Berits Fenstern hinaufschauen. Auf dem schlecht beleuchteten Hof und in dem dichten Schneegestöber war es schwierig, Details zu erkennen, aber die Gestalt kam ihm bekannt vor. Konnte es Dick Lindström sein? Er war eigentlich nicht so kräftig gebaut, aber die Winterkleider täuschten. War er etwa aus Holland zurück und geil wie ein Rammler? Lennart fluchte. Jetzt erwische ich euch in flagranti, dachte er. Wie kann er es nur wagen, hier aufzutauchen? Und Justus, soll der arme Junge etwa miterleben müssen, wie es seiner Mutter nur eine Woche nach Johns Tod von einem Schwein mit vorstehenden Zähnen besorgt wird?
    Lennart näherte sich dem Hauseingang, zog sich jedoch schnell wieder zurück, als er einen Mann erblickte, der mit Mülltüten und zwei großen Kartons in den Händen aus dem Haus trat. Der Mann ging zu dem Verschlag mit den Mülltonnen, hinter dem Lennart sich verbarg. Er hörte ihn näher kommen, etwas murmeln, sich räuspern und in den Schnee spucken.
    Die Tür des Verschlags wurde geöffnet, und die Gerüche aus seinem Inneren drangen in den Winterabend hinaus. Der Mann schlug die Tür wieder zu und ging zur Haustür zurück. Lennart wartete noch eine Minute, ehe er den Fußspuren folgte.
     
    Ruben Sagander starrte verblüfft auf das Geld. Auf dem Fußboden und dem Tisch lagen haufenweise Geldscheine. Sein Geld. Er hatte recht gehabt. Er mußte lachen.
    Berit zog instinktiv die Geldbündel zu sich, ohne den maskierten Mann aus den Augen zu lassen. Sie begann, die Scheine wieder in den Karton zu räumen.
    »Rühren Sie mich nicht an«, sagte sie und sah sich nach einer Waffe um.
    Der Mann lachte, bückte sich und hob einen Geldschein vom Fußboden auf. Berit sprang von ihrem Stuhl auf und versuchte das Brotmesser zu erreichen, das auf der Spüle lag, wurde jedoch mit eisernem Griff aufgehalten. Durchdringender Schweißgeruch stieg ihr in die Nase, und sie spürte die Hände, die ihre Arme gepackt hatten. Der Mann sagte nichts, aber sein Atem ging schwer. Durch die Maske war er zwar nicht zu erkennen, aber er kam ihr dennoch bekannt vor. Sie versuchte sich loszureißen, doch sein Griff wurde nur noch fester und er lachte wieder. Sie trat ihn gegen das Schienbein, aber das schien ihm nichts auszumachen.
    Ich will nicht sterben, dachte sie immer verzweifelter und sah wieder Johns angsterfülltes Gesicht vor sich. Erneut versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien, indem sie sich schnell zur Seite warf und dabei mit dem Kopf gegen seinen stieß. Sie hörte ein Knirschen. Für einen Moment ließ er ihre Arme los, und sie stürzte zur Spüle, doch der Mann warf sich sofort wieder auf sie. Sie ging zu Boden, aber es gelang ihr, ihn durch die Mütze hindurch im Gesicht zu kratzen. Ihre Hand wurde feucht, und sie begriff, daß Blut durch die Wolle sickerte. Er brüllte vor Schmerz auf und hob den Arm zu einem Schlag, der Berit an der Schulter traf. Die ungeheure Wucht des Schlags warf sie herum.
    Dann war er auf ihr. Bisher war es ein stummer Kampf gewesen, aber nun schrie Berit. Er ließ sie mit einer Hand los und versuchte ihr den Mund zuzuhalten, wodurch sich ihr die Chance bot, ihm das Knie in den Schritt zu rammen. Er krümmte sich vor Schmerz, richtete sich dann halb auf, faßte in die Tasche seines Anzugs und holte das Messer heraus.
    Jetzt sterbe ich, dachte sie, als sie das erhobene Messer über sich sah. Dann hörte sie eine gewaltige Detonation und spürte, daß der maskierte Mann zusammenzuckte. Es folgte ein weiterer Knall, die Mütze riß auf und eine grauenvolle Wunde in seinem Kopf wurde sichtbar, als er auf sie fiel.
    Die Glieder des Mannes zuckten, alles war still. Das Gewicht und der beißende Geruch des Körpers versetzten Berit in Panik, und sie stieß ihn mit aller Kraft von sich. Blut tropfte auf ihr Gesicht und ihre Brust
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