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Der Tote im Schnee

Der Tote im Schnee

Titel: Der Tote im Schnee
Autoren: Kjell Eriksson
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daß er verheiratet war? Ich habe die Frau mal kennengelernt, ein echter Volltreffer. Sie haben einen Jungen. Er heißt Justus.«
    »Wie zum Teufel kannst du dir das alles nur merken?«
    »Da war was an dieser Familie, das mir gefallen hat. Die Frau des kleinen John war eine spezielle Donna. Hübsch, meine ich, aber nicht nur das. Da war noch mehr.«
    Haver wartete auf eine Erläuterung, was dieses »mehr« bedeutete, aber Fredriksson hatte den Gedanken offenbar bereits wieder fallenlassen.
    »Dann sind Volltreffer und Donna also das gleiche?«
    »So ungefähr«, erwiderte Fredriksson und lächelte.
    »Bea ist dort«, sagte Haver. Er war froh, daß ihm das erspart blieb, obwohl er Bea eigentlich hätte begleiten sollen. Die erste Begegnung mit einem nahen Angehörigen konnte wichtige Informationen und Einsichten bringen.
    Er erinnerte sich noch an die Frau eines Selbstmörders. Der Mann hatte sich hinter einer Scheune in der Nähe von Hagby in die Luft gesprengt, und als Haver und eine Kollegin, Mia Rosén, bei der frischgebackenen Witwe an die Tür klopften, um ihr die traurige Nachricht zu überbringen, begann sie schallend zu lachen. Sie hatte eine halbe Minute lang ununterbrochen gelacht, bis Rosén sie packte und ordentlich schüttelte. Daraufhin beruhigte sie sich ein wenig und murmelte etwas Entschuldigendes, konnte die Genugtuung über den Tod ihres Mannes jedoch nicht verbergen.
    Es stellte sich heraus, daß der Mann vollkommen betrunken gewesen war, 2,8 Promille, und es nicht auszuschließen war, daß jemand die Sprengladung an seinem Körper angebracht hatte. Es gab Reifenspuren auf einem schmalen und lehmigen Feldweg hinter der Scheune. Ein Auto war dorthin gefahren und hatte anschließend zurückgesetzt. Wahrscheinlich handelte es sich um einen blau lackierten Wagen, denn es gab Lackspuren an einer beschädigten, jungen Kiefer am Wegrand.
    Als sie einige Tage später die Frau ein weiteres Mal verhörten, war ein Mann im Haus. Er besaß einen roten Audi.
    Havers Gedankengang wurde von Fredriksson unterbrochen.
    »Wer mordet mit einem Messer?« fragte er und griff damit Havers Überlegungen auf.
    »Entweder jemand, der betrunken ist, bei einer Schlägerei, die ausartet, oder bei einem Kampf zwischen zwei Gangs.«
    »Oder aber ein eiskaltes Schwein, das zu viel Lärm vermeiden will«, sagte Fredriksson.
    »Er ist vor seinem Tod mit einem Messer traktiert und geschlagen worden.«
    »Was sollen wir von den Fingern halten?«
    »Das erste, woran ich gedacht habe, war Erpressung«, sagte Haver. »Ich weiß, ich gucke zuviel Fernsehen«, ergänzte er, als er Fredrikssons Blick bemerkte. »Ich glaube, daß der kleine John über Informationen verfügte, die jemand furchtbar gerne haben wollte.« Er rollte noch ein Stück zurück.
    »John war ein schweigsamer und zäher Bursche«, meinte Fredriksson. Er ging ein paar Schritte auf das Fenster zu, drehte sich jedoch unmittelbar darauf wieder um und sah Haver an. »Hast du was von Ann gehört?«
    »Ist schon ein paar Wochen her. Sie läßt grüßen.«
    »Vor ein paar Wochen, na vielen Dank. Du bist mir ja ein schneller Bote. Wie geht es ihr?«
    »Es ist nicht gerade ihr Ding, zu Hause zu sein.«
    »Aber dem Kleinen geht es gut?«
    »Denke schon. Wir haben vor allem über die Arbeit geredet. Ich glaube, Ann hat den Bruder des kleinen John einmal verhört.«
    Fredriksson verließ Haver, der an die Worte seines Kollegen über Johns Frau denken mußte. Er war neugierig auf Beas Kommentar. Wie er sie kannte, würde es dauern, bis sie zurückkam. Sie konnte vielleicht am besten von ihnen mit Menschen umgehen, war freundlich, ohne aufdringlich und rührselig zu sein, gründlich, ohne kleinlich zu werden. Sie baute ein Vertrauensverhältnis auf, und das brauchte Zeit, aber dann gelang es ihr in der Regel auch, den Leuten Informationen zu entlocken, die vielen anderen Kollegen entgingen.
    Haver rief Ryde auf dem Handy an. Wie er vermutet hatte, war der Kriminaltechniker noch draußen in Libro.
    »Was Interessantes?«
    »Nicht viel, außer daß es wieder schneit.«
    »Ruf mich an, wenn ihr was findet«, sagte Haver, der ungeduldig war. Ryde mußte einfach etwas aufstöbern. Irgendwas. Haver wollte rasch Ergebnisse haben.
    Laß es gut gehen, dachte er in der frommen Hoffnung, daß die Ermittlungen in einem Mordfall, die er zum ersten Mal verantwortlich leitete, mit einer schnellen Ergreifung des Täters endeten. Er war nicht unerfahren. Bei mehreren Fällen hatte er eng mit
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