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Der Toeter und andere Erzaehlungen

Der Toeter und andere Erzaehlungen

Titel: Der Toeter und andere Erzaehlungen
Autoren: Veijo Meri
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verdunkelten.
    – Hier wäre solch ein Papier, unter das Ihr Euren
    Namen setzen möchtet, sagte der Buchhalter und überreichte Taappola eine Art Urkunde. – Worum geht’s denn, fragte Taappola listig. Er versuchte im Dämmerlicht zu erkennen, nach welchem Schema das Papier aufgesetzt sei. Er gab sich keine Mühe, es zu lesen, dafür war er zu vorsichtig; alles was er an Papieren bekam, las er erst, wenn er die Tür hinter sich zuhatte, zu Hause und nicht vor aller Welt.
    – Das betrif Euer Scharwerk, ein Zusatzkontrakt. Jetzt begriff Taappola, was die eine Zahl zu bedeuten hatte, an der sich sein Blick zuletzt festgelesen hatte. – Vier Tage Handdienst.
    – Joo, Handdienste sind das. Und zwei Tage Spanndienst. Du würdest auch gut noch mehr schaffen. – Woher weiß man denn so sicher, wieviel ich schaffe? – Regt Euch nur nicht auf, warnte der Schreiber. Esaias Taappola bat, den Gutsherrn sprechen zu dürfen, um zu erfahren, was in dem Papier stehe. Der Herr war auch bereit zu kommen. Er hielt Taappola eine lange Rede und erklärte zu jedem Punkt, daß der Kätnerhof, wie sich herausgestellt habe, sehr reich sei, viel reicher und ergiebiger als man vermutet habe. Er sei jedenfalls besser gestellt als viele andere Höfe.
    – Wieso ist der jetzt auf einmal so reich geworden, in den paar Stunden. Gerad erst bin ich da weggefahren heut früh, und hab selber nichts davon gemerkt.
    – Ihr seid zu Scherzen aufgelegt, Taappola, bemerkte der Herr und mußte Tränen lachen; er war ein großer Freund von Humor. Ein Mensch genau von der Sorte.
    Als der Herr zu lachen anfing, wußte Taappola, daß langes Reden nichts mehr verschlüge, und er setzte mit betontem Eifer seinen Namen unter das Papier. Wenn der Gutsherr vor dem ernsten Gesicht eines Bauern in lautes Lachen ausbricht, ist äußere Demut das einzige Mittel, das wirkt.
    Auf dem Feld, wo der Lohnknecht mit dem Pferd auf ihn wartete, brach er abwechselnd in lautes Lachen und Fluchen aus. Der Lohnknecht trieb das Pferd an und ging hinter dem Leiterschlitten her, er traute sich nicht, in den Schlitten zu steigen. Der Sand auf dem Weg knirschte unter den Kufen, daß es einem kalt wurde. Taappola schnauzte plötzlich los: – Tritt die Pferdeäppel nicht kaputt!
    – Was ist denn? fragte der Lohnknecht und drehte
sich erstaunt um.
– Geh ordentlich!
    Nach vielleicht hundert Metern holte ihn Taappola ein und rempelte ihn von der Seite an, Schulter gegen Schulter. Der Lohnknecht schwankte und neigte sich nach hinten über. Er bekam im letzten Augenblick das Querholz am Schlitten zu fassen und blieb mit beiden Armen rücklings daran hängen. Seine Stiefelabsätze pflügten zwei krumme, einander parallel laufende Rinnen in den Sand. Er kam nicht wieder frei, denn das Pferd ging einfach weiter. Wenn er das Schlittenholz losgelassen hätte, wäre er auf den Rücken und mit dem Kopf gegen die Kufe geschlagen.
    – Prr, prrr, sagte er, aber der wilde Krakeel hatte das Pferd in Schwung gebracht.
    – Ich hab dir schon drüben auf dem Feld gesagt, daß du dein gottverdammtes Maul halten sollst. Der Lohnknecht sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen.
    Bei der ersten, an ihrem Weg liegenden Gutskate bogen sie ab; sie fuhren quer durch den Hof, sich gegenseitig anstarrend, der Lohnknecht am Schlittenholz hängend, der Kätner zwei drei Schritte hinter ihm her.
    – Hier war hoher Besuch, sagte die Kätnerin als erstes, als der Kätner in die Stube kam.
    – Was, ist Mamachen gestorben? fragte der Kätner. – Wenn ich gewußt hätte, daß dieser verdammte Knochenarsch hierherkommt, hätte ich vorher alle Kasten und Zuber in den Wald geschleppt, aber wie sollte ich Unglückswurm das ahnen. – Wer war hier?
    – Die, die! Die ist hier gewesen, die Gutsolle, mehr sag ich nicht; mit der Kutsche, und jedes einzelne Körnchen hat sie im Speicher gezählt. Verzeih mir. Ich konnte nichts dagegen machen.
    Die Kätnerin konnte das Weinen nicht mehr zurückhalten, und ließ sich auf die Bank fallen. – Was bittest du mich um Verzeihung? Hab ich dir denn was getan? sagte der Kätner in hartem Ton. Die Frau schwieg, richtete sich auf und sah ihn an. – Du bist mir doch nicht böse?
    – Wieso soll ich dir böse sein. Bin ich denn meiner Hand böse, daß ich arbeiten muß.
    Der Kätner setzte sich auf die Bank, zog sich die Stiefel aus und trat die Stiefel in die Ecke. – Ist das nicht eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, daß sowas über die Leute und ihre Sachen herrschen
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