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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern
Autoren: Hubert Haensel
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Ungeachtet aller Bedrohungen hastete er auf einen der erstarrten Helden zu. Gerrek wollte ihm folgen, doch der Sohn des Kometen hinderte den Beuteldrachen daran.
    »Laß ihn«, sagte er. »Ich kann verstehen, was Sadagar bewegt.«
    Gerrek stieß zwei Rauchwölkchen aus, ein deutliches Zeichen seiner Erregung. Es dauerte lange, bis der Steinmann sich endlich wieder zu ihnen umwandte, während ringsum die Krieger auf die Todesfelsen kletterten und mit ihren Streitäxten, Schwertern und anderen Waffen Boozam beistanden.
    Sadagar wirkte bedrückt.
    »Und?« machte Gerrek ungeduldig. »Was hast du herausgefunden?«
    »Nichts.« Das klang nicht nur schroff, sondern auch überaus abweisend. Doch ein Beuteldrache kann hartnäckig sein.
    »Du ziehst Vergleiche zu Nykerien, oder?«
    »Und wenn, was geht es dich an?« brauste Sadagar auf. Augenblicke später stieß er ein verhaltenes Ächzen aus. »Tut mir leid, Gerrek, aber die Versteinerungen hier sind anders als in meiner Heimat, in ihnen scheint nicht einmal mehr eine Spur von Leben zu existieren.«
    Hatte er sich Hoffnungen gemacht, ein Mittel gegen die Heimtücke eines Gottes zu finden? Der Beuteldrache erkannte, daß es Momente gab, in denen man besser schwieg.
    Dies war ein solcher Moment.
*
    Als sie ihren Weg gen Süden fortsetzten, hielten die Krieger sich näher am Goldenen Strom. Der Untergrund wurde hier allerdings tückischer, weil das vom goldenen Flimmern unterspülte Erdreich brüchig war. Dazwischen gab es immer wieder einzelne Priele, die den Sohn des Kometen an Treibsandansammlungen erinnerten. Wehe dem Menschen, der da hineingeriet, er würde unweigerlich verloren sein.
    Acht Mann waren den Todesfelsen zum Opfer gefallen, entsprechend gedrückt blieb die Stimmung unter den Helden, als sie weiter nach Süden vorstießen. Mythor und seine Begleiter hielten sich ein wenig abseits. Immerhin mußte der Schleusenwächter auf der Hut sein, hatte er doch den Domo des Verrats an der Sache des Lichtes überführt und war einem Anschlag auf sein Leben nur durch eine glückliche Fügung entronnen. Gerade deshalb stand zu befürchten, daß Schergen ihm folgten. In diesen Tagen gab es für Gejagte lediglich eine Möglichkeit, ihre Haut zu retten: Sie mußten sich den Helden anschließen, um die erstbeste sich bietende Gelegenheit zur Flucht zu nutzen. Nur Boozam hatte nicht vor, die anderen im Stich zu lassen. Nicht nach allem, was geschehen war. Die starke Barriere, an einer Stromschleuse errichtet, um dem Todesstern Einhalt zu gebieten, existierte nicht mehr. Und Grootan, Zeuge des ungeheuerlichen Verrats, hatte für sein Wissen mit dem Tod bezahlt. Wie alle sieben Jahre, wenn das Böse sich näherte, würden erneut viele tapfere Kämpfer den Heldentod sterben…
    »…unnötig diesmal, aber es gibt keine Hoffnung, die zerstörte Barriere wieder aufzurichten.« Ohne es selbst zu bemerken, hatte Boozam seine Gedanken laut ausgesprochen. Er wurde erst darauf aufmerksam, als Mythor sich zu ihm umwandte und ihn fragend ansah. »Es ist nichts«, winkte er ab.
    »Du fürchtest, alles könnte vergebens sein?«
    Der Schleusenwärter nickte stumm. Sein grauhäutiges Echsengesicht verzog sich zu einer Grimasse, während er die hochstehenden Wolfsohren nach allen Seiten drehte, als lausche er der fernen Gefahr. »Diesmal werde ich kämpfen wie nie zuvor in meinem Leben. Die Schmach, die der Domo dem Volk der Aborginos durch sein Handeln auferlegt hat, soll jedenfalls nicht die meine sein. Lieber sterbe ich, als dem Bösen auch nur den kleinen Finger zu reichen.«
    Fauchend zeigte Dori ihre Krallen. In dem Moment erinnerte sie mehr an eine ungezähmte Wildkatze denn an die possierliche Gespielin, die sie für den Schleusenwärter war.
    »Das Kätzchen schnurrt wie ein Tiger«, bemerkte Gerrek zögernd. »Weh dem, der ein ganzes Rudel von ihnen zum Feind hat.« Und weitaus leiser und nur an Sadagar gewandt, fuhr er fort: »Ich möchte wissen, ob sie auch Mäuse verspeisen.«
    Er zuckte zusammen, als Dori knurrend nach ihm schlug. Die Kaezin entblößte ihr scharfes Gebiß. »Mäuse und Beuteldrachen«, ergänzte sie.
    Während der Steinmann lauthals zu lachen begann, stapfte Gerrek beleidigt weiter.
    Düsternis zuckte durch den Goldenen Strom. Ihre Ausläufer verdunkelten vorübergehend auch die sanft gewellte Auenlandschaft, die zur Schattenzone hin merklich anstieg. Mehrere Boote suchten in Ufernähe Schutz vor der aufkommenden Strömung; sie gerieten in einen heftigen Strudel,
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