Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
der sie mit unwiderstehlicher Gewalt mit sich riß. Nur den Insassen eines Bootes gelang es, dem Sog zu entgehen. Mit breitblättrigen Paddeln trieben sie ihr Gefährt vorwärts, das kaum mehr als ein Wrack war.
    Witternd sog Dori die Luft ein. »Ich rieche eine Kaezin«, raunte sie.
    Aber auf dem Boot, das schwerfällig herantrieb, befanden sich nur drei Krieger. Weshalb brachten sie eine Ausdünstung mit sich, wie sie normalerweise nur Aborginos anhaftete?
    »Du mußt dich täuschen«, meinte Boozam.
    »Nein«, erwiderte Dori kratzbürstig.
    »Da ist nichts«, riefen Mauci und Cogi wie aus einem Mund.
    »Weil ihr dumm und unerfahren seid.«
    Knurrend sprangen die beiden auseinander. »Sag das nicht noch einmal«, forderten sie.
    »Laßt mich in Ruhe.«
    Im nächsten Moment sah Dori sich von zwei Seiten her angegriffen. Ineinander verkrallt, fauchend, quietschend und um sich beißend, rollten die drei Kaezinnen über den Boden, ein einziges Fellknäuel.
    Boozam stieß einfach mit dem Schaftende seines Zweizacks zu. Für ihn waren solche Reibereien nichts Neues. Klägliches Miauen beantwortete seine kräftigen Hiebe, dann purzelten die Kaezinnen auseinander, und jede von ihnen begann, ihre Hände zu lecken und ihr in Unordnung geratenes Fell zu glätten.
    Das Boot war mittlerweile auf eine flache, in den Strom hinausragende Uferbank gespült worden. Der Untergrund dort war trügerisch. Schwerfällig tasteten die Krieger sich über schwankende Schollen vorwärts. Jeder ihrer Schritte ließ ein goldenes Flimmern aufstieben.
    »Was sind das für welche?« fragte Gerrek Boozam.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte der Schleusenwärter. »Mich stört die ihnen anhaftende Witterung. Sollten sie vom Domo ausgesandt worden sein?«
    Die drei Krieger waren von untersetzter, massiger Statur. Was von weitem wie eine Rüstung ausgesehen hatte, entpuppte sich aus der Nähe als bunt schillerndes Schuppenkleid, das sie wie eine zweite Haut umgab. Ihre hellen, fast weißen Augen standen in starkem Gegensatz zu ihrer glänzenden, wie mit Ruß geschwärzten Haut. Die Haare hatten sie bis auf einen schmalen, sichelförmigen Kamm, der sich von der Schädelmitte bis weit in den Nacken hinzog, geschoren. Grellrot, zur Stirn hin auslaufende Ornamente bedeckten ihre Schläfen. Das Auffälligste aber waren die vernarbten Wunden unmittelbar über der Nasenwurzel eines jeden von ihnen. Unter der dünnen Haut bewegte sich etwas, was entfernt die Umrisse kleiner Käfer besaß.
    Ihre Waffen bestanden aus langen, geflammten Schwertern, deren Klingen sich ab der Mitte gabelten und in zwei eine Handspanne auseinanderliegenden Spitzen ausliefen. In einer ledernen Scheide über der Schulter trug jeder außerdem ein etwa ellenlanges, gebogenes Stück Metall, dessen abgerundete, messerscharfe Kanten eine tödliche Wirkung vermuten ließen. Mythor nahm an, daß es sich dabei um Wurfgeschosse handelte.
    Der erste der drei nickte ihnen kurz zu, sein Blick überflog die kleine Gruppe, streifte Boozam wie beiläufig und, blieb schließlich an Gerrek hängen. »Ein Beuteldrache, hier, in der Schattenzone?« Seine Stimme war reich an kehligen Lauten und infolgedessen schwer verständlich. »Ich bin Baran, und die beiden«, er zeigte auf seine Begleiter, »heißen Khoy und Yau.«
    »Du kennst mich?« machte Gerrek überrascht.
    »Nein. Ich war nur überrascht, einen Beuteldrachen hier anzutreffen.«
    »Einen…«, dehnte Gerrek, und seine Glubschaugen traten weit aus ihren Höhlen hervor. »Das gibt es doch nicht, oder? Du erlaubst dir einen schlechten Scherz.« Daß Baran ihn mit einem mitleidigen Blick bedachte, entlockte ihm etliche Rauchwölkchen.
    »Woher kommt ihr?« unterbrach Boozam ungeduldig.
    Khoy vollführte eine umfassende Handbewegung, die jede Himmelsrichtung einbezog. »Wir sind auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Es gibt keinen Ort, an dem wir uns niederlassen.«
    »Aber ihr kamt mit einem Boot auf dem Goldenen Strom.« Boozams Rechte ruhte unverändert auf dem Griff seines Hakenschwerts.
    »Von Watalhoo aus«, nickte Baran. »Dort vernahmen wir die Kunde bevorstehender großer Ereignisse.«
    »Von Kampf und Tod«, warf Gerrek ein. »Etwas anderes werdet ihr kaum gehört haben. Aber sagtest du nicht, daß ihr auf eurem Weg anderen Beuteldrachen begegnet seid?«
    »Wir hörten von ihren Taten, selbst gesehen haben wir nie einen dieses Volkes.«
    »Ruhmreiche Taten sicherlich«, bemerkte Gerrek. »Wo war das? Beschreibe mir das Land. Liegt es im
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher