Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
finden, selbst wenn er es deutlich vor sich sieht. In der Schattenzone kann das tödlich sein.«
    »Du meinst, indem man die Innenseite seines Wamses nach außen kehrt, wird dieser verderbliche Einfluß aufgehoben«, ereiferte sich Gerrek. »Das ist Humbug.«
    »Magie«, erwiderte Boozam. »Und die einzige Möglichkeit, Betroffene rasch zu heilen.« Mit dem Schwert trennte er die Wurzeln ab und schob sie hinter seinen breiten Leibgurt.
    Gerrek tastete über das in ein Fell gewickelte Rotarium mit den neun Bausteinen des DRAGOMAE, das Mythor sich mittels einer einfachen Trageschlaufe umgegürtet hatte. »Damit wäre der Spuk sofort zu beenden.«
    »Laß die Finger von Dingen, die du nicht verstehst«, warnte Sadagar.
    Allmählich wich die Lähmung von Mythor. »Warum rasten wir schon wieder?« fragte er. »Der Todesstern wartet nicht auf uns.«

3.
    Fronja hatte Tertish und deren Amazonen aufgefordert, sowohl auf Elrammed als auch auf Jeroba ein wachsames Auge zu haben. Ihr selbst blieb keine Zeit, sich um diese Dinge zu kümmern, weil es schwieriger wurde, Carlumen zu manövrieren, je näher man dem Todesstern kam. Oder machten sich lediglich die Auswirkungen der Schattenzone zunehmend bemerkbar? Zusammen mit Robbin versuchte die Tochter des Kometen, die Fliegende Stadt in der Mitte des Goldenen Stroms zu halten, was aber nur dank Caerylls Mithilfe gelang.
    Viele Helden waren aufgebrochen, um sich dem Bösen zu stellen – auf Segelschiffen, Flößen und Gefährten, bei deren Anblick jeder sich unwillkürlich fragte, wie sie überhaupt zusammenhielten. Hin und wieder zog Carlumen dicht an solchen Schiffen vorbei. Die Krieger stachelten sich dann gegenseitig an. Jeder wollte der erste sein, der den Todesstern mit eigenen Augen sah, obwohl keiner von denen, die früher in diesen Kampf zogen, je zurückgekommen war.
    »Wir benötigen noch einige Stunden«, sagte Robbin, ohne sich von den »Augen« des Widderkopfs umzuwenden, durch die er unverwandt in das goldene Wogen hinausblickte. »Aber was dann? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr fürchte ich, wir setzen Carlumen einem unnötigen Risiko aus.«
    »Willst du vor der Bedrohung fliehen?« Hart und unnachgiebig klangen Fronjas Worte.
    Robbin schüttelte den Kopf. »Zumindest die Fliegende Stadt in Sicherheit bringen. Ich glaube nicht, daß ein zweifelhafter Erfolg den Einsatz wert ist. Immerhin geht es nur um zwei Städte, und Visavy dem Boden gleichzumachen, hieße ohnehin nicht viel mehr, als ein Räubernest auszuräuchern.«
    »Sprich nicht so!« zischte Fronja wütend. »Jedes Menschenleben ist kostbar, auch das eines Diebes und Wegelagerers. Außerdem steht weit mehr auf dem Spiel.«
    Zögernd wandte der Pfader den Kopf. Der Blick seiner großen roten Augen mit den schwarzen Punkten darin schien sich in endloser Ferne zu verlieren. »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, kam es tonlos über seine Lippen.
    »Vom Fortbestand aller positiven Kräfte der Schattenzone. Wenn der Todesstern die Circulur-Ader zerstört, kann sich vieles ändern.«
    Robbin kam jetzt langsam auf sie zu. In gewisser Weise wirkte er wie ein Schlafwandler. Seine Augen waren weit aufgerissen, aber starr. Er schien überhaupt nicht wahrzunehmen, was er sah. Seine Bewegungen wirkten eckig, als sträube er sich mit jeder Faser seines Körpers dagegen, auch nur einen einzigen Schritt zu tun.
    »Niemand wird den Todesstern aufhalten«, murmelte er. »Niemand, hörst du.« Seine dünnen, bis fast zu den Knien reichenden, gelenklosen Arme reckten sich der Tochter des Kometen entgegen. Schlagartig spürte sie, wie etwas Fremdes nach ihr griff und sie in seinen Bann zu ziehen versuchte, aber es fiel ihr leicht, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Dieses Fremde befand sich außerhalb von Carlumen .
    Der kurze Augenblick, den sie abgelenkt war, genügte dem Pfader. Seine Hände zuckten vor und umklammerten ihren Hals. Fronja war viel zu überrascht, um sich wirkungsvoll zur Wehr zu setzen. Wie eiserne Zwingen legten Robbins Finger sich um ihre Kehle; sie bekam keine Luft mehr, bunte Schlieren vor ihren Augen ließen alles andere um sie her verschwimmen. Unkontrolliert schlug sie um sich. Von den Schläfen ausgehend, durchzog ein dumpfes Pochen ihren Schädel. Alles in ihr wehrte sich gegen den nahenden Tod. Sie fühlte eine grenzenlose Enttäuschung. War dies ihr ganzes Leben gewesen, ihr etliche Menschenalter währender Schlaf in einem Schrein am Hexenstern Vangas, ihre Träume, die sie den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher