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Der Todesstern

Der Todesstern

Titel: Der Todesstern
Autoren: Hubert Haensel
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erneut einsetzende Strömung ihn gegen den Bauch der Fliegenden Stadt, wo er an den weit vorstehenden Sirenen endlich Halt fand.
*
    Die Überraschung war groß, als man dem Geretteten gegenüberstand.
    »Das ist kein Mann«, stieß Lankohr hervor.
    Bei dem Versuch, an Bord zu kommen, hatte die Frau ihren weiten Umhang verloren. Sie war fast sechs Schritt groß und muskulös. In ihren dunklen Augen standen Verzweiflung und Trotz dicht beieinander.
    Als sie Elrammed entdeckte, warf sie sich mit einem heiseren Aufschrei auf ihn; ihre Finger umklammerten das Heft seines Schwertes und zerrten es halb aus der Scheide, dann erst vermochte er sie daran zu hindern, ihn mit seiner eigenen Klinge niederzustechen.
    »Du elender Dieb, man hätte dir die Hände abschlagen sollen. Wo hast du…?« Gurgelnd brach sie ab, als er sie mit seinen Bärenkräften in die Knie zwang.
    Fronja trennte die beiden voneinander. Ihr Blick blieb an der Frau hängen, die sich trotzig aufrichtete. »Wer bist du, und was willst du von ihm?«
    Sie, vielleicht dreißig, allerhöchstens fünfunddreißig Sommer alt, spie aus. »Es gibt kein gemeineres und hinterhältigeres Verbrechen, als jemanden um den Schweiß vieler Jahre zu betrügen.«
    »Wessen beschuldigst du ihn?« fragte Fronja.
    »Er stahl meine Salbe aus den Wurzeln der Irrwurz. Fünf Jahre brauchte ich, um in den Flußauen genügend von ihnen zu stechen. Fünf Jahre – kannst du überhaupt ermessen, was das bedeutet?«
    Die Tochter des Kometen schüttelte den Kopf.
    »Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben, nicht nur gegen dämonische Bestien und die Schrecken der Schattenzone. In den Auen existiert vieles, was noch keines Menschen Auge je geschaut hat. Und ich, Jeroba, habe es geschafft, ich habe die Salbe gewonnen, die sogar tödliche Wunden zu heilen vermag.«
    »Eine einfältige Geschichte.« Elrammed winkte ab. »Kein Wort daran ist wahr. Warum versuchst du, mich zu belasten?«
    »Wir könnten herausfinden, wer die Wahrheit sagt«, bemerkte Lankohr.
    »Bitte«, nickte Elrammed. »Ich habe nichts zu verbergen. Aber die Gefahr durch den Todesstern wird deshalb nicht geringer.«
    »Fragt ihn, weshalb er sich als Held für den Kampf gemeldet hat«, begehrte Jeroba auf. »Weil er weiß, daß ich ihn in Visavy über kurz oder lang des Diebstahls überführt hätte. Wahrscheinlich will er sich davonschleichen und die Salbe, die kostbarer ist als Salz, in Sicherheit bringen. Deshalb bin ich ihm gefolgt. Durchsucht ihn!«
    Der Krieger breitete die Arme aus. »Ihr werdet nichts finden. Die Aborginos haben schon vergeblich danach gesucht.«

2.
    Ihre grünen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, das eben noch behagliche Schnurren wurde jäh zu einem leisen Fauchen, das außer Mythor und Gerrek kaum einer der anderen »Helden« hören konnte. Doris rötliches Fell sträubte sich, sie zog den Kopf zwischen die Schultern und krümmte ihren Rücken.
    »Was ist?« fragte Mythor ebenso leise und sah sich flüchtig um. Aber alles war ruhig.
    »Gefahr?« raunte Dori. Der Sohn des Kometen konnte sehen, daß sie ihre langen Krallen entblößte. Die etwa einen Meter große, schlanke Kaezin mit dem Körper eines jungen Mädchens aber dem Gesicht einer Katze, gab sich nur noch katzenhaft.
    Im Schutz etlicher großer, halbkreisförmig beieinanderstehender Felsblöcke hatte die Gruppe von rund fünfzig Kriegern haltgemacht, denen Mythor, Steinmann Sadagar und Gerrek, sowie Boozam und dessen drei Kaezinnen sich angeschlossen hatten. Es war gefährlich, allein am Ufer des Goldenen Stroms »flußaufwärts« zu ziehen, weil gerade hier, an der Grenze der Schattenzone, unzählige Gefahren lauerten.
    Doris Schnurrhaare zitterten leicht. Vielleicht, weil sie Boozam, ihren Herrn und Gebieter, und die beiden anderen Kaezinnen, Mauci und Cogi, noch in den weitläufigen Auen wußte. Wie konnte Mauci nur so töricht sein, der Spur des Kaezerichs zu folgen? Dabei dachte sie daran, daß sie selbst genau aus demselben Grund vor wenigen Tagen erst einem Fallensteller in die Fänge gelaufen war und beinahe ihr kostbares Fell verloren hätte. Ob Boozam ihr damals auch gefolgt wäre, um sie zu retten?
    Von irgendwoher erklang ein leises Knistern, das sich Augenblicke später wiederholte. Gerrek richtete sich halb auf und lauschte.
    Steinmann Sadagar zuckte nur mit den Schultern. »Der Staub rieselt über die Felsen hinab, möglicherweise auch kleinere Steine. Kein Grund, deswegen gleich Geister zu sehen.«
    Der
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