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Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht
Autoren: Ginna Gray
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stellen.” Er sah Casey an. “Wollen Sie, dass ich den Leuten von der Spurensicherung jetzt grünes Licht gebe?”
    “Ja, sie können mit der Leiche anfangen, aber sie sollen mit dem Lieferwagen warten, bis ich ihn mir angesehen habe.” Während sie sich zu dem Zeugen umdrehte und ihn kurz musterte, notierte sie in Gedanken automatisch eine Personenbeschreibung. Er war so groß und so dünn, dass seine Hose nur mit großer mentaler Willensanstrengung auf seinen Hüftknochen zu sitzen schien. Er hatte braunes Haar, das schon dünner wurde, tief liegende dunkelbraune Augen und dunkle Haut, wie sie Menschen haben, die viel Zeit draußen verbringen. In diesem Augenblick zitterte er so stark, dass seine Knochen buchstäblich aneinander klapperten.
    “Wie heißen Sie, Sir?”, fragte Casey höflich.
    “Alfred Picket Denner.” Er hielt eine brennende Zigarette zwischen dem gelben Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Hand. Er hob die Zigarette, um einen Zug zu nehmen, aber seine Hand zitterte so stark, dass er mit ihr seinen Mund fast verfehlte. Er inhalierte tief, atmete eine Wolke Rauch aus und schnippte dann die Asche auf den Boden.
    “Schlimme Angewohnheit”, sagte er voller Reue und schüttelte den Kopf. “Ich habe vor vier Monaten mit dem Rauchen aufgehört, aber nach dem, was passiert ist, musste ich eine rauchen, um mich zu beruhigen. Ich habe einen Ihrer Officer um einige Zigaretten angepumpt. Ich hoffe, es stört Sie nicht, dass ich rauche.”
    Casey zuckte mit den Schultern. “Es sind Ihre Lungen.” Sie zog einen kleinen Notizblock und einen Bleistift aus der Tasche ihres Blazers. “So. Ich möchte, dass Sie mir erzählen, was passiert ist. Lassen Sie sich Zeit, Mr. Denner, und versuchen Sie, sich so genau wie möglich zu erinnern. Für mich ist jedes Detail wichtig. Einverstanden?”
    “Okay.” Mit zittriger Stimme erzählte er, wie die Frau aus dem Wald gerannt kam, ihn anhielt und ihn bat, sie ein Stück mitzunehmen, weil ein Verrückter sie angeblich umbringen wolle.
    “Ich habe ihr gesagt, sie soll einsteigen, aber kaum hatte sie einen Fuß auf das Trittbrett gesetzt, schoss ihr jemand in den Rücken. Es war furchtbar. Die Kugel ging einfach durch sie hindurch und dann auch noch durch mein Bodenblech. Das Blut spritzte überallhin. Dann sah sie mich nur an, sie war unter Schock, und ihre Augen waren glasig. Dann traf sie ein zweiter Schuss, und sie rutschte auf den Boden. Dann habe ich mich aus dem Staub gemacht. Ich konnte ihr nicht mehr helfen, verstehen Sie?”, fügte er schnell hinzu. “Wenn ich hiergeblieben wäre, wäre ich einfach auch erschossen worden.”
    “Ich verstehe, Mr. Denner. Sie haben richtig gehandelt”, versicherte Casey ihm. “Wahrscheinlich war sie schon tot, bevor sie auf die Straße fiel.”
    “Richtig. Sie war schon tot”, bestätigte er eilfertig, um sich einer möglichen Schuld zu entledigen. Offensichtlich hatte er ein schlechtes Gewissen. “Nie werde ich den Ausdruck in ihren Augen vergessen, als sie mich ansah. Solange ich lebe.” Wieder hob er die Hand, um zitternd einen Zug von der Zigarette zu nehmen. “Verdammte Scheiße.”
    Casey wandte sich an Dennis. “Geh und sag der Spurensicherung, sie sollen nach den Patronen suchen, die in der Nähe des Opfers in den Boden eingeschlagen sind.”
    “Mach ich.” Dennis verschwand in Richtung ihrer Kollegen.
    “Kannten Sie das Opfer, Mr. Denner?”
    “Nee. Habe sie noch nie vorher gesehen.”
    “Ich verstehe. Was haben Sie so früh am Morgen hier oben gemacht?”
    “Ich war – hey! Einen Moment mal!” Er rutschte wütend von der Stoßstange. “Was fragen Sie mich da? Verdächtigen Sie etwa
mich?
Ich habe Ihnen doch gerade erzählt, was passiert ist. Sehen Sie sich mal meine Klamotten an – alles voller Blut. Gucken Sie in meinen Truck. Sie werden die Einschusslöcher im Bodenblech finden, genau so, wie ich es Ihnen gesagt habe.”
    “Beruhigen Sie sich, Mr. Denner. Niemand verdächtigt Sie. Ich stelle Ihnen nur einige Routinefragen. Der Staatsanwalt wird wissen wollen, was Sie hier getan haben, um Sie zu einem glaubwürdigen Zeugen erklären zu können. Erst dann können Sie vor Gericht gegen denjenigen aussagen, der das hier gemacht hat.”
    Eigentlich schloss Casey zu diesem Zeitpunkt nichts und niemanden aus. Wenn Alfred Denner die Wahrheit sagte, würde sich seine Geschichte mit Leichtigkeit nachprüfen lassen. Aber bis dahin hielt sich Casey mit einem Urteil zurück.
    “Oh, verstehe.
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