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Der Tod trägt dein Gesicht

Der Tod trägt dein Gesicht

Titel: Der Tod trägt dein Gesicht
Autoren: Ginna Gray
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perfekt, und nie sitzt auch nur ein einziges Haar seiner Frisur schief. Sein Hemd ist immer supergebügelt, seine Bügelfalten sind immer frisch, und in seinem Spind hat er ein Outfit in Reserve, inklusive Schuhe, Socken und Unterwäsche, falls bei einer Verhaftung mal etwas derangiert wird. Ich habe keine Ahnung, worum er sich Sorgen macht. Ich kenne sonst niemanden, der auf einer Müllhalde nach Beweisen suchen kann und hinterher immer noch so frisch aussieht wie ein Gänseblümchen.”
    Als Dennis seine Tirade beendet hatte, lachte Casey laut auf. “Komm schon, sei nicht so”, schalt sie ihn aus Spaß. “Ich weiß, dass Keith manchmal mit seinem Ordnungsfimmel nervt, aber das ist kein Grund, ihn nicht zu mögen. Und du musst zugeben, dass er viel arbeitet und ein guter Kommissar ist.”
    Das stimmte zwar alles, aber insgeheim wusste Casey, dass genau diese Ordnungsliebe, ja fast Zwanghaftigkeit, mit der Keith die Regeln befolgte, ihn daran hindern würde, in der Abteilung, in der er sich gerade befand, aufzusteigen. Ihm fehlten Flexibilität und eine Vision. Wirklich gute Ermittler vertrauten ihrem Bauchgefühl und hielten sich nicht immer an die Regeln, um einen Fall zu lösen. Casey bezweifelte, dass Keith sich jemals von seinem Instinkt hatte leiten lassen.
    “Ach ja? Das kann ich leider nicht bestätigen”, grummelte Dennis.
    Casey neigte wieder den Kopf zur Seite. “Da ist noch etwas, was du mir nicht erzählst, stimmt’s? Los, Dennis. Ich kenne dich doch. Du magst jemanden nicht nur deswegen nicht, weil er einen Ordnungstick hat. Also, raus damit!”
    Dennis presste die Lippen aufeinander. Es war offensichtlich, dass er die Frage nicht beantworten wollte. Aber auch er kannte Casey gut. Sie würde nicht eher Ruhe geben, bis er ihr die Wahrheit sagte. “Der Typ läuft dem Ruhm hinterher. Wenn wir diesen Mörder fangen, wird unser guter Keith es irgendwie schaffen, die Lorbeeren dafür einzuheimsen. Seit letztes Jahr sein Foto in der Zeitung war, glaubt er, er sei eine bekannte Persönlichkeit. Und es ist nicht sehr hilfreich, dass ihn jeder auf dem Revier wie einen Helden behandelt.”
    Casey schloss kurz die Augen, damit Dennis nicht sehen konnte, wie sehr sie sein letzter Satz verletzt hatte. Deshalb drehte sie sich weg und ging los, um den Zeugen zu suchen. Dennis holte sie ein. “Lass ihn einfach in Ruhe, okay?”, sagte sie mit zitternder Stimme. “Immerhin hat er Juan Santos erwischt.”
    “Verdammt! Es tut mir leid, Casey. Ich hätte davon nicht anfangen dürfen. Ich wollte nicht, dass du an die Sache erinnert wirst. Ich weiß, wie dankbar du Keith dafür bist, dass er den Mörder deines Mannes gefunden hat. Es ist nur so, dass …”
    “Was?”
    “Ach, schon gut. Ich muss lernen, einfach mal meine große Klappe zu halten.”
    “Nein. Komm schon, spuck’s aus.”
    “Nun … ich finde, Keith wäre ein Held gewesen, wenn er Santos erschossen hätte, bevor der Tim mit vier Schüssen durchsiebte.”
    “Er hat doch erklärt, wie es passiert ist.”
    “Ja, schon gut, ich weiß.” Dennis legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie kurz. “Vergiss, was ich gesagt habe, okay? Vielleicht bin ich einfach nur neidisch, dass der Kerl so gut aussieht, und das ist alles.”
    Sie sah ihren Kollegen mit einem müden Lächeln an. Casey bezweifelte, dass es nur an Keiths Aussehen lag. Dennis war der nüchternste Mensch, den sie kannte, und er war mit seinem Leben zufrieden. Außerdem betete Mary Kate ihren bärenstarken Mann an, so wie er war, und Casey wusste, dass Dennis das um nichts in der Welt ändern wollte.
    Allerdings gab es jede Menge Polizisten in Mears, die den Expartner ihres Mannes beneideten. Detective Keith Watson hatte das jungenhafte Aussehen eines blonden Surfers aus Kalifornien, ein perfektes Lächeln und aufregende blaue Augen.
    Er hatte den Ruf eines Frauenhelden und genoss sein Singledasein in vollen Zügen. Immerzu riefen Frauen auf der Wache an und hinterließen Nachrichten für Keith. Tim hatte ihr einmal erzählt, dass Keith eine ganze Reihe von Frauen traf, aber er hielt es mit keiner lange aus.
    “Mr. Denner?”, fragte Casey, während sie auf den Mann zuging, der immer noch auf der Stoßstange seines Lieferwagens saß.
    Officer Novak, der den Zeugen und seinen Wagen im Auge behalten hatte, ging auf ihn zu. “Das hier ist Detective O’Toole und ihr Partner, Detective Shannon – Mr. Denner. Detective O’Toole betreut diesen Fall. Sie wird ihnen ein paar Fragen
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