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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus
Autoren: Carter Brown
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sei
es sinnlos, zu streiten. An diesem Punkt unserer Unterhaltung, hatten wir das
Studio erreicht, und Sam Barry war mir mit der Bemerkung entgegengekommen, daß
ich ziemlich spät dran sei und sofort zur Maskenbildnerin müßte, einer Person
mit weißem Kittel, die mir irgendwelchen Kleister ins Gesicht klatschte.
    Und so saß ich nun in meinen
neuen mondscheinfarbenen Chiffonkleid im gleißenden Scheinwerferlicht mit den
anderen am Tisch, der Kleister auf meinen Gesicht begann bereits zu zerfließen,
und mein Magen protestierte noch heftiger.
    Sam Barry lächelte mir zu und
tätschelte meine Hand. »Nervös, Kindchen?« fragte er.
    »Restlos verängstigt«, gab ich
zu. »Sie haben mir ja nicht einmal erklärt, was ich sagen soll, und dabei
können diese Kameras jeden Augenblick lossurren.«
    »Lassen Sie sich davon nicht
irritieren, Mavis«, sagte er ruhig. »In diesem Kleid brauchen Sie überhaupt
nicht zu sprechen. Aber ernsthaft, ich werde nur ab und zu ein paar Fragen an
Sie richten, leichte Fragen, die Sie beantworten können, wie Sie wollen. Es ist
ganz einfach.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht«,
sagte ich schwach. »Was ist denn mit den anderen Gästen? Sie haben sie nicht
einmal vorgestellt.«
    »Das ist so meine Taktik«,
erklärte er. »Ich stelle sie nie vor, ehe die Show läuft — das verstärkt die
Wirkung.«
    Dann erteilte ein Mann mit
Kopfhörer über den Ohren und Kabelschnüren rings um den Bauch überall
Anweisungen, und ehe ich mich versah, hatte die Show begonnen. Sam begrüßte die
Zuschauer, und wir waren im Bild.
    Ich mußte erst ein paarmal
trocken schlucken. Sam sprach in die Kamera wie zu einem alten Bekannten.
    »Heute abend, meine Damen und
Herren«, sagte er mit warmer heiterer Stimme, »habe ich drei äußerst
interessante Damen bei mir zu Gast. Zwei von ihnen sind Neulinge in unserer
Show und, wie ich hinzufügen möchte, die beiden hübschesten Mädchen, die ich
Ihnen je präsentieren durfte. Ich bin sicher, daß Sie mir zustimmen, wenn Sie
die beiden gleich erleben werden. Doch zuerst möchte ich eine Dame mit sehr
fest umrissener Lebensauffassung begrüßen, die auch Sie bereits kennen — Miss
Abigail Pinchett. Hallo, Abigail!«
    Abigail Pinchett war eine
grauhaarige Frau in den Fünfzigern mit einem Gesicht, das aus Holz geschnitzt
schien. Sie trug ein geschmackloses grünes Satinkleid und hatte jene Art von
Kernspeck angesetzt, den man so oft bei Jungfern über Vierzig sieht.
    »Guten Abend, Mr. Barry«, sagte
sie mit einer tiefen, düsteren Stimme, die mir einen Schüttelfrost den Rücken
entlangjagte.
    »Und nun möchte ich Ihnen die
erste unserer beiden jungen Damen vorstellen«, fuhr Sam fort. »Der einzige
Name, den sie mir genannt hat, ist Dolores. Willkommen in unserer Show,
Dolores.«
    Es fällt mir schwer
einzugestehen, aber diese Dolores war wirklich eine Wucht. Sie war ein
südländischer Typ mit dunklen, leuchtenden Augen und einer sehr reizvollen
Figur. Das tiefblaue Crêpe-Kleid, das sie trug, hatte schmale Träger und war so
tief ausgeschnitten, daß es mich direkt beunruhigte. Ich konnte mir nicht
vorstellen, wo und wie sie darunter auch nur einen trägerlosen Büstenhalter
tragen konnte, und sollten diese Erhebungen naturgegeben sein, mußte sie etwas
gegen das Gesetz der Schwerkraft unternommen haben!
    »Ich freue mich, hier in Ihrer
Show zu sein, Sam«, sagte sie mit dunkler, schleppender Stimme.
    »Und last but not least «,
sagte Sam, »darf ich Sie mit Miss Mavis Seidlitz bekannt machen, die meines
Wissens als erste Privatdetektivin ein Büro in unserer schönen Stadt eröffnet
hat.«
    Ich merkte, wie sich die
Kameraobjektive auf mich richteten, also lächelte ich, schluckte ein paarmal
und sagte: »Guten Abend, Sam... Soll ich Sie ansehen oder die Kamera?«
    »Ha, ha!« machte Sam. »Mavis
hat ein bißchen Lampenfieber. Gucken Sie, wohin Sie wollen, Herzchen, das ist
völlig egal. Und verraten Sie mir doch einmal genauer, was eine
Privatdetektivin so treibt?«
    »Wie auf der Tür zu meinem Büro
zu lesen ist — es befindet sich übrigens auf dem Sunset Strip und ist montags
bis freitags durchgehend von neun bis fünf Uhr geöffnet—«, sagte ich schnell,
»stelle ich vertrauliche Ermittlungen an. Jeder, der ein Problem hat, kann mich
konsultieren, und ich löse es für ihn. Und natürlich behandle ich es
vertraulich, denn wenn der Klient kein vertrauliches Problem hätte, käme er ja
gar nicht erst zu mir. Ich meine, dann würde er sich an die Zeitung
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