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Der Tod steht ins Haus

Der Tod steht ins Haus

Titel: Der Tod steht ins Haus
Autoren: Carter Brown
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hoffnungsvoll.
    »Falls Sie nichts dagegen
haben, Dolores«, unterbrach Sam mich rüde, während ich vor Erwartung zitternd
dasaß, »würde ich so sagen: hinterher ist jeder schlau. Wenn nächsten Freitag
der Himmel einstürzt, kann mich nichts hindern zu behaupten, ich hätte das
schon vor ein paar Wochen kommen sehen, nicht wahr?«
    »Durchaus nichts, Sam«,
erwiderte Dolores ruhig.
    »Es kommt also darauf an, daß
Sie uns jetzt ein ganz besonderes Ereignis voraussagen, dessen Eintreffen wir
nicht einfach als Koinzidenz abtun können.«
    »Sehr richtig«, stimmte ihm
Dolores lebhaft zu.
    »Okay.« Sam lächelte nervös.
»Also nennen Sie es. Aber wählen Sie etwas, das sich recht bald ereignet, damit
wir sozusagen darauf warten können. Wie wäre es mit morgen?«
    »Morgen?« Das dunkelhaarige
Mädchen lächelte. »Kein Problem: Morgen gibt es einen Mord!«
    Nach ihren Worten herrschte
plötzliche Stille, und einen Augenblick lang dachte ich, ich könnte die
Flügelschläge hören, von denen Abigail gesprochen hatte, aber dann merkte ich,
daß sich nur mein Büstenhalter etwas dehnte, weil mein Herz so doll schlug.
    »So etwas ist nicht nur
gefährlich, sondern geradezu absurd!« dröhnte Abigail verärgert. »Die Mächte
der Finsternis würden niemals einem Sterblichen eine derartige Gabe verleihen!
Dieses Mädchen ist eine Schwindlerin, ein weiblicher Scharlatan!«
    »Ich bin weder eine
Schwindlerin noch übergeschnappt wie Sie!« erwiderte Dolores scharf. »Das kann
ich beweisen.«
    »Ihre billigen Beleidigungen
will ich ignorieren«, sagte Abigail verachtungsvoll. »Alles, was ich verlangt,
ist, daß Sie den Beweis für Ihre Behauptungen antreten. Morgen wird ein Mord
begangen, sagten Sie. Nennen Sie uns also Einzelheiten.«
    »Das kann doch gar nicht
funktionieren«, sagte Sam schnell. »Ich meine, wenn Sie jetzt erzählen, morgen
vormittag um zehn wird Joe Smith in der Hollywood Street Ecke Vine Street
erschossen, dürfte Joe Smith unter Garantie alles daransetzen, morgen diese
Gegend zu meiden, stimmt’s?«
    Dolores schüttelte heftig den
Kopf. »Falsch, Sam, kein Mensch kann seinem Schicksal entgehen. Erinnern Sie
sich an die Geschichte von der Verabredung in Samarra?«
    »Lenken Sie nicht ab!« zischte
Abigail. »Nennen Sie uns Einzelheiten über den morgigen Mord.«
    »Also gut.« Dolores zuckte die
Achseln und blickte leicht gelangweilt drein. »Wenn Sie darauf bestehen — er
wird Punkt vier Uhr früh im Haus des Opfers in Beverly Hills stattfinden.«
    »Das würde ich nicht als sehr
präzise Prophetie bezeichnen.« Abigail schnob verächtlich durch die Nase. »Viel
zu vage... Wenn Sie mich fragen, eine relativ plausible Vermutung. Beverly
Hills ist groß und hat eine Unmenge Einwohner. Können Sie nicht etwas genauer
werden?«
    »Was möchten Sie wissen?«
fauchte Dolores.
    »Wie wäre es zum Beispiel mit
dem Namen des Opfers?« sagte Abigail schnell.
    »He!« Sams Gesicht verlor
plötzlich alle Farbe. »Hören Sie auf! Sie können doch nicht...«
    »Doch, ich kann!« Dolores
lächelte ihm liebenswürdig zu. »Glauben Sie mir, Sam, es macht mir wirklich
keine Mühe.«
    »Das will ich ja gar nicht
bestreiten«, haspelte er. »Aber das habe ich nicht gewollt, ich meine, Sie
können doch in einem Fernsehprogramm niemanden als potentielles Mordopfer
benennen, weil...«
    »Der Mann, der morgen früh um
vier Uhr sterben wird«, sagte Dolores mit klarer Stimme, »handelt unter anderem
mit Antiquitäten. Er ist zweiundvierzig Jahre alt, verheiratet und...«
    »Hören Sie auf!« schrie Sam.
»Irgend jemand muß doch etwas unternehmen!«
    »... sein Name ist«, fuhr
Dolores mit erhobener Stimme fort, »Raymond Romayne!«
    »Das konnte ja nicht gutgehen«,
stöhnte Sam. »Irgendwann mußte so eine irre Geige die ganze Sendung platzen
lassen... Aber warum ausgerechnet jetzt, da nächste Woche mein Vertrag
verlängert werden sollte!« Dann vergrub er das Gesicht in den Armen und fuhr
fort zu stöhnen, als hätte er ein Magengeschwür.
    Nun, dachte ich, auch wenn Sam
einfach ausgeschieden war, mußte das Programm doch weiterlaufen, und falls sich
niemand sonst darum kümmerte, mußte ich eben einspringen. Also lächelte ich in
die nächstbeste Kamera, holte tief Luft und fing an: »Meine Damen und Herren,
sollten Sie irgendwelche vertraulichen Probleme haben, wenden Sie sich getrost
an die Expertin für derartige Angelegenheiten, Mavis Seidlitz! Mein Büro befindet
sich auf dem Sunset Strip und ist täglich von
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