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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester
Autoren: Diane Chamberlain
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Mutter habe.” Ich konnte kaum glauben, wie gut es sich anfühlte, diese Worte auszusprechen! “Ich hoffe, ich werde so wie du, wenn ich alt bin.”
    Sie gluckste. “Ich werde bei McDonald’s anfragen, ob sie dir einen Job freihalten”, scherzte sie und wurde dann wieder ernst. Sie drückte meine Hand. “Ich … ich habe das, was du gesagt hast, verharmlost, nicht wahr?” Seufzend schüttelte sie den Kopf. “So machen wir das in dieser Familie. Wenn wir der Wahrheit zu nahe kommen, lenken wir ab und weichen aus.” Sie sah mir ins Gesicht. “Ich habe deine Worte gehört, Julie, und ich werde sie wie einen Schatz hüten. Ich liebe dich.”
    Wir umarmten uns, und ich hätte noch Stunden so dasitzen können. Ich war selig. Mein Glück wurde nur getrübt durch die Gedanken an den Mann, der oben in meinem Bett schlief. Er würde niemals die Chance haben, die Wunden der Vergangenheit in seiner Familie durch Wahrheit und Vergebung zu heilen.
    Nachdem meine Mutter gegangen war, saß ich in meinem Arbeitszimmer – es schien Monate her zu sein, dass ich in diesem Raum tatsächlich
geschrieben
hatte – und rief einige Bestattungsinstitute in der Gegend um Lakewood an. Ich wollte ein paar Informationen parat haben, wenn Ethan aufwachte. Ich wusste nicht wirklich, was ich tat. Dies war das erste Mal, dass ich mich um so etwas kümmerte. Für Ethan wäre es das dritte Mal in weniger als zwei Jahren.
    Ich legte den Hörer auf, als ich Shannons Wagen in der Auffahrt hörte. Sie trat durch die Haustür ein und ging gleich die Treppe hoch. Vermutlich wollte sie noch mehr Dinge einpacken.
    “Shannon?”, rief ich.
    Die Schritte verstummten. “Was?”
    “Würdest du bitte herkommen?”
    Sie rührte sich nicht. Ich sah sie vor mir, wie sie dort stand und mit sich rang, ob sie in ihr Zimmer gehen oder in mein Arbeitszimmer kommen sollte. Ich hörte sie seufzen. Kurz darauf stand sie im Türrahmen meines Arbeitszimmers. Sie sah mich nicht an. Vermutlich erwartete sie, dass ich unseren Streit weiterführen wollte.
    “Setz dich, Liebes” Schon mit meinem Tonfall versuchte ich ihr zu signalisieren, dass ich mich nicht weiter streiten wollte.
    Sie zögerte und setzte sich dann aufs Sofa. Ich rollte mit meinem Stuhl näher an sie heran.
    “Ich habe heute Morgen lange nachgedacht. Ich liebe dich sehr. Du weißt, ich möchte nicht, dass du nach Colorado gehst. Aber wenn du das wirklich willst, werde ich dir nicht im Weg stehen.” Ich erstickte fast an den Worten, doch ich brachte sie heraus.
    Shannon wirkte verblüfft und schien sich zu fragen, ob sie im richtigen Haus gelandet war.
    “Machst du Witze?”, wunderte sie sich.
    Ich schüttelte den Kopf. “Ich möchte dich nicht anlügen, Shannon. Der Gedanke, dass du gehst, macht mich krank. Am liebsten würde ich dich in deinem Zimmer einsperren und hierbehalten. Ich werde mir viele Sorgen um dich machen, denn du bist der wichtigste Mensch der Welt für mich.” Meine Stimme brach nur leicht, und ich bezweifelte, dass sie es überhaupt hörte. “Aber du kannst gehen, wenn du das möchtest”, wiederholte ich. “Denk nur daran, dass du immer –
immer
– zu Hause willkommen bist, ohne jede Einschränkung. Okay?”
    Während ich sprach, hatte sich schon ein breites Lächeln in ihrem Gesicht gezeigt. Nun stand sie auf und küsste mich auf die Wange. “Danke, Mom”, sagte sie. “Das ist wirklich klasse.”
    Sie ging hinaus und die Treppe hinauf, und ich hörte die Tasten ihres Handys, als sie Tanners Nummer wählte, um ihm die gute Nachricht mitzuteilen.

EPILOG
    L ucy
    “Sie wird niemals hinfallen”, sagte Ethan, als er über die Schulter zurück zu Abby schaute, die auf einem Monoski hinter dem Boot fuhr. Sie wirkte entspannt, fast gelangweilt, während sie über das Wasser schoss, und Ethans Ton hätte man für Nörgeln halten können, wenn er nicht vor Stolz gelächelt hätte. Er hatte mir erzählt, dass er seiner Tochter das Wasserskifahren beigebracht hatte, als sie zehn war. Heute, mit siebenundzwanzig, war es für sie ebenso selbstverständlich wie das Gehen.
    Ich hielt Abbys Tochter, die achtzehn Monate alte Clare, auf meinem Schoß. “Siehst du Mommy?”, fragte ich sie, als ich mich vorbeugte.
    “Mommy Ski”, sagt Clare und deutete auf ihre Mutter.
    “Ja, sie fährt Wasserski”, bestätigte ich.
    “Wir kriegen sie schon noch so weit, dass sie stürzt.” Ethan steuerte nach links, sodass Abby durch die Bugwelle eines deutlich größeren Bootes fahren
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