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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester
Autoren: Diane Chamberlain
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Laptop auf dem Schoß und eine Tasse Kaffee auf dem Tisch neben mir. Ich hörte das Schnippen der Gartenschere, mit der meine Mutter sich an den Blumenkästen und Blumentöpfen im Vorgarten zu schaffen machte. Ich schrieb an dem Buch, das das letzte in der Serie der Granny-Fran-Romane sein sollte. Fran Gallagher war jetzt vierundachtzig, und es war an der Zeit, dass sie in Rente ging. Ich wollte den Eindruck hinterlassen, dass ihre jüngeren und unerfahrenen Kollegen sie gelegentlich um Hilfe bei ihren Fällen baten, doch tatsächlich war es an der Zeit, dass sie nach Florida zog, sich die Zeit mit einem netten alten Kerl vertrieb und sich auf ihren Lorbeeren ausruhte.
    Meine Fans würden es mir übel nehmen, dass ich die Serie beendete, doch ich war bereit, etwas Neues und Anderes in Angriff zu nehmen. Ich sehnte mich danach, eine Geschichte mit etwas mehr Substanz zu schreiben. Ich wollte mich mit Lebenserfahrungen beschäftigen, sowohl guten als auch schlechten. Ich wollte Bücher schreiben voller Schmerz und Liebe, Bösem und Gutem, Tod und Wiedergeburt – all diesen Höhen und Tiefen, die das Leben ausmachten. Einige meiner Leser würden mir auf diesem Weg folgen; andere würden den Verlust der unbeschwerten Unterhaltungslektüre betrauern, die ich ihnen so viele Jahre geboten hatte. Doch ich würde das schreiben, was mir jetzt vorschwebte, und konnte es kaum erwarten, damit anzufangen.
    Ich sah von meiner Arbeit auf, als ich über die Szene nachdachte, in der Fran erkennt, dass sie es müde ist, die Probleme anderer Leute zu lösen. Auf dem Kanal war es ruhig, nur ein Segelboot glitt Richtung Fluss träge dahin. Am anderen Ufer erblickte ich eine Handvoll Schwarzer, die angelten. War einer von ihnen mit den Lewis verwandt? Ich würde es niemals erfahren.
    Im Herbst hatte ich Wanda Lewis besucht. Sie hieß jetzt Wanda Jackson und hatte vier Söhne und unzählige Enkel. Doch sie alle konnten den Verlust ihres Bruders nicht ersetzen. Sie hieß mich nicht willkommen, und ich blieb nicht lange. Ich nahm ihr den frostigen Empfang nicht übel, weil ich inzwischen verstand, dass ich die Vergangenheit nicht ungeschehen machen konnte. Ich konnte nur versuchen, aus ihr zu lernen.
    Ein Motorengeräusch störte die Stille, und als ich aufsah, erblickte ich Ethan, der sein Boot ins Dock fuhr. Ethan, Lucy, Abby und die kleine Clare fuhren jeden Morgen hinaus, während ich zu Hause blieb und schrieb. Sobald sie ins Haus hereinkamen, würde ich meine Arbeit zur Seite legen. Ich versuchte, eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Ich war noch nicht sehr gut darin, doch es wurde schon besser.
    Alle verließen das Boot, doch nur Ethan kam zum Haus. Abby und Lucy gingen mit Clare zur offenen Seite des Docks, wo sie sie an die Hand nahmen und die Schräge hinunter ins Wasser führten, das meiner jüngeren Schwester einmal so viel Angst gemacht hatte.
    Ethan kam in den Wintergarten und nahm die Sonnenbrille ab. “Wie geht es Granny Fran?” Sein Haar und seine Badehose waren feucht. Er hatte sichtlich Spaß gehabt an diesem Morgen.
    “Sie liegt in den letzten Zügen”, erklärte ich.
    Er beugte sich vor, um mich zu küssen, und ich roch das Salzwasser auf seiner Haut. “Und wie geht es Granny Julie?”, neckte er mich.
    Wie auf Kommando fing Kira Sellers-Stroh, die die ganze Zeit friedlich in ihrem Gitterbettchen geschlafen hatte, an zu greinen.
    “Granny Julie könnte nicht glücklicher sein”, sagte ich.
    Dieses Jahr hatte wirklich viele Überraschungen bereitgehalten. Shannon war mit Tanner nach Colorado gefahren, doch nach weniger als vierundzwanzig Stunden hatte sie mich angerufen und gesagt, dass sie nach Hause käme.
    “Wir kamen zu seinem Haus, wo all seine Freunde schon auf mich warteten”, berichtete sie, als ich sie vom Flughafen abholte. “Sie waren wirklich nett, Mom, doch der Jüngste war fünfundzwanzig, und ich dachte: Was mache ich eigentlich hier? Was mache ich mit diesem alten Kerl, den ich kaum kenne?”
    Ethan ging zum Gitterbettchen hinüber und nahm Kira auf die Arme. Er küsste sie auf die Schläfe und wiegte sie ein bisschen hin und her und gurrte ihr was vor.
    “Macht Shannon ein Nickerchen?”, fragte er.
    “Ja.” Shannon war fast die ganze Nacht mit Kira auf gewesen. Das Baby war am einundzwanzigsten Dezember genau um Mitternacht zur Welt gekommen und seitdem eine Nachteule geblieben.
    Ich legte meinen Laptop auf den Boden, und Ethan reichte mir Kira, bevor er sich neben mich
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