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Der Tod kommt wie gerufen

Der Tod kommt wie gerufen

Titel: Der Tod kommt wie gerufen
Autoren: Kathy Reichs
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Heimat von zwei Schwergewichten der Finanzindustrie, der Bank of America und der Wachovia. Wie die Bürger Charlottes häufig und mit großem Vergnügen bemerken, nimmt ihre Stadt gleich hinter New York City den zweiten Platz als amerikanisches Finanzzentrum ein.
    Die Trade und die Tryon Street überdecken nun den alten Handelspfad und die Querroute. Diese Kreuzung wird beherrscht vom Bank of America Corporate Center, ein passendes Totem aus Glas, Stein und Stahl.
    Von Trade und Tryon aus erstreckt sich der alte Kern Charlottes als Block von Quadranten, die, nicht sehr kreativ, First, Second, Third und Fourth Ward genannt werden, also erster, zweiter, dritter und vierter Bezirk. Geblendet von der Vision ihrer Stadt als Kind des Neuen Südens, hatten die Einwohner Charlottes wenig Interesse daran, das historische Erbe dieser Innenstadtviertel zu bewahren. Die einzige und relativ junge Ausnahme ist der vierte Bezirk.
    Der nordwestliche Quadrant, Fourth Ward, wurde von der städtischen Elite des neunzehnten Jahrhunderts erbaut und glitt dann in vornehmen Verfall ab. Mitte der Siebziger wurde der Fourth Ward, dank des ehrenamtlichen Engagements zahlreicher Stahl-Magnolien und einiger freundlicher Finanzierungsmodelle der Banken, zum Ziel intensiver Renovierungs- und Restaurierungsbemühungen. Heutzutage teilen sich prächtige, alte Stadthäuser schmale Straßen mit traditionellen Pubs und mäßig modernen Wohnhäusern. Gaslaternen. Kopfsteinpflaster. Ein Park in der Mitte. Sie wissen, was ich meine.
    Früher war der Second Ward die Kehrseite des lilienweißen
Fourth. Südöstlich des Stadtzentrums gelegen, bedeckte Log Town, später auch Brooklyn genannt, den größten Teil der Fläche des Ward. War Brooklyn ehemals Heimat von schwarzen Predigern, Ärzten, Zahnärzten und Lehrern, existiert dieses Viertel heute so gut wie nicht mehr, nachdem es für den Bau des Marshall Park, des Education Center, eines Verwaltungsgebäudes und eines Autobahnzubringers zur Interstate 77 planiert wurde.
    First und Third Ward liegen im Nordwesten und im Südwesten. Drängten sich dort früher Lagerhallen, Fabriken, Gleise und Spinnereien, so reihen sich jetzt Wohnblöcke, Stadthäuser und Eigentumswohnanlagen aneinander. Courtside. Quarterside. The Renwick. Oak Park. Trotz der städtischen Strategie »Aus alt mach neu« existieren hier und da noch immer einige alte Wohnstraßen. Larabees Wegbeschreibung führte mich in den Third Ward.
    Als ich von der I-77 auf die Morehead einbog, streifte mein Blick die Monolithen, die die Skyline der Stadt bildeten. One Wachovia Center. The Westin Hotel. Das Panthers-Stadion mit vierundsiebzigtausend Sitzplätzen. Was, so fragte ich mich, würden die Bewohner von Nawvasa von der Metropolis halten, die jetzt ihr Dorf überwucherte?
    Am Ende der Ausfahrt bog ich links ab, dann noch einmal auf die Cedar und fuhr dann an einer Ansammlung erst kürzlich zu Wohnzwecken umgebauter Lagerhäuser vorbei. Einer gestutzten Eisenbahnlinie. Den Light Factory Fotostudios. Einem Obdachlosenasyl.
    Rechts von mir erstreckte sich das Trainingszentrum der Panthers, das Grün der Sitze stumpf im Licht der frühen Dämmerung. Als ich nach links in die Greenleaf einbog, fuhr ich plötzlich durch einen Tunnel aus Weideneichen. Direkt vor mir lag eine offene Fläche, von der ich wusste, dass es der Frazier Park sein musste.
    Die Häuser links und rechts der Straße unterteilten sich in zwei Gruppen. Viele waren von Yuppies gekauft worden, die die Nähe zum Stadtzentrum suchten und die ihren neuen Besitz mit Farben
wie Queen Anne Lila oder Smythe Tavern Blau gestrichen hatten. Andere gehörten noch ihren ursprünglichen afroamerikanischen Besitzern, einige davon verwittert und heruntergekommen im Vergleich zu ihren herausgeputzten Nachbarn und mit Bewohnern, die ängstlich auf die neue Grundsteuereinschätzung warteten.
    Trotz des Kontrastes zwischen den Wiedererstandenen und den noch zu Restaurierenden war die Arbeit fleißiger Hände überall in der Straße sichtbar. Wege waren gefegt. Rasen waren gemäht. Fensterkästen quollen über vor Ringelblumen und Chrysanthemen.
    Larabees Adresse gehörte zu den wenigen Ausnahmen, eine schäbige Hütte mit geflickter Außenverkleidung, durchhängenden Zierleisten und abblätternder Farbe. Der Garten bestand vorwiegend aus Erde und Staub, und auf der vorderen Veranda stapelten sich Wagenladungen biologisch nicht abbaubaren Mülls. Ich parkte hinter einem Streifenwagen der Polizei von
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