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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: P. D. James
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die anderen Dienstherren geschrieben, und er dachte, ich hätte diese Aufgabe übernommen. Ich gebe zu, dass es in meiner Verantwortung lag. Er war zu seinem Regiment zurückbeordert worden und mit Dringlicherem beschäftigt. Ich habe mehr Schuld auf mich geladen als er und kann weder ihn noch mich selbst rechtfertigen, aber damals tat ich es.«
    »Es war eine schwere Aufgabe für zwei junge, unverheiratete Männer, auch wenn einer von ihnen der Bruder war. Gab es denn keine Verwandte oder gute Freundin der Familie, die Lady Anne hätte bitten können, Georgianas Gesellschafterin zu werden?«
    »Das war ja das Problem. Dafür wäre nur Lady Catherine de Bourgh in Frage gekommen, die ältere Schwester meiner Mutter. Hätte sie sich anderweitig umgesehen, wäre es zum dauerhaften Bruch zwischen ihnen gekommen. Doch sie standen sich nie nahe, dafür waren sie zu unterschiedlich. Meine Mutter galt zwar als eine Frau mit eisernen Grundsätzen und ausgeprägtem Standesdünkel, doch wer in Kummer und Not war, dem begegnete sie mit ausgesuchter Freundlichkeit, und sie besaß große Menschenkenntnis. Wie Lady Catherine ist – oder vielmehr war –, weißt du. Die Güte, die du ihr nach dem Tod ihrer Tochter erwiesen hast, hat ihr Herz weicher gemacht.«
    »Ich denke nie an Lady Catherines Fehler, ohne mich daran zu erinnern, dass uns erst ihr Besuch in Longbourn und ihre Entschlossenheit, herauszufinden, ob zwischen uns ein Verlöbnis bestand, das es gegebenenfalls zu verhindern galt, zueinandergebracht haben.«
    »Als sie mir erzählte, wie du dich zu ihrer Einmischung geäußert hattest, schöpfte ich Hoffnung. Doch du warst eine erwachsene Frau und zu stolz, um dir Lady Catherines Anmaßung gefallen zu lassen. Sie wäre ein schrecklicher Vormund für ein fünfzehnjähriges Mädchen gewesen. Georgiana hatte immer ein bisschen Angst vor ihr. Meine Schwester wurde mehrmals eingeladen, nach Rosings zu ziehen. Lady Catherine schlug vor, Georgiana und ihre Cousine sollten sich eine Gouvernante teilen und wie Schwestern aufwachsen.«
    »Vielleicht in der Absicht, dass sie Schwägerinnen würden. Lady Catherine hat mir damals unmissverständlich erklärt, dass du für ihre Tochter vorgesehen seist.«
    »Von ihr vorgesehen, aber gewiss nicht von meiner Mutter. Das war ein zusätzlicher Grund, weshalb wir nicht wollten, dass Lady Catherine Georgianas Vormund wurde. Doch sosehr ich es auch verurteile, dass meine Tante sich ständig in anderer Leute Angelegenheiten einmischt, muss ich doch sagen, dass sie mehr Verantwortungsbewusstein gezeigt hätte, als ich es tat. Ihr hätte sich eine Mrs. Younge nicht aufdrängen können. Ich setzte Georgianas Glück aufs Spiel und vielleicht sogar ihr Leben, indem ich sie der Verfügungsgewalt dieser Frau überließ. Mrs. Younge wusste von vornherein, worauf sie hinauswollte, und Wickham gehörte von Beginn an zu ihrem Plan. Er machte es sich zur Aufgabe, sich über alles, was in Pemberley geschah, auf dem Laufenden zu halten, erzählte ihr, dass ich auf der Suche nach einer Gesellschafterin für Georgiana war, und sie bewarb sich unverzüglich für die Stelle. Mrs. Younge hatte erkannt, dass er es zu der Lebensweise, auf die er ein Recht zu haben glaubte, am ehesten bringen würde, indem er seine ausgeprägte Fähigkeit, Frauen zu betören, einsetzte und Geld heiratete, und das ausgewählte Opfer war Georgiana.«
    »Glaubst du wirklich, dass die beiden diese infame Intrige schon vor deiner ersten Begegnung mit Mrs. Younge ausgeheckt hatten?«
    »Ich bin mir absolut sicher. Wickham und sie hatten Georgianas Flucht von Anfang an geplant. Das gab er bei dem Gespräch in der Gracechurch Street zu.«
    Sie saßen eine Weile schweigend da und betrachteten die Wirbel und Strudel, die sich im Fluss über den flachen Steinen bildeten, bis sich Darcy plötzlich von dem Anblick losriss.
    »Doch es gibt noch mehr zu sagen. Wie konnte ich nur so gefühllos und anmaßend sein und versuchen, Bingley von Jane zu trennen? Wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, mit ihr zu sprechen, ihre Sanftmut und Güte kennenzulernen, wäre mir bewusst geworden, dass sich Bingley hätte glücklich schätzen dürfen, ihre Liebe zu erringen. Ich hatte wohl Angst, dass es mir mit einer Heirat zwischen Bingley und deiner Schwester noch schwerer fallen würde, meine Liebe zu dir zu bezwingen – eine Leidenschaft, die zu einem übermächtigen Verlangen geworden war, das ich jedoch glaubte niederringen zu müssen. Weil das
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