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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: P. D. James
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verletzt habe. Wickham wäre nie mit Lydia davongelaufen und hätte sie nie geheiratet und Eingang in unsere Familie gefunden, wenn ich meinen Stolz bezwungen und die Wahrheit über ihn erzählt hätte, als er in Meryton auftauchte.«
    »Das hättest du kaum tun können, ohne Georgianas Geheimnis zu verraten.«
    »Ein warnendes Wort, in den entsprechenden Kreisen gesprochen, hätte genügt. Doch das Übel reicht wesentlich weiter zurück, bis hin zu meinem Entschluss, Georgiana aus der Schule zu nehmen und in die Obhut von Mrs. Younge zu geben. Wie konnte ich nur so blind und gleichgültig sein und die grundlegendsten Vorkehrungen vernachlässigen – ich, ihr Bruder und damaliger Vormund, der Einzige, dem meine Eltern zugetraut hatten, für sie und ihre Sicherheit zu sorgen! Sie war erst fünfzehn damals und fühlte sich nicht wohl in der Schule. Sie besuchte eine vornehme, teure Lehranstalt, in der die Schülerinnen jedoch nicht liebevoll behandelt wurden, sondern wo man ihnen, statt für eine solide Bildung und gesunden Menschenverstand zu sorgen, Stolz und die Werte der vornehmen Welt einschärfte. Es war richtig, Georgiana aus dieser Schule zu nehmen, doch für einen eigenen Haushalt war sie noch zu jung. In Gesellschaft zeigte sie sich genau wie ich schüchtern und unsicher. Du hast es selbst gesehen, als du mit Mr. und Mrs. Gardiner zum ersten Mal in Pemberley warst und ihr eine kleine Erfrischung zu euch genommen habt.«
    »Ich habe damals auch gesehen, was ich noch heute sehe: wie sehr ihr euch liebt und einander vertraut.«
    Darcy fuhr fort, als hätte sie nichts gesagt. »Und ihr einen Haushalt einzurichten – erst in London, und dann den Umzug nach Ramsgate zu bewilligen! Sie hätte in Pemberley bleiben müssen, Pemberley war ihr Zuhause. Ich hätte sie zu mir holen und ihr eine geeignete Dame als Gesellschafterin suchen können, vielleicht auch eine Gouvernante, um ihre in wesentlichen Dingen vernachlässigte Bildung voranzutreiben, und ich hätte hier mit ihr leben und ihr die Liebe und die Unterstützung eines Bruders geben können. Stattdessen vertraute ich sie einer Frau an, die ich, obgleich sie tot und jede irdische Versöhnung unmöglich ist, mein Leben lang für die Verkörperung des Bösen ansehen werde. Du hast es zwar nie angesprochen, dich aber sicherlich gefragt, warum Georgiana nicht bei mir in Pemberley, ihrem einzigen Zuhause, geblieben war.«
    »Ich gebe zu, dass ich gelegentlich darüber nachgedacht habe, doch als ich Georgiana kennengelernt und euch beide miteinander erlebt hatte, konnte ich nichts anderes glauben, als dass dir nur ihr Glück und Wohlergehen am Herzen lag. Was Ramsgate betrifft, so wäre es denkbar gewesen, dass Ärzte den Aufenthalt in der Seeluft empfohlen hätten. Vielleicht, so dachte ich, war Pemberley, wo ihre Eltern gestorben waren, für sie nur mehr ein trauriger Ort, und deine Verantwortung für das Anwesen erlaubte es dir nicht, Georgiana so viel Zeit zu widmen, wie du es dir gewünscht hättest. Ich sah, dass sie in deinem Beisein glücklich war, und konnte sicher sein, dass du sie immer wie ein liebender Bruder behandelt hattest.« Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und Colonel Fitzwilliam? Auch er war Georgianas Vormund und sicherlich anwesend, als Mrs. Younge sich vorstellte.«
    »Ja, das stimmt. Ich ließ sie mit einer Kutsche nach Pemberley bringen und lud sie nach dem Vorstellungsgespräch zum Dinner ein. Im Rückblick weiß ich, wie leicht sie diese beiden empfänglichen jungen Männer manipulieren konnte. Sie präsentierte sich als bestens geeignet, um die Verantwortung für ein junges Mädchen zu übernehmen. Sie wirkte glaubwürdig, sagte genau das Richtige, gab sich als vornehme und gebildete Dame mit einem Faible für junge Leute aus, schien tadellose Manieren zu haben und in moralischer Hinsicht über jeden Zweifel erhaben zu sein.«
    »Legte sie keine Referenzen vor?«
    »Geradezu beeindruckende Referenzen – die selbstredend gefälscht waren, was wir hauptsächlich deshalb nicht erkannten, weil wir uns von ihrer äußeren Erscheinung und der augenscheinlichen Eignung für die Aufgabe blenden ließen und es versäumten, bei ihren angeblichen früheren Dienstherren nachzufragen. Die einzige Referenz, der wir damals nachgingen, erbrachte ein Empfehlungsschreiben, das, wie sich später herausstellte, von einem Komplizen stammte und ebenso gefälscht war wie ihre ursprünglichen Bewerbungspapiere. Ich glaubte, Fitzwilliam hätte an
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