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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: P. D. James
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Zukunft betraf, so lautete ihre Überzeugung, dass das bevorstehende Abenteuer ihnen beiden Wohlstand und Ruhm bringen werde. Sie war schon immer draufgängerisch gewesen und konnte es ebenso wenig wie Wickham erwarten, Englands Erde für immer abzuschütteln. Sie zog in die Unterkunft ihres Mannes, um bei ihm zu sein, während er sich von den Strapazen erholte, ertrug jedoch nur kurze Zeit die vom Gastgeber eingeforderten Morgenandachten und Tischgebete, so dass die Kutsche der Bennets schon drei Tage später durch die Gassen Londons auf die ersehnte, nach Norden, Richtung Hertfordshire und Longbourn führende Straße zurumpelte.

6
    D ie Fahrt nach Derbyshire würde zwei Tage dauern, denn Elizabeth war ungemein müde und wollte nicht zu viele Stunden hintereinander unterwegs sein. Am Vormittag des auf den Prozess folgenden Montags fuhr die Kutsche vor der Haustür vor, und nachdem Darcy und Elizabeth ihren Dank ausgesprochen hatten, für den sich kaum Worte finden ließen, brachen sie auf. Den größten Teil der Fahrt hindurch dösten sie, doch als die Kutsche die Grenze zur Grafschaft Derbyshire passierte, waren sie wach und fuhren mit wachsender Freude durch vertraute Dörfer und Straßen. Tags zuvor hatten sie nur gewusst, dass sie glücklich waren; jetzt aber strömte das machtvolle Gefühl durch ihren ganzen Körper. Die Ankunft in Pemberley verlief gänzlich anders als die Abreise eine Woche zuvor. In frisch gewaschener und gebügelter Arbeitskleidung standen alle Dienstboten aufgereiht zur Begrüßung da, und als Mrs. Reynolds ihren Knicks machte und Elizabeth stumm vor Ergriffenheit wortlos willkommen hieß, hatte sie Tränen in den Augen.
    Der erste Besuch galt dem Kinderzimmer, wo sie mit Freudensprüngen und Gekreisch von Fitzwilliam und Charles begrüßt wurden und sich eine Zeitlang anhörten, was Mrs. Donovan an Neuigkeiten mitzuteilen hatte. Während des einwöchigen Aufenthalts in London war so viel geschehen, dass Elizabeth glaubte, monatelang weg gewesen zu sein. Als Nächstes sollte Mrs. Reynolds Bericht erstatten. »Es gibt nichts Schlimmes zu erzählen, Madam«, versicherte sie, »aber da wäre eine Sache, über die ich mit Ihnen sprechen muss.«
    Elizabeth schlug vor, wie üblich in ihr privates Wohnzimmer zu gehen. Mrs. Reynolds betätigte die Klingel und bestellte Tee für Mrs. Darcy und sich. Dann nahmen sie vor dem Kamin Platz, in dem man mehr der Gemütlichkeit als der Wärme halber Feuer gemacht hatte, und Mrs. Reynolds begann zu erzählen.
    »Wir haben natürlich von Wills Geständnis im Zusammenhang mit Captain Dennys Tod gehört, und viele Leute bringen großes Mitgefühl für Mrs. Bidwell auf. Allerdings werfen einige Will vor, nicht schon früher etwas gesagt und dadurch Mr. Darcy, Ihnen und Mr. Wickham viel Kummer und Leid erspart zu haben. Er glaubte, Zeit zu brauchen, um seinen Frieden mit Gott zu machen, aber manche denken, dass der Preis dafür zu hoch war. Er wurde im Kirchhof begraben. Mr. Oliphant sprach sehr gefühlvoll, und Mrs. Bidwell freute sich über die vielen Menschen, die gekommen waren, darunter zahlreiche aus Lambton. Der Blumenschmuck war ganz besonders schön, und Mr. Stoughton und ich haben veranlasst, dass ein Kranz von Mr. Darcy und Ihnen in die Kirche gebracht wurde. Wir waren uns sicher, dass dies Ihrem Willen entsprach. Aber nun muss ich von Louisa erzählen.
    Am Tag nach Captain Dennys Tod kam Louisa zu mir und bat mich um ein streng vertrauliches Gespräch. Ich führte sie in mein Zimmer, wo sie völlig verzweifelt zusammenbrach. Nachdem ich sie mit viel Mühe und Geduld beruhigt hatte, berichtete sie mir, was vorgefallen war. Vor dem Besuch des Colonels im Cottage, in der Nacht, in der sich die Tragödie zutrug, hatte sie nicht einmal geahnt, dass Mr. Wickham der Vater ihres Kindes war. Mit der Geschichte, die er ihr erzählte, hat er sie offenbar schlimm getäuscht, Madam. Sie wollte ihn nie mehr sehen und liebte auch das Kind nicht mehr. Mr. Simpkins und ihre Schwester wollten den Kleinen nicht, und Joseph Billings, der von dem Kind wusste, war nicht bereit, Louisa zu heiraten, wenn dies bedeuten sollte, dass er die Verantwortung für den Sprössling eines anderen übernehmen musste. Sie hatte ihm von ihrem Liebhaber erzählt, Mr. Wickhams Namen jedoch nie preisgegeben, was meiner und Louisas Ansicht nach auch so bleiben soll, um Bidwell nicht unnötig zu beschämen und zu quälen. Louisa wollte ein gutes, liebevolles Zuhause für ihren
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