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Der Tod kommt in schwarz-lila

Titel: Der Tod kommt in schwarz-lila
Autoren: Ulrich Hefne
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Es ist mir aber ein Vergnügen, eine so hübsche Dame führen zu dürfen.«
    Mit dem Schlauchboot setzten sie ihre Fahrt im flachen Küstengewässer fort. Joost lenkte das Boot geschickt durch die Dunkelheit. Schon von weitem sahen sie ein Scheinwerferlicht zwischen den Dünen.
    Joost kannte die Insel wie seine Westentasche. Er war auf Wangerooge geboren und hatte hier lange Jahre als Leuchtturmwärter gearbeitet, bis er durch einen Haufen Elektronik ersetzt worden war. Er war zweiundsechzig gewesen, als er in Pension ging. Zwar hatte man ihm auf dem Festland Arbeit in der Verwaltung der Nordsee-Schifffahrtsdirektion angeboten, doch Joost hatte abgelehnt und war auf Wangerooge geblieben. Seitdem führte er Touristen durch das Watt.
    *
    Lauter Motorenlärm der Generatoren dröhnte durch die Nacht. Mehrere Scheinwerfer erhellten den Tatort. Rotweißes Absperrband surrte wie eine Drachenleine im Wind. Männer in papierenen Overalls waren geschäftig am Werk. Einer suchte den sandigen Boden mit einem Metalldetektor ab. Die Gegend wirkte im Licht der starken Scheinwerfer wie eine Mondlandschaft. Vor dem Absperrband am Rande des Weges lag ein Fahrrad. Zwei Männer standen daneben. Einer von ihnen war Dietmar Petermann, Trevisans Kollege. Der andere trug eine Polizeiuniform. Das musste wohl Herbst, der Ortspolizist, sein.
    »Hallo, Dietmar – habt ihr schon etwas?«, schrie Trevisan gegen den Lärm an.
    Petermann fuhr herum. »Martin, endlich. Ich dachte schon, ihr kommt nicht mehr.«
    »Wir lassen euch doch nicht hängen. Weiß man schon …«
    »Sein Name war Rudolf Gabler. Ein Pensionär aus Jever. Der Doktor ist noch mit ihm beschäftigt. Er meint, Mord oder Totschlag, auf keinen Fall Selbstmord. Der Tote hat eine hässliche Wunde am Hals und liegt wohl ein bis zwei Tage. Die Möwen hatten schon ihre Freude an ihm. Allem Anschein nach wurde er hier ermordet.«
    »Irgendwelche Spuren?«, fragte Trevisan.
    »Kleinschmidt hat seine ganze Crew im Einsatz. Sie suchen noch. Keiner darf bislang zum Tatort, nur der Doktor.«
    »Ich kümmere mich mal um den Schreibkram«, sagte Monika, als sie die junge Tina Harloff, das Küken des 1. FK, hinter einer Düne auftauchen sah. Tina hielt eine Kladde in der Hand und kämpfte mit dem Wind um ein Blatt Papier.
    Trevisan wandte sich wieder Petermann zu. »Weiß man schon, woher …?«
    »Aus Jever, sagte ich doch schon.«
    »Nein, ich meine hier auf der Insel.«
    »Alex kümmert sich darum. Anscheinend hatte der Tote im Dorf ein Zimmer angemietet. Alex klappert sämtliche Pensionen ab. Eine Vermisstenmeldung liegt nicht vor.«
    Trevisan schaute hinüber zu den Dünen. Die Spurensicherung schien mit ihrer Arbeit langsam zum Ende zu kommen. Kleinschmidt, der Chef der Spurensicherung, kam hinter den Dünen hervor. Er klopfte sich den Sand von der Hose.
    »Ist Martin schon da?«, rief er lautstark herüber.
    Martin Trevisan trat vor und winkte ihn zu sich heran.
    *
    Alex Uhlenbruch und der zweite Mann der Wangerooger Polizeistation hatten schon neun Pensionen überprüft. Niemand dort vermisste einen Feriengast. Aber noch waren sie nicht am Ende. In Wangerooge gab es zudem noch genügend Privatunterkünfte. Fast an jedem zweiten Haus hing ein Schild mit der Aufschrift Ferienwohnung oder Zimmer frei.
    Alex schaute auf seine Uhr. Es war kurz nach zehn. Sie standen vor der Tür und blickten auf das hölzerne Schild, das sich im Rhythmus des Windes hin und her wiegte. Pension Seeblick, Fremdenzimmer mit Frühstück, stand darauf.
    »Hoffentlich ist noch jemand wach.« Alex Uhlenbruch drückte den Klingelknopf.
    Es dauerte eine Weile, bis eine ältere Dame mit grauem Haar öffnete. Sie hatte eine gestrickte Stola umgelegt und die Arme vor der Brust verschränkt. Sie fror. Als sie die Uniform des Dorfpolizisten erkannte, der Alex begleitete, erschrak sie. »Ist etwas passiert?«
    Alex Uhlenbruch schüttelte den Kopf. »Haben Sie derzeit einen Feriengast?« Er strich sich ungeduldig eine Strähne seiner tiefschwarzen Haare aus der Stirn, die ihm in das sonnengebräunte Gesicht gefallen war.
    »Ja«, antwortete sie gedehnt. »Einen Herrn aus Jever. Aber er ist momentan nicht im Haus.«
    »Wo ist er denn?«
    »Er ist Fotograf. Er ging gestern hinaus in die Dünen und ist bis heute noch nicht zurückgekommen.«
    »Und warum haben Sie nicht sofort die Polizei verständigt?«, brauste der Inselpolizist auf.
    »Er sagte, er habe etwas zu erledigen und es könne die ganze Nacht und vielleicht auch den
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