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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
Autoren: Roland Krause
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Fuhrer.
    Dieselbe Frage stellt der Ermittler sich auch. Er wirft der Wiesner einen Blick zu. Die hat ihren Blick auf Fuhrers fleckige Bettdecke gerichtet und die Hände gefaltet, als würde sie beten.
    Der Sandner wendet sich wieder dem Bettlägerigen zu.
    »Auf Wessolds Jacke gibt’s Genmaterial von einer Frau. Ein Haar. Von der Jacke hatte er noch eine Quittung im Geldbeutel. Er hat sie erst am Nachmittag gekauft. Danach war er bei seinen Eltern. Eine Flasche Cognac vorbeibringen. Später in der Kneipe ist er Ihrer Frau auch nicht begegnet. Wo also sonst? Wir beide wissen, wo. Das wurde damals alles nicht beachtet. Wenn wir bei ihr eine Genprobe entnehmen würden, und es wäre ihr Haar ...«
    Wenn es nicht ein Haar von Bad Kemals Augenstern aus dem Hasenbergl oder einer unbeteiligten Verkäuferin ist. Es gäbe noch mehr Kandidatinnen. Haarspalterei. Es kommt nicht drauf an. Er hat den Fuhrer nur weichkochen wollen. Und das ist er jetzt. Das Menü wäre zubereitet.
    Schweigen. Der Mann starrt zur Decke.
    »Und jemand hat Sie beide beobachtet. Die Zeugin hat geschwiegen bis zu ihrem Tod. Nur ihrem Mann hat sie Andeutungen gemacht. Warum sie nie gesagt hat, wer es gewesen ist? Weil sie eine Freundin Ihrer Frau war. Sie hat es sich nicht leicht gemacht. Die gleichen Gedanken wie Sie wird sie gehabt haben, über das ungeborene Kind. Und ihr Gewissen wird sie gequält haben.«
    »Ja, verdammt!«, schreit der Fuhrer und bäumt sich auf, bevor er wieder aufs Kissen zurückfällt. Er hustet anhaltend. Falls es der Krebs nicht schaffte, könnte die Lunge ihn erledigen.
    Der Sandner bekommt eine Vorstellung davon, was in dem Mann vorgehen muss. Als hätte der sein Hirn auf die Bettkante geschmissen. Er hatte sich geopfert. Für seine Frau, für seinen Sohn. Nichts hat er behalten, die Taschen geleert, die Brust aufgerissen. Seine Freiheit, sein Leben hingeschmissen. Seine Theresa hat ihm einen Fetzen blauen Himmels gezeigt, und das war seine Antwort gewesen. So einfach. Und dann kommen sie dahergetrampelt mit ihrer Gerechtigkeit und Wahrheit im Gepäck und reißen ihm alles weg. Sie schmusen mit Justitia, dem launischen Luder. Wie hatte er zum Hartinger noch gemeint? Die Wahrheit kommt nie in der Einzahl daher. Vorgestern ist das nur ein Spruch gewesen. Ist der Fuhrer ein Held oder ein heimtückischer Mordgeselle? Bloß weil du dir keine Antwort herausklauben musst, löst sich die Frage noch lange nicht in Luft auf. Sie versteckt sich nur.
    »Ich möchte wissen, wie es sich abgespielt hat«, sagt der Polizist leise.
    Der Fuhrer schließt wieder die Augen. So, als müsste er sich die Bilder zusammensuchen und sortieren. Dabei wird er sie präsent haben. Jeden verfluchten Tag in der Zelle werden sie an seine Leinwand im Hirn geworfen. Und er hätte sie gern rückwärts abgespult bis zu ihrem Anfang. Und dann Stopp! Das drehen wir noch einmal, das könnt ihr besser. Aber die Zeit ist eine Einbahnstraße.
    »Gut – ich hab mit dem Wessold gerauft«, sagt er. »Er hat mich zamfallen lassen, der Drecksack. Eingetreten hat er auf mich. Da ist plötzlich die Theresa gekommen. Sie wollte schauen, wo ich bleib. Sie hat sich Sorgen gemacht, ich würde wieder zum Saufen anfangen und irgendwo rumflacken. Sie hat das Messer eingesteckt gehabt in ihrer Tasche, weil ihr der Wessold und der Yilmaz am Tag zuvor aufgelauert haben und sie ... ah, die Drecksäu. Das wär denen wurscht gewesen, dass sie schwanger ist. Sie haben geglaubt, die Theresa wär so eine Hur, die jeden lässt. Aber das ist gelogen!
    Sie hat nicht vorgehabt, jemanden umzubringen mit dem Messer. Sie hat nur Angst gehabt, wollt sich schützen in der Nacht. Und wie ich auf dem Boden flack, ist sie dazugekommen. Ich hab gar nicht so schnell schauen können. Zack und zack. Schon ist der Wessold dagelegen und hat keinen Schnaufer mehr gemacht. Das Blut ist aus ihm rausgeschossen, als wär der ein Springbrunnen. Scheiße, hab ich gedacht, verreckte Scheiße. Das darf nicht sein! Was hat sie bloß gemacht? Die Theresa wollt mir helfen. Der Wessold, dieses Schwein, der hat des verdient. Sie ist davongerannt, und ich hab noch gewartet, bis mich wer sieht. Dann bin ich abgehauen, hab das Messer sauber gemacht und in den Keller geschmissen. So ungefähr, weil ich war schon besoffen, und einen klaren Gedanken hab ich nicht gehabt. Aber die Theresa. Den Rest wissen sie eh. Sie wollte es zugeben. Sie hat mich angefleht. Aber du bringst doch eine Schwangere nicht ins Gefängnis! Mein
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