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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
Autoren: Roland Krause
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vom neuen Wissen. Mit weniger Selbstdisziplin und Gleichmut hältst du wohl das Leben an der Seite des Doktor Baltus Gruber nicht aus. Das Madl hatte diese Eigenschaften wahrscheinlich mit der Muttermilch aufgesogen. In ihr mag es eine Kammer geben, in die sie sich heimlich schleicht, wenn keiner hersieht. Vielleicht sind da die Tränen versteckt, vielleicht ist sie auch kalt und leer gefegt.
    Die Wiesner rührt mit dem Löffel in ihrem Latte macchiato herum, die Augen auf den Schaum gerichtet.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, richtet Grubers Gattin das Wort an sie, die Stimme eine Nuance rauer als zuvor. Dem Blümchen wachsen Dornen.
    Die Polizistin zuckt mit den Schultern und legt den Löffel beiseite. »Was immer ich unternähme, die Patientinnen lägen auf dem Präsentierteller. Das würd ich denen gern ersparen.«
    »Ersparen, ja.« Zustimmendes Nicken der Gruber, während sie sich wieder der Nagelbeschau hingibt.
    »Kleine notgeile, verfickte Drecksau«, glaubt die Wiesner aus ihrem beiläufigen Gemurmel herausgehört zu haben. Oder waren das ihre eigenen Gedanken?
    Einen intensiven Blick bekommt sie von der Frau jetzt geschenkt. Wie in der Villa, als sie ihr das Kärtchen reichte.
    »Die Familie schwimmt im Geld.«
    »Kann ich mir denken.«
    »Große Summen – und nicht hier in Deutschland geparkt. Keine Peanuts. Beiseitegeschafft, verstehen Sie?«
    »Wollen Sie damit auf und davon?«
    Die Bemerkung sorgt für glockenhelles Auflachen.
    »Verlockender Gedanke. Aber nein, das vertrocknete, alte Miststück hat die Finger drauf. Sie denken wohl, ich bin eh nur wegen dem Geld und der Villa ...«
    »Nein, weil Sie einen Göttergatten haben, der Sie wie Prinzessin Lillifee behandelt. Oder wegen der kostenlosen Zahnbehandlung.«
    »Sie sind zynisch.«
    »Stimmt.«
    »Ich frag mich gerade, warum ich mit Ihnen hier sitze.«
    »Sie haben mich angerufen – schon vergessen?«
    »Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
    »Ich habe eine Dienstwaffe – das kommt für Sie nicht infrage. Aber zurück zu den großen Summen. Warum erzählen Sie mir das? Was stellen Sie sich vor?«
    »Sie sind doch Polizistin. Kennen Sie nicht jemanden von der Steuerfahndung?«
    »Könnten Sie liefern?«
    »Ja.«
    »Sicher?«
    »Ja, sicher. Alles. Ich weiß, wo ich es finde.«
    »Dann kenn ich jemanden, der sich liebend gerne damit befassen würde.«
    »Keiner, der einknickt?«
    »Keine Sorge, der ist ... zuverlässig. Harter Hund.« Sie denkt an einen interessanten Burschen von der Steuerfahndung, der mit dem nötigen Biss, dem Killerinstinkt und einer Portion Illusionen ausgestattet ist. Der könnte den Gruber hinter Gitter bringen. Nebenbei hat er feingliedrige, sehnige Hände, viel zu schade, um damit nur Aktenordner und CDs anzupacken. Seine Nummer hat sie gespeichert.
    Beiden Frauen genügt ein Blick in die Augen der anderen. Erledigt. Sie sind sich einig. Das Fallbeil ist herabgesaust. Doktor Baltus Gruber wird seinen Kopf verlieren, er weiß es nur noch nicht.
    »Was machen Sie jetzt?«
    »Nach Hause fahren – später. Was sonst? Unauffällig blieben und in Vorfreude schwelgen über die dummen Gesichter. Ich werde liefern. Verlassen Sie sich darauf. Und dann – in ein schickes Fünf-Sterne-Hotel oder vielleicht zu einem guten Freund.«
    Für die Wiesner bleibt die Zahnarztgattin ein Überraschungsei. Du weißt nicht, was hinter der zuckersüßen Hülle zum Vorschein kommt. Im selben Ton, wie sie einen Tee bestellt hatte, stellt sie Überlegungen über ihre weitere Existenz an.
    »Wie konnten Sie die Alte bloß ertragen?«, will die Ermittlerin von ihr wissen.
    »Die meiste Zeit war sie bei Ärzten gewesen, bei sogenannten Freunden oder hatte Gymnastik im Fitnessraum gemacht. Zenga.«
    Die Vergangenheitsform geht ihr leicht von der Zunge. Als wäre das Ganze ein Besuch im Kino gewesen und der Film jetzt aus.
    Die Wiesner bestellt zwei Hugos. Für den Anfang.
    »Wie wär’s, wenn wir uns betrinken? Das ändert gar nichts, aber der Ernst geht flöten.«
    Die Madlen öffnet den zweiten Knopf ihrer Bluse, atmet durch und schaut in die Runde, um Blicke zu fangen. Der eine oder andere beißt bereits.
    »Bin dabei.«
    »Ich bin die Sandra.«
    »Ich heiß Madlen, aber Lillifee klingt auch schick«, sagt die junge Frau und zeigt strahlend weiße Zahnreihen. Versehen scheint das Lächeln mit einem Schuss Wehmut. Sagt nicht bloß viel, sondern alles. Die Dunkelheit huscht aus den Augen. Mochte sein, ihr ist gerade der Adonis unter ihren
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