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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
Autoren: Roland Krause
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Sohn wär da geboren worden, und dann hätten sie mir den weggenommen und ins Heim gesteckt – sind Sie jetzt zufrieden? Macht es Sie glücklich, Herr Polizist? Wem, frag ich Sie – wem bringt das was? Ich verreck eh bald. Und was soll aus dem kleinen Bene werden, hä?«
    »Die Wahrheit ist ...«, beginnt der Sandner.
    »Erstick doch an deiner verlausten Wahrheit!«
    Den Fuhrer schüttelt ein Hustenanfall, als würde der Fluch sofort auf ihn zurückfallen.
    D ie Läuse in der Wahrheit wuseln dem Sandner im Schädel umher.
    Die Wiesner fährt Richtung Harthof. Langsam, als säße auf dem Beifahrersitz ein rohes Ei.
    »Ist dein Beichtstuhl noch in Reparatur?«, fragt der Sandner sie.
    »Der ist längst abgefackelt.«
    »Sauber.« Mehr sagt er nicht.
    »Fragen wir uns dasselbe, sag?«
    Der Sandner brummt nur. Kann ja, nein oder irgendetwas dazwischen bedeuten.
    Seine Kollegin fummelt am CD-Player. Sie lässt Zaz ihren Kommentar dazu abgeben. »Déterre«. Das Lied packt zu. Mit »Ausgraben« sind sie auch beschäftigt.
    »Und wenn wir eine Nacht drüber schlafen?«, sagt sie nach einer Weile.
    »Schon wieder? Da könnt ich schlafen, bis der Fuhrerbub längst Großvater wird, eine gescheite Antwort wüsste ich nicht. Du etwa?«
    Der Wagen fährt am Haus vom Vinzent vorbei, der wird sich gerade die erste Halbe zum Frühstück gönnen. Entlang der stacheldrahtbehangenen Mauer, an deren Ende auch das Ende für den Yilmaz gekommen ist.
    Ein Bus kommt ihnen entgegen. Kaum besetzt.
    Dann biegt der Wagen links ab in das kleine Sträßchen zu den Wohnblöcken. Eine Frau hat ihren Teppich über die Stange geworfen und bearbeitet ihn mit einem geflochtenen Klopfer. Ein Blick in die Vergangenheit. Wie besessen prügelt sie auf das Stück ein. Ein guter Stellvertreter. Staubsauger werden überschätzt, die taugen nicht fürs Ritual.
    Die beiden Mädchen lungern wieder vor dem Eingang zu Chingachgooks Wigwam herum. Neugierig starren sie zu ihnen herüber, Zigaretten in den Fingern. Wieder keine Schule?
    Die ersten Gäste werden sich bereits fertig machen, um zum Ansi zu pilgern, und enttäuscht feststellen, dass heute ein spontaner Ruhetag ist. Weiter vorn, bei Sandners Forellenwirt, werden drei Maler sich mental auf ihr Schnitzel vorbereiten. Alles wie immer.
    Der Wagen hält vor einem der Wohngebäude. Die Fuhrer wohnt hier und ihr kleiner Bene. Nebenan auf dem Rasenfleck ist vor fünf Jahren der Wessold gelegen. Minutenlang steht das Auto da, als würde es auf jemanden warten. Der Motor läuft weiter. Oben am Fenster wird ein Vorhang zurückgezogen. Sie werden beobachtet.
    Die Türen bleiben zu. Niemand steigt aus. Der Peugeot setzt sich wieder in Bewegung, biegt um die Ecke, rollt langsam eine Anwohnerstraße entlang und fädelt sich dann wieder in den Verkehr ein.
    Es geht zurück in die Hansastraße. Es gibt Berichte zu verfassen und Ermittlungen abzuschließen. Die lausige Wahrheit könnte jemanden gebrauchen, der sich um die Nissen kümmert. Der Kastelmeyer ist gerade im Klinikum rechts der Isar verstorben, und ein Bub bräuchte Mutter und Vater, so dessen Tod noch etwas warten kann.

Powwow
    D ie Wiesner schlürft von ihrem Latte und betrachtet dabei ihr Gegenüber. Das Blümchenkleid hat die Madlen Gruber gottlob zu Hause gelassen. Eine schwarze Bluse trägt sie. Passend zur Schwabinger Coffee Lounge. Der Dresscode ist hier leicht zu lesen. Erstes Gebot: Zwischen düster und flippig solltest du dich bewegen, dann wandelst du auf sicherem Pfad. Annähernd nackt ging zur Not auch, falls der Kleiderschrank klemmt. Nur nicht zu aufgeputzt, sonst siehst du aus, als ob das Hirn nur aufgemalt wäre, mit den grellen Farben vom Drogeriediscounter. Zur Strafe würden dir stretchbedresste Sixpack-Pomadenies ihre glitschigen Spruchblasen in den Gehörgang ejakulieren.
    Ebenso wie die Zahnarztgattin ist die Wiesner in Schwarz gehüllt. Passender Rahmen.
    Ruhig nippt die Gruber von ihrem Tee. Kontrollierte Bewegung. Nicht zu erahnen, was in ihrem Köpfchen vorgeht. Blumenwiese oder Abgrund?
    Die Polizistin hat ihr reinen Wein eingeschenkt. Die ganze Karaffe. Da kann man sich leicht verschlucken. Von wegen offener Ehe – nur der Hosenstall vom Doktor ist immer geöffnet gewesen, wie die Kiefer seiner Patienten im Liegestuhl. Die Wolken im Blick seiner Frau sind dunkel geworden. Die Lippen zusammengepresst, betrachtet sie ihre manikürten Fingernägel. Ihre Stirn hat sich leicht gekräuselt, sonst wirkt sie äußerlich kaum berührt
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