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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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uns
    augenblicklich,
    schwester.

    später dann

    wollen wir herzhaft
    lachen können,
    mit ihnen.

    Für diese Utopie kämpfe ich. Ich bin nicht gegen Männer. Aber ich bin gegen das, was sie im Kopf haben.
    Und manchmal bin ich auch gegen das, was sie in der Hose haben. Irgendeine Frau hat mal geschrieben, daß der Kopf des Mannes 24 Stunden am Tag um seinen Schwanz kreist. Eine ganz lustige Vorstellung. Aber gar nicht mehr so lustig, wenn frau bedenkt, daß das leider für diverse Vertreter des männlichen Geschlechts nicht unzutreffend ist. Der Stecken und Stab, mit dem sie die Welt regieren möchten.
    Ich bin keine «Schwanz-ab»-Feministin. Sie dürfen ihn ruhig behalten. Aber ich bin dagegen, daß sie aus den paar Zentimetern, die sie mehr in der Hose haben als wir, den logischen Schluß ziehen, sie hätten auch mehr im Kopf. Diese Art von Logik geht mir ab.
    Am Donnerstag besucht Sabine mich. Sie hat sich Dienstag mit Arne getroffen. Erzählt von ihm. Daß sie angenehm überrascht gewesen sei. Daß er sich verändert hätte. Daß er besser zuhören kann, wenn man ihm was erzählt. Nicht mehr nur so tut, sondern wirklich zuhört. Und das sagt Sabine. Sabine, die vor zwei Wochen noch nur genervt von ihm war. Ganz skeptisch geguckt hat, als ich gesagt habe, ich hätte Verständnis für ihn entwickelt. Arne sei ein Mensch, der verändert sich nicht. Der dreht sich im Kreis, hat sie gesagt. Und nun war sie angenehm von ihm überrascht.

    Er hat ihr erzählt, daß er immer nicht schlafen kann, wenn er bei mir ist. Daß er in den Nächten immer so unruhig ist. Ich muß lachen. Jetzt, wo ich in aller Seelenruhe wegknacken kann, wenn der Kerl neben mir im Bett liegt, jetzt kann er nicht schlafen. Ist unruhig.
    Und daß es ihm schwerfällt, mit mir zu reden. Das hat er ihr auch noch gesagt. Warum, weiß er selber nicht. Als Sabine den Kampf um die große schwarze Kiste zur Erklärung anführt, wehrt er ab. Aber sagt auch nichts anderes dazu.
    Aber es ist auch egal. Es fällt ihm schwer, mit mir zu reden. Das heißt, daß er mir gegenüber seine Kiste mit noch größerer Sorgfalt verschließt als anderen gegenüber. Ich muß das als Tatsache akzeptieren. Auch wenn ich noch nicht einmal eine Begründung dafür habe. Ich muß das akzeptieren. Auch wenn es mich traurig macht.
    Als ich abends im Bett liege, kann ich plötzlich weinen. Ich weine um Arne. Ich weine, weil mir heute klargeworden ist, daß es keinen Sinn mehr hat, um ihn zu kämpfen. Ich habe ein halbes Jahr um ihn gekämpft. Ich kann nicht mehr. Wenn ich Arne nächste Woche den Ordner mit dem fertigen Manuskript bringe, werde ich das nicht als Vorwand nutzen, den Abend mit ihm zu verbringen. Ich werde gleich wieder gehen. Ihm den Ordner geben und ihm sagen, daß er sich Zeit lassen kann mit dem Lesen. Daß er mich erst wieder anru-fen soll, wenn er Lust hat. Daß er mir den Ordner auch einfach so wiederbringen kann, ohne mit mir darüber zu reden. Daß ich ihn nicht mehr unter Druck setzen will. Daß ich ihn auch nicht mehr besuchen werde. Und dann werde ich gehen. Mich nicht von ihm zum Essen einladen lassen. Es hat keinen Sinn, wieder einen Abend mit ihm auf diese Weise zu erheischen. Ich muß Abschied nehmen. Ich sehe ihn an und habe das Gefühl, für immer zu gehen. Ich will gehen, bevor ich anfange zu weinen.
    Ich liege in meinem Bett und weine um Arne. Endlich kann ich wieder weinen. Vielleicht bringen mich die Tränen, die ich um Arne vergieße, weiter als die Worte, die ich um ihn verliere.
    Nein. So darf ich das auch nicht sehen. Es steht nicht alternativ. Es gehört beides zusammen. Das Schreiben klarer Sätze ist genauso wichtig wie das Weinen konfuser Tränen.

    Und jetzt stehe ich vor dem Problem, dieses Buch abzuschließen, ohne daß die Geschichte, die zu diesem Buch geführt hat, abgeschlossen ist. Ich kann nicht sagen, ob ich über Arne hinweg bin. Ob das jetzt die letzten Nachwehen sind. Ich weiß es nicht. Ich habe mir im letzten halben Jahr ein paarmal eingebildet, jetzt sei es endgültig vorbei. Ich will mir nichts mehr vormachen. Ich weiß es nicht.
    Aber ich weiß etwas anderes. Ich weiß, daß ich viel gelernt habe im letzten halben Jahr. Vor allem viel über mich selber gelernt habe. Ich habe begriffen, daß ich den Märchenprinzen endgültig begraben muß. Erst wollte ich es nicht wahrhaben, daß er gestorben ist. Habe an seinem Kadaver gerüttelt und gezerrt, damit er in meiner Phantasie wieder die Gestalt annimmt, die er hatte, bevor

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