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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden
Autoren: Jason Dark
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Seabrake liegt. Alles gut und schön. Aber in London gibt es auch einen Mann, der auf gewisse übersinnliche Dinge spezialisiert ist. Ich habe selbst in London gelebt und von ihm gehört.«
    »Wie heißt der Knabe denn?«
    »John Sinclair.«
    Damit konnten die Männer nichts anfangen. »Ist das auch ein Pfarrer oder so ähnlich?«
    »Nein, er ist Polizist, Yard-Mann.«
    »Ein Bulle!« keuchte der Pubier.
    »Na und?«
    »Bullen haben uns noch gefehlt. Diese arroganten Großstadtpinkel, die immer so tun, als müßten sie irgendwelchen Serienstars nacheifern. Nein, damit lockst du uns nicht hinter dem Ofen vor, Reverend, damit nicht.«
    »Auch nicht, wenn er uns helfen kann?«
    Logan breitete die Arme aus. »Wie denn, zum Teufel? Wie soll er uns helfen können? Den Wind beschwören und ihn bitten, daß er einschläft. Soll er uns so helfen?«
    »Das nicht gerade.«
    »Wie dann?«
    Castor hörte deutlich den aggressiveren Tonfall. Das erschreckte ihn aber nicht. Außerdem hatte er den Konstabler dazu überredet, sich mit London in Verbindung zu setzen. »Hört zu, Leute, gegen die Gewalten der Natur kommt wohl keiner von uns an. Aber als ich dem Konstabler riet, in London anzurufen, ging es mir nicht um den Orkan. Wir müssen daran denken, daß die Wilde Horde über unsere Stadt gekommen ist. Wikinger, die es eigentlich nicht geben darf, haben drei Tote auf dem Gewissen, und die werden zurückkehren, und wir werden wieder so hilflos sein wie beim ersten Angriff. Dem wollte ich vorbeugen, Männer, nur dem.«
    Ob die Worte auf fruchtbaren Boden gefallen waren, konnte Castor nicht erkennen. Jedenfalls hatte er die Männer zum Nachdenken gebracht, was immerhin etwas war.
    »Sind die denn um so vieles besser als wir?« fragte der ehemalige Bürgermeister. »Das weiß ich nicht.«
    Der Reverend war ehrlich. »Eines haben sie uns allerdings voraus: Erfahrung im Umgang mit unerklärlichen Mächten und Gewalten.«
    Ein kleiner Mann, der bisher noch nichts gesagt hatte, war aufgestanden. Er wischte über seine Glatze. »Ist das so 'ne Teufelsaustreiber, Reverend?«
    »Nein, Jorge.«
    »Was dann?«
    »Man nennt John Sinclair den Geisterjäger. Er ist auch nicht allein. Bestimmt wird ihn ein Kollege begleiten. Ich glaube einfach daran, daß wir eine Chance haben, wenn sie hier sind.«
    »Dazu müssen sie durch den Orkan.«
    »Leider.«
    »Wann könnten sie denn kommen?« fragte der Pubier nach einer Weile.
    »Auf eine Zeit wollte man sich nicht festlegen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, daß sie zu feige gewesen sind. Die Männer sind sicherlich unterwegs. Ich rechne damit, daß wir sie heute abend begrüßen können. Jedenfalls werde ich auf sie warten.« Das lange Sprechen hatte Castor durstig gemacht. Er griff zu seinem Glas und nahm einen langen Schluck vom dunklen Bier.
    »Ist ja auch egal«, meinte Jorge. »Was soll uns schon groß passieren? Ob da nun zwei mehr oder weniger im Ort sind, spielt wohl kaum eine Rolle.«
    Die anderen schwiegen. Einige tranken ihr Bier, andere schauten zu den Fenstern, vor denen sich der Sturm nach wie vor mit ungebrochener Wucht austobte.
    Der Regen hatte aufgehört. Die Sicht war etwas besser geworden. Bleischwer lagen die Wolken am Himmel. Dazwischen jedoch schimmerten helle Flecken, manche von ihnen sehr breit und streifig. Die Sonne lugte nicht hindurch, aber es fiel trotzdem etwas Licht in die Tiefe und damit auch auf die haushohen Wellen, die mit unverminderter Wucht gegen die Küste getrieben wurden, das Land überschwemmten und gewaltige Gischtfontänen hoch wirbelten, die auch den Ort nicht verschonten und als schwere Brecher über die Uferstraße fegten. Der kleine Hafen lag weiter rechts, vom Pub aus nicht einsehbar. Nur wußte jeder, daß der Sturm auch dort schwere Schäden hinterlassen hatte. Die Kaimauer war nicht mehr als ein Witz gewesen. Sie war kurzerhand überspült worden, und die brodelnde See hatte die Schiffe förmlich gefressen. Manchmal entstanden ›Lücken‹ innerhalb der Sturmhölle. Und eine solche nutzte das Meer, um etwas gegen das Ufer zu spülen, das von den aus den Fenstern schauenden Gästen zuerst nicht identifiziert werden konnte. Es erinnerte sie an einen breiten, teerartigen, dabei glänzenden Gegenstand, der auch eine gewisse Ähnlichkeit mit einem erschlafften Heißluftballon besaß.
    »Da… da… kommt was auf uns zu! Ein Ungeheuer!«
    »Ja!« schrie Jorge. »Das hat die Hölle ausgespien. Jetzt ist es soweit, verflucht!«
    Keinen hielt es
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