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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
Autoren: Claus Riemann
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dessen entstanden, was in diesem Buch zu lesen ist.
    In die Erdinger-Moos-Zeit fiel auch meine Auseinandersetzung mit dem Thema Guru. Mein Vater war 1979 gestorben, und ich, oft verträumt, chaotisch und hochgradig verletzbar, fand mich nun immer häufiger selbst in der Vaterrolle wieder. Ich war noch keine dreißig Jahre alt und permanent umgeben von Menschen, die meinen Rat suchten. Ich dagegen hatte keinen Vater mehr, den ich hätte fragen können.
    Nun ergab es sich, dass Kursteilnehmer, die einen neuen Namen angenommen hatten, in orangener Gewandung und mit der so genannten Mala um den Hals, darin das Bild des indischen Meisters Bhagwan Shree Raineesh, der sich später Osho nannte, zu mir kamen. Der Autor des Films »Ashram in Poona«, dem damaligen Domizil des Meisters, kam zur astrologischen Beratung. Er schenkte mir das Buch von H. J. Elten alias Satyananda: »Ganz entspannt im Hier und Jetzt«. Ein Paar, mit dem ich therapeutisch arbeitete, war im Begriff, sich zu trennen, weil die Frau nach Poona wollte. Kurzum, wohin ich auch sah, überall kam mir das Thema Bhagwan bzw. Indien entgegen. Die Häufung dieser Hinweise sowie meine Sehnsucht nach einem Vater machten mich nachdenklich. Hieß das, ich sollte auch nach Indien gehen? Die Antwort auf diese Frage kam von innen: Ich träumte, mein Auto sei auf dem Parkplatz des Ashrams von Poona geparkt, versehen mit einem Strafzettel wegen Falschparkens. Ich blieb in Bayern.
    1981 zogen Laura mit unserer Tochter Lisa im Bauch und ich auf den alten Bauernhof in Niederbayern, auf dem wir noch heute leben. Einige Jahre später hatte ich fast zeitgleich zwei Begegnungen, die meine Arbeit stark beeinflussten. Zunächst lernte ich den Therapeuten Frank Moosmüller kennen, bei dem Laura und ich einige Zeit körperorientierte Selbsterfahrungsgruppen besuchten. Es war, als ob sich uralte Indianerfreunde wiederbegegneten, und aus Freundschaft wurde Zusammenarbeit.
    Über viele Jahre leiteten wir gemeinsam Selbsterfahrungsgruppen zum Thema »Astrologie und Körper«. Jahrelang fand in bayerischen Seminarhäusern in jedem Monat ein Wochenende statt zum aktuellen Tierkreiszeichen. Im ersten Frühlingsmonat, dem Widder-Monat, ein »Widder-Wochenende«, im darauf folgenden Monat ein »Stier-Wochenende« usw. Die Idee war, auf verschiedenen Wegen das jeweilige archetypische Prinzip anzusprechen, es sozusagen in den Gruppenraum zu holen, u. a. durch Bioenergetik, geführte Fantasiereisen, Meditationen, Astrologie. Die Resonanz auf diese Gruppen war enorm, und ich erinnere mich besonders gerne daran, wie Frank und ich voneinander lernten: Wir standen in den Arbeitspausen oft lange vor der »Galerie« der Teilnehmerhoroskope – jeder Teilnehmer hatte einen Ausdruck seines Geburtshoroskops mitgebracht. Ich erzählte ihm dann, welche Schwerpunkte ich in den Horoskopen sah, und er erzählte mir, was er in den Körpern der Teilnehmer las. (Ein guter Körpertherapeut sieht den Körper an und erzählt dem Betreffenden sein Leben; er kann die verkörperte Lebensgeschichte lesen, z. B. was die Schultern über Belastung erzählen, was der Kiefer erzählt, was die Knie erzählen usw.) Es war sehr spannend zu sehen, wie wir auf unterschiedlichen Wegen fast immer zu gleichen oder ähnlichen Aussagen kamen.
    In dieser Zeit entwickelte sich in mir ein Verständnis von Psychotherapie, dem ich mich noch heute verpflichtet fühle. Es geht nicht darum, jemanden fit zu machen für das Haifischbecken, jemandem beizubringen, wie man problemlos funktioniert. Ein – in meinen Augen – guter Therapeut hilft anderen, den Bezug zu ihrem inneren Gesetz, der inneren Führung (wieder) zu finden, er unterstützt andere bei ihrer Reise zu sich selbst und der dazugehörigen Fährtensuche. Wege und Hilfsmittel gibt es dabei viele, und eines ist mir besonders wichtig geworden. Es hat mit Begegnung Nummer zwei zu tun.
    Ende der Achtzigerjahre fand die Jahrestagung der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie in Lindau zum Thema »Der Mann im Umbruch« statt. Es ging also um das Männerbild des alten und des neuen Zeitalters. Da ich seit Jahren als Seminarleiter zu dieser Tagung eingeladen war, kam ich auf die Idee, meine astrologischen Vorträge diesmal unter das Motto »Zwölf Gesichter des Mannes« zu stellen. Bei der Vorbereitung war mir ein alter Freund, der Psychotherapeut Helmut Remmler, behilflich, an den ich mit folgender Bitte herantrat: ob er bereit sei, mir mit seinem reichen Wissen über Mythen
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