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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
Autoren: Claus Riemann
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und Märchen bei der Materialsammlung für die Vorträge zu helfen.
    Helmut hatte einige Jahre meine Astrologieseminare besucht, im Gegenzug durfte ich von ihm viel über Jungsche Psychologie, Mythologie und psychologische Märcheninterpretation lernen. Wir verbrachten viele für mich unvergessliche Stunden in seinem Wohnzimmer, umgeben von unzähligen Büchern, beide zunehmend begeistert von den Verbindungen zwischen den Welten, die sich auftaten. Wir stellten uns etwa die Frage: Gibt es ein typisches Widder-Märchen oder ein Stier-, ein Zwillinge-Märchen? Und welche Aufgaben und Prüfungen muss der typische Widder-Held bewältigen, um etwa König zu werden und seine Prinzessin, also den Weg zur Liebe, zu finden? Die Ergebnisse unserer gemeinsamen Entdeckungsreisen sowie meiner persönlichen Arbeit mit Märchen, die damals geboren wurde, sind in den folgenden Kapiteln dargestellt. Ich habe inzwischen viel mit Märchen experimentiert, habe ihre »Hebammenwirkung« schätzen gelernt. Höre ein Märchen mit geschlossenen Augen und erspüre, welche Szene in der Geschichte »deine« ist, welche Gestalt dir am wichtigsten ist und was diese Szene bzw. Gestalt erzählen kann über dich und dein Leben, wohin sie dich führen will und wie alt das betreffende Thema in deinem Leben ist – es ist persönliche Detektivarbeit, spannend wie ein Krimi. Allerdings: Das Märchen schenkt sich nur dem, der sich auf es einlässt.
    Vor etwa fünf Jahren fühlte ich mich wie der alte, müde König am Anfang eines Märchens. Ich habe einmal ausgerechnet, dass ich damals bis zu 100 Tage im Jahr Gruppen leitete (mehrere Astrologie-Ausbildungen parallel, Selbsterfahrungsgruppen mit Schwerpunkt Märchenarbeit, die Arbeit mit Frank). Besonders die Astrologiekurse fielen mir zunehmend schwerer: Ich hatte vieles einfach zu oft gesagt, ich konnte mich selber nicht mehr reden hören. Schweren Herzens entschloss ich mich, diesen Lebensabschnitt zu beenden und keine neuen Ausbildungen mehr anzubieten. Meine Sehnsucht nach Rückzug und Introversion wurde immer größer, es zog mich immer mehr zu dem Stück Wildnis, das wir uns in der südlichen Toskana, der Maremma, gekauft hatten: fünf Hektar Land mit alten Eichen, Olivenhain und Wiesengrund und einem kleinen Natursteinhaus, das inzwischen sogar bewohnbar war. Da ich mir selbst aber nicht das Recht auf diesen »Eremiten in mir« zugestand – schließlich hatte mein Vater noch in hohem Alter täglich bis zu zehn Stunden Praxis gemacht! -, war ein Schicksalsschlag in Form eines Schlaganfalls nötig. Ohne diese Leidenszeit beschönigen zu wollen – es war das Beste, was mir passieren konnte. Noch im Krankenhaus hatte ich geradezu euphorische Momente: Jetzt habe ich das Recht auf Rückzug, auf mein Leben! Oft sagte ich auch halb ernst, halb scherzhaft: Jetzt werde ich Weltmeister im Neinsagen.
    So saß ich also in den letzten Jahren – unverschämt privilegiert – des öfteren unter meiner Lieblingseiche im Süden und besprach Kassetten für astrologisch Interessierte, leitete hin und wieder kurze oder wenige längere Selbsterfahrungsgruppen auf unserem niederbayerischen Hof oder in toskanischen Seminarhäusern. Einen großen Teil meiner astrologischen Vorträge hatte ich auf CDs gesprochen, sodass ich das Gefühl hatte, meiner »geistigen Verantwortung« nachgekommen zu sein.
    Nun ist es im richtigen Leben wie im Märchen: Ein quasi paradiesischer Zustand, eine gemütliche Idylle darf nicht ewig dauern, der Wandlungscharakter des Lebens verbietet das. Ich hatte mich innerlich seit langem von dem Gedanken verabschiedet, ein Buch zu schreiben. Anregungen, auch Angebote verschiedener Verlage hat es viele gegeben, aber spätestens seit dem »Schlag«, von dem ich erzählte, lebte ich in entspannter Narrenfreiheit. Dann jedoch ließ sich dieses Universum Folgendes einfallen: Es schickte eine Lektorin in eine meiner Märchengruppen, die meine CD zum Tierkreiszeichen Krebs kannte und für die ich schon eine Horoskopbesprechung auf Band angefertigt hatte. Viktoria, diese Lektorin, war von meiner Arbeit sehr angetan und erzählte ihrem Verleger davon. Dieser Verleger ist ein Namensvetter von mir, Gerhard Riemann, und wir kennen uns von einer Begegnung vor über 15 Jahren in einem Münchner Café. Damals schon bot er mir an: »Wenn du mal etwas schreibst, wende dich an mich!« Ich lehnte dankend ab. Heute ist es so weit.
    Der Inhalt dieses Buches ist im Wesentlichen identisch mit dem der CDs, die ich zu den
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