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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion
Autoren: Hubert Haensel
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sich unter der Haryie hervorzuwinden, und den Bewegungen einer Schlange gab es so gut wie keinen erkennbaren Unterschied. Wieder einmal wurde deutlich, daß er weder Knochen noch Gelenke zu besitzen schien. Sein Körper schien tatsächlich nur von den Bandagen zusammengehalten zu werden.
    Gerrek ließ sich ein glucksendes Geräusch vernehmen, schlug sich aber schnell mit der Linken auf die Lippen.
    »Was ist?« fuhr Robbin auf. »Worüber machst du dich lustig?«
    »Ich…?« dehnte der Beuteldrache und widmete sich übereifrig seinem Schwert.
    »Gib zu, daß du über mich lachst.«
    »Na ja«, erklang es zögernd.
    Robbin stemmte die Fäuste in die Hüften, beugte sich vornüber und legte den Kopf weit in den Nacken zurück. So schob er sich langsam auf Gerrek zu und funkelte ihn an.
    »Die Haryie wollte mir an die Kehle«, stellte er fest. »Es ist ihr schlecht bekommen, wie du siehst. Allerdings begrub sie mich unter sich, und ich verlor die Besinnung.« Sein Tonfall nahm eine ungewohnte Schärfe an: »Und jetzt will ich wissen, was dein hämisches Grinsen bedeutete.«
    Gerrek zog sich zurück. Drei Schritte, dann stand er wieder vor der Treppe, und zwischen ihm und Robbin lag die tote Haryie.
    »Eine Vision«, prustete er los. »Ich sah dich verletzt vor mir liegen, aus vielen Wunden blutend. Endlich hatten die unzähligen Stoffetzen, mit denen du dich einwickelst, ihre Berechtigung.«
    Sprach’s und hetzte die Treppe hinauf als sei eine Horde blutgieriger Dämonen hinter ihm her.
*
    Sowohl über als auch unter der Phanus wurde erbittert gekämpft. Gerrek war nicht sonderlich überrascht zu sehen, daß die Haryien sich gegenseitig in den Federn lagen. Zweifeilos waren Nesfar den Amazonen zu Hilfe gekommen.
    Manche Angreiferinnen stürzten sich mit angelegten Flügeln auf das Hausboot herab. Andere folgten ihnen und suchten sie davon abzubringen. In diesem Durcheinander zwischen Zaron und Nesfar zu unterscheiden, fiel schwer.
    Feuerspeiend hielt Gerrek sich die Haryien bis auf wenige Schritte vom Leib. Dabei konnte er von Glück reden, daß die Mischwesen weder Schwerter noch Lanzen benutzten.
    Mythor lehnte mit dem Rücken an der Reling. Er wurde besonders hart bedrängt. Aber die Haryien schienen davor zurückzuschrecken, ihn zu verletzen. Immer wieder versuchten sie, ihre Fänge um seine Schultern zu schließen und mit ihm in die Höhe zu steigen. Geschickt wußte er dies jedoch zu verhindern.
    Keine fünf Schritte von ihm entfernt stand Fronja, breitbeinig und in leicht geduckter Haltung. Beidhändig führte die Tochter des Kometen und einstige Erste Frau Vangas eine der leicht gebogenen Amazonenklingen. Dabei handhabte sie das Schwert recht geschickt.
    Mit der Zeit verlor Gerrek die Übersicht, wieviele Haryien ihn angriffen und wie oft er bedrängten Kriegerinnen half, indem er Feuer spie. Immer größer schien die Anzahl der Vogelweiber zu werden, die sich an Deck und in der Luft mit Schnäbeln, Flügeln und Krallen bekämpften. Niemand kümmerte sich noch um die Phanus, die allmählich abtrieb. Einmal erhaschte Gerrek den Blick auf einen fernen Wirbel, der wie ein Sog in unergründliche Fernen reichte, Ausgangspunkt dräuender Finsternis.
    Der Beuteldrache trachtete danach, an Mythors Seite zu gelangen. Wie besessen schlug er um sich, aber nur wenige seiner Hiebe trafen.
    Ein Flügel verfehlte ihn um Haaresbreite. Hüpfend kam die Haryie auf und griff an. Gerrek wich ihren zuschlagenden Klauen aus, gleichzeitig wurde er von hinten gepackt.
    Fronja schrie ihm eine Warnung zu. Er verstand kaum die Hälfte von dem, was sie rief. Indem er sich einfach fallen ließ, entging er einem gefährlichen Schnabelhieb. Mit den Füßen trat er nach den Fängen der Haryie, mit den Armen schlug er um sich und riß büschelweise Federn aus. Lautes Krächzen antwortete ihm, Krallen zuckten herab. Gleichzeitig beschrieb er mit dem Kurzschwert einen Halbkreis, indem er sämtliche Kraft in seinen Arm legte, und kam federnd wieder auf die Beine. Zwei Haryien wälzten sich mit versenkten Flügeln über die Planken, sie waren keine Gegnerinnen mehr für ihn. Die dritte indes schien gelernt zu haben. Ihr Blick fixierte den Beuteldrachen, wollte ihn förmlich bannen, wie eine Schlange, die ihr Opfer sicher weiß.
    Eine weitere Haryie senkte sich herab. Aber sie griff nicht Gerrek an, sondern stürzte sich auf dessen Gegnerin. Der Beuteldrache duckte sich unter ihren Schwingen hindurch und zwängte sich an die Reling. Zufällig
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