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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion
Autoren: Hubert Haensel
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weiter hinter einem Felsblock kauerte, ebenfalls einen Bogen in der Rechten haltend. Mit den Zähnen versuchte sie, die Sehne zu spannen.
    »Nimm lieber das Schwert«, meinte Burra. »Mit der Klinge fehlst du nicht.«
    »Ich muß es schaffen«, erwiderte Tertish heftig. »Selbst wenn die Zaron nicht bis hierher vorstoßen.«
    »Sie kommen. Hätte sonst ihr erster Angriff einen Sinn? Zweifellos lag es in ihrer Absicht, die Nesfar auf den Felsanker zu locken und dann wie ein Keil zwischen diese und…«
    Der Schrei eines Sturmvogels erklang. Mindestens hundert Schritte entfernt hatte eine Kriegerin das vereinbarte Signal ausgestoßen. Das bedeutete, daß sie die Zaron bereits ausmachen konnte.
    »Gib mir einen Pfeil.« Tertish legte den Bogen nicht aus der Hand. Als Burra ihrem Wunsch nachkam, nahm sie den gefiederten Schaft zwischen die Zähne.
    »Keine zehn Schritte weit kannst du so treffen.«
    »Hm.«
    Fast lautlos kamen die Zaron. Es mußten hundert sein oder mehr, die sich auf den Felsanker herabstürzten, während die Hauptstreitmacht bereits um den Stock kämpfte.
    Die Pfeile der Amazonen lösten Verwirrung aus, ließen den Vormarsch der Haryien ins Stocken geraten. Gewiß waren sie darauf vorbereitet gewesen, auf gleichwertige Gegner zu stoßen, nicht aber auf einen Feind, dessen tückische Geschosse ihre Reihen lichteten, noch ehe sie seiner ansichtig wurden.
    Eine plötzliche Ahnung veranlaßte Burra, sich umzuwenden. Mit ausgestreckten Fängen stieß soeben eine Haryie auf sie herab.
    Burra riß Dämon hoch, da brach die Angreiferin bereits flügelschlagend zusammen, niedergestreckt von Tertishs Pfeil. Die Todgeweihte grinste anzüglich, schleuderte den Bogen beiseite und griff zum Schwert.
    Weiter vorne leckte eine Flammenzunge nach zwei Haryien und erhellte vorübergehend die unmittelbare Umgebung. Wütendes Schimpfen ertönte, dann sah man Gerrek aufspringen und mit den Fäusten um sich schlagen.
    Immer mehr Zaron ließen sich auf dem Felsanker nieder. Die geringe Entfernung machte Pfeil und Bogen nutzlos. Die meisten Amazonen kämpften bereits mit ihren Schwertern.
    Nun griffen auch die Nesfar ein. Den Zaron mußte es scheinen, als gerieten sie jäh zwischen zwei Mühlsteine. Ihre Unsicherheit war klar zu erkennen, und Burra verstand es geschickt, jede Schwäche der Gegnerinnen auszunutzen. Lankohr und Heeva hatten dabei nichts anderes zu tun, als auf jene gefährlichen Schlangen zu achten, denen bereits eine Amazone zum Opfer gefallen war. Niemand konnte voraussehen, ob diese Tiere erneut auftauchen würden.
    Eine Zeitlang wogte die Schlacht heftig hin und her, dann zeigte sich, daß Burra und ihre Kriegerinnen die Oberhand gewannen. Die ersten Zaron schwangen sich auf, um zu fliehen.
    »Wir dürfen sie nicht entkommen lassen«, rief Scida.
    Burra und Tertish rannten auf einen der Wurzelstöcke zu, die den Nesfar-Stock mit dem Felsanker verbanden. Mehrere flügellahme Zaron waren vor ihnen in diese Richtung verschwunden. Einige Kriegerinnen folgten den beiden. Nur wenige kämpften noch.
    Burra hatte ihre Schwerter in die Scheiden zurückgeschoben, hielt jetzt wieder ihren Bogen in Händen. Pfeil um Pfeil jagte sie aus vollem Lauf hinter den Fliehenden her, aber ein sicheres Ziel hatte sie so nicht.
    Die letzten Schreie der Haryien am Ostanker verstummten. Allem Anschein nach war es wirklich gelungen, die Angreiferinnen dort zurückzuschlagen.
    »Wir nehmen die Phanus!« rief Burra. »Mit ihr schneiden wir den Zaron am Stock den Rückweg ab.«
    Unbehelligt erreichten sie die Höhle, in der das Hausboot vertäut lag. Die Haryien, die vor ihnen über den Wurzelstock flohen, konnten sie ohnehin nicht mehr einholen.
    Zwei Kriegerinnen der Zaubermutter Ziole folgten ihnen dichtauf. Aber selbst gemeinsam hatten sie Mühe, die Phanus freizubekommen. Dazu bedurfte es erst weiterer starker Arme.
    Scida traf als letzte ein. Burra winkte ihr ungeduldig zu.
    »Wo sind Gerrek und die Aasen?«
    »Sie müssen…« Scida wandte sich um und stockte unvermittelt. »Eben waren sie noch hinter mir. Ich verstehe nicht…«
    »Egal«, unterbrach Burra schroff. »Wir können nicht länger warten.«
    Scida traf Anstalten, den Weg zurückzugehen, den sie gekommen war.
    »Bist du ihre Amme?« rief Jarana, eine Amazone der Zytha, wütend. »Oder scheust du davor zurück, an unserer Seite zu kämpfen?«
    Verbissen wirkte Scidas Miene, als sie sich umwandte. Dennoch schwieg sie zu der offensichtlichen Herausforderung.
    Vor einem
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