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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion
Autoren: Hubert Haensel
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Yoter mußte die Horde durch das Schwarz eingeschleust haben, wenngleich er selbst im verborgenen blieb.
    Das konnte kein Krieg mehr nur unter Haryien sein. Wenn auf solche Weise die Dunkelmächte eingriffen, mußte es um weitaus Wichtigeres gehen.
    Unaufhaltsam strebten die Shrouks dem Mittelpunkt des Stockes zu. Tod und Verderben zeichneten den Weg, den sie nahmen. Asmilai schauderte, wenn sie von immer neuen Verlusten hörte. Es mochte eine Fügung des Schicksals sein, daß die Angreifer nur langsam vorankamen.
    »Haltet sie auf!« befahl die Stockherrin. »Egal wie. Brecht die Trittstangen aus den Wänden, bringt die Gänge zum Einstürzen. Und schafft mir die Amazonen herbei. Sie allein können vielleicht gegen diesen Gegner bestehen.«
*
    Siegessicher hatte Burra die Phanus zwischen die Reihen der angreifenden Zaron-Haryien gesteuert. Und das Kriegsglück gab ihr recht.
    Keine zweihundert Schritte vom Stock entfernt, glitt das Hausboot nach Westen. Die Amazonen begnügten sich damit, die Zaron zu verwunden und kampfunfähig zu machen, waren sie doch eigentlich mehr oder weniger zufällig mit der Auseinandersetzung der Vogelwesen konfrontiert worden.
    Das Blatt begann sich zu wenden. Schon gelangen den Nesfar einzelne Ausfälle. Aber die Angreiferinnen zeigten den Mut von verwundeten Raubkatzen.
    »Sie sind wie von Sinnen«, stellte Scida fest. »Es ist Wahnsinn, in dieser Lage auszuhalten.«
    »Du würdest dich zurückziehen«, nickte Burra. »Ich mich vielleicht auch – zumindest um eine neue Angriffsspitze zu bilden. Aber die Zaron tun es nicht; sie scheinen verblendet.«
    »Seid sparsam mit den Pfeilen«, riet Tertish. »Wir wissen nicht, ob wir die verlorenen wieder ersetzen können.«
    Ein dumpfes Grollen wie ferner Donner wurde hörbar. Selbst die Luft schien zu erzittern. Die Phanus ächzte in ihren Verstrebungen.
    »Was war das?«
    »Ich weiß nicht.« Burra, mit den anderen an den Luken im Bauch des Schiffes, schickte sich an, die Treppe zum Oberdeck hinaufzusteigen. »Auf jeden Fall werde ich nachsehen.«
    Tertish und Scida folgten ihr. Entgegen allen Befürchtungen fanden sie das Deck fast leer. Nur zwei Nesfar-Haryien standen am Bug und starrten hinaus in die ewige Düsternis der Schattenzone.
    Die Amazonen kamen gerade noch zurecht, um die letzten Ausläufer eines vielfach verästelten, grellen Blitzes zu sehen. Ein warmer Luftschwall strich über sie hinweg und zerrte an der Phanus. Unzweifelhaft war das Netz, in dem der Schwarztunnel mündete, der Ausgangspunkt.
    »Was geschieht dort vorne?«
    Die Nesfar wandten sich Burra zu. In ihren Augen stand Verwirrung geschrieben.
    »Wir wissen es nicht. Die Götter zürnen, sie werden uns verstoßen.«
    Im Widerschein eines neuerlichen Blitzes sah man das Schwarz sich heftig winden. Das riesige Netz, dessen Fäden irgendwo im Nichts endeten, wurde stark erschüttert.
    Panik brach unter den Haryien aus. Kreischend zogen sie sich in den vermeintlichen Schutz des Stockes zurück. Nur die Zaron bewahrten die Ruhe. Dort, wo sie eben noch zu unterliegen drohten, gewannen sie rasch wieder die Oberhand.
    »Wundern würde es mich nicht, wenn sie damit zu tun hätten«, meinte Burra. Sie ließ den Kurs ändern, steuerte nun den Stock an. Schwerfällig kreuzte die Phanus gegen den von Westen her böig auffrischenden Wind. Das Hausboot begann zu schlingern, wurde abgetrieben.
    Schwelige Wolken machten das Atmen zur Qual. Bevor Tertish eine Warnung unter Deck rufen konnte, hörte sie, wie bereits die Luken geschlossen wurden.
    »Verdammt!« Burras Finger umklammerte die Reling, bis sich weiß ihre Knöchel unter der Haut abzeichneten. Der Stock war kaum mehr auszumachen.
    »Wir müssen nach Lee«, ächzte Scida. »Nur im Windschatten können wir anlegen, ohne das Boot zu gefährden.«
    Die Phanus holte über wie bei stürmischer See. Luftwirbel griffen nach ihr, zerrten sie auf den Stock zu. Plötzlich tauchte eine Wand aus den Nebeln auf – viel zu schnell, als daß jemand in der Lage gewesen wäre, die Stellung der Steuerfächer noch zu ändern.
    Hart schrammte der Rumpf über Felsen. Aber schon Augenblicke später löste das Boot sich wieder und trieb seitlich davon.
    »Haryien!«
    Tertishs warnender Ausruf ließ Burra herumwirbeln. Sechs der Mischwesen schwangen sich an Bord. Die Schwerter der Amazonen flogen förmlich in die Höhe. Gerade noch rechtzeitig geben die Neuankömmlinge sich als Nesfar zu erkennen.
    »Asmilai schickt uns. Ihr müßt uns beistehen.
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