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Der Thron des Haryion

Der Thron des Haryion

Titel: Der Thron des Haryion
Autoren: Hubert Haensel
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genug, um die den Steinen innewohnende Kraft der Weißen Magie wirklich einzusetzen«, warnte Robbin.
    Fronja sah auf. Verzweiflung zeichnete sich in ihrer Miene ab.
    »Nenne einen anderen Weg! Die Kraft, die ich beschwöre, kann mir über den Kopf wachsen. Aber bleibt überhaupt eine Wahl?«
    »Burra und ihre Amazonen könnten…«
    »Burra? Wo ist sie?«
    Vor Erregung vergaß Robin sogar darauf, an seinen Binden herumzuwickeln. »Glaubst du, die Haryien lassen dich gewähren? Inzwischen sind es mindestens vierzig, die sich um den Thron drängen.«
    Jetzt huschte ein Aufleuchten über Fronjas Antlitz.
    »Siebentag wird uns helfen«, stellte sie unumwunden fest. »Er kann die Nesfar ablenken.«
    Der Kannibale aus dem Land der Wilden Männer tat, als habe er nichts gehört. Erst als Robbin ihn anstieß, sah er auf.
    »Du sollst Fronja beistehen, Siebentag.«
    »Ich? Wie?«
    Fronjas Lächeln wurde um eine Spur eisiger.
    »Deine Körperbilder werden die Haryien in ihren Bann schlagen. Wenigstens so lange, bis meine Träume Mythor von dem Los des Haryion befreit haben.«
    »Geht nicht.«
    »Was?« entfuhr es Robbin.
    »Haryien in Bann schlagen. Weiß nicht, wie machen.«
    »Du brauchst nur deinen Umhang zu lüften«, meinte Robbin.
    »Glaube ihm kein Wort.« Nachdenklich ruhte Fronjas Blick auf Siebentag. »Er mag sich dumm stellen soviel er will, ich nehme ihm diese Maske nicht ab.«
    Der Kannibale murmelte irgend etwas Unverständliches vor sich hin.
    »Schließlich warst du es, der einen Dämon besiegt hat«, fuhr Fronja fort. »Seither ist mir klar, daß du weit mehr bist, als du zu sein vorgibst. Also hilf mir.«
    Siebentag überlegte kurz, dann nickte er.
*
    Keine der Haryien beachtete den Kannibalen, als er sich ihnen zögernd näherte. Erst als er versuchte, sich zwischen ihnen hindurchzuzwängen, ruckten ihre Körper herum. Einem wütenden Schnabelhieb wich er behende aus und öffnete seinen Mantel.
    Die Haryie, die ihn angegriffen hatte, erstarrte. Auch die anderen verstummten. Gebannt starrten sie Siebentags Körperbilder an, alles darüber vergessend, was eben noch wichtig gewesen war.
    Fronja blieb unbehelligt, als sie vor den Thron hintrat. Mythor hatte die Augen geschlossen, er sah sie nicht, die mit Hilfe der Kristalle versuchte, ihm Wahrträume zu schicken.
    Aber die Träume kehrten zur Tochter des Kometen zurück. Sie begann zu zittern, fühlte sich elend und zerschlagen. Noch immer waren ihre Kräfte zu schwach.
    »Mythor«, kam es tonlos über ihre bleiben Lippen. »Weshalb sträubst du dich?« Schluchzend sank sie auf die Knie.
    Da war plötzlich eine Stimme, die zu ihr sprach:
    »Ich flehe dich an, laß mich das Rätsel um den Verbleib von Carlumen lösen.«
    Fronja sah auf. Mythor hatte die Augen geöffnet, aber sein Blick ging durch sie hindurch und schien sich in weiter Ferne zu verlieren.
    Caerylls Fliegende Stadt… Fronja wußte um Mythors Ziele. Hatte er wirklich eine Spur gefunden?
    Wieder erbebte der Stock. Krachend brachen Trittstangen aus den Wänden und polterten zu Boden. Fronja erkannte, daß ihr kaum mehr Zeit blieb. Die Heimstatt der Nesfar war dem Untergang geweiht.
    »Mythor«, flüsterte die Tochter des Kometen. »Gib dein Sträuben auf.« Krampfhaft preßte sie die DRAGOMAE-Kristalle auf ihre Augen. Ein Traum entstand, wie sie nie zuvor einen geträumt hatte. Sie und Mythor, glücklich vereint in einem Land des Friedens…
    Und der Traum nahm Gestalt an. Schemenhaft hüllte er den Thron ein – eine eigene kleine Welt, in der Fronjas Wille galt, in der für das Skelett eines riesenhaften Vogels kein Platz war.
    Fronja fühlte, wie der Bann auch auf sie überzugreifen drohte. Sie war unfähig, sich zu bewegen. Etwas Fremdes schickte sich an, von ihr Besitz zu ergreifen. Ihr Traum begann sich zu verflüchtigen.
    Aber dann schienen die Kristalle in ihren Händen zu zerspringen. Kräfte entluden sich zwischen den Nesfar-Haryien, die benommen zur Seite taumelten.
    Endlich gab Mythor seinen Widerstand auf. Hatte er erfahren, was er wissen wollte?
    Fronja träumte wirklich. Nichts von dem, was um sie her geschah, nahm sie noch wahr. Sie war glücklich. Denn in ihrem Traum gab das Skelett den Sohn des Kometen frei, bogen die knöchernen Schwingen sich weit zurück, als wollten sie ihn förmlich von sich stoßen.
    Mythor erhob sich, machte benommen einen Schritt vorwärts, blieb dann aber stehen und berührte den Thron. Ein Stöhnen drang aus seinem halb geöffneten Mund.
    Ihres
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