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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler
Autoren: Joe R. Lansdale
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wäre ja völlig unamerikanisch.«
    Das leuchtete mir ein, also nickte ich. »Also, wenn du das machen willst... Geschichten schreiben und so, dann liegt jetzt alles an dir. Irgendwie werde ich jedenfalls dafür sorgen, dass du deine Chance bekommst. Hörst du?«
    »Ja, Sir.«
    Schweigend sah er eine Zeit lang auf das Tiefland hinaus. Als er wieder mich anschaute, lag ein Lächeln in seinem Blick. »Ich sage dir jetzt, was ich davon halte, aber das bleibt unter uns, klar?«
    »Ja, Sir.«
    »Kein Wort zu niemand. Nicht zu Mama. Nicht zu Ike.«
    »Kein Wort«, versprach ich.
    »Nun gut, Junge, ich denke, wenn wir heuer eine gute Ernte haben, oder wenn ich bei den Ringkämpfen richtig Geld verdiene, dann kaufe ich uns ein Auto. Damit kannst du dann leichter und schneller zur Schule fahren, und du bist immer noch rechtzeitig wieder daheim, um Ike und mir bei der Arbeit zu helfen.«
    Der Gedanke, ich könnte mit einem Auto in die Stadt und wieder zurück fahren, gefiel mir richtig gut, und der Gedanke an den Unterricht sogar noch mehr. »Das hört sich nach einer prima Idee an, Papa.«
    »Allerdings.« Papa nickte, als wolle er sich selbst beipflichten.
    Nachdem er eine Weile wieder auf das Flachland hinausgeblickt hatte, sagte er, ohne mich richtig anzusehen: »Ich will nicht, dass du dein Leben so mühsam fristen musst wie ich. Es spricht nichts gegen die Landwirtschaft, wenn es das ist, was du willst. Ich selbst wollte nie Farmer sein. Mach was aus dir, mein Junge. Egal, was. Wenn diese Schreiberei das ist, was du willst, werde ich dir dabei helfen. Ist das jetzt klar?«
    »Ja, Sir.«
    »Ike bekommt auch seine Chance, aber das eilt noch nicht. Für dich dagegen ist es höchste Zeit. Ich kenne nichts als harte Arbeit, aber ihr Jungs bekommt eure Chance, und wenn ich den alten Gottseibeiuns höchstpersönlich auf die Schultern legen muss.«
    Endlich sah er mich wieder an. Sein Gesicht wirkte entspannt, er lächelte. »Na los, holen wir das Unkraut raus, bevor es zu heiß wird.«
    Papa schnalzte mit der Zunge, und Clancy setzte sich in Bewegung. Auf dem Weg zu den Feldern fragte ich meinen Vater, ob er glaubte, dass Onkel Pharaoh tatsächlich hundertfünfzig Jahre alt war.
    »Ich habe fast den Verdacht, dass es stimmt«, sagte er. »Ganz sicher lässt es sich nicht sagen, aber er ist länger auf der Welt als jeder andere in der Gegend. Er hat die Sklaverei noch miterlebt.«
    »Ist Onkel Pharao selbst ein Sklave gewesen?«
    »Angeblich schon.«
    »Ist er deswegen nicht sauer?«
    »Anscheinend nicht. Aber ich bin sicher, dass er sich an diese Zeiten nicht gern zurückerinnert, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Ja, Sir, ich glaube schon.«
    »Kein Mann, egal ob schwarz, weiß oder gepunktet, mag es, wenn er nach der Pfeife von jemand anderem tanzen muss. Ein Mann entscheidet lieber selbst, was er tut und wohin er geht.«
    »War Onkel Pharao tatsächlich so ein guter Jäger, wie alle sagen?«
    »Das war er.«
    »Besser als Mr. Hall?«
    »Ich will Herman nichts absprechen, er ist ein mächtig guter Jäger. Ein gutes Stück besser als ich jedenfalls. Aber ich denke, der alte Pharao war noch besser.«
    Dann stellte ich ihm die Frage, die mir wirklich auf dem Herzen lag. »Papa, glaubst du, dass der Keiler, von dem Doc Travis erzählt hat, derselbe ist, den die Leute Old Satan nennen ... oder dass er ein indianischer Medizinmann oder der Teufel sein könnte?«
    Papa lachte so laut, dass sowohl ich als auch Clancy zusammenzuckten. »Kann schon sein, dass es derselbe Keiler ist. Durchaus möglich. Aber ich kann dir garantieren, dass es kein Dämon oder Teufel ist. Ein Wildschwein ist ein Wildschwein, Junge, sonst nichts.«
    Na ja, in einer Hinsicht hatte Papa recht, in anderer lag er falsch.
FÜNF
     Das erste Zeichen vom Teufel sah ich an dem Tag, an dem Papa fortfuhr.
    Kurz vor Tagesanbruch tauchte Doc Travis auf und frühstückte mit uns. Danach gab Papa Mama einen Kuss, schüttelte Ike und mir die Hand, schnappte sich seine Reisetasche und ging nach draußen.
    Die Sonne war kaum aufgegangen, und es war schon drückend heiß. Bis Mittag würde eine Bullenhitze herrschen, die sich wie eine Wolldecke über einen breiten würde. Ich freute mich langsam schon auf den Herbst.
    Als Papa ins Auto stieg, rief er Mama zu: »Sieh zu, dass die Jungs ihre Arbeit erledigen, aber lass sie auch Jungs sein.« Mama lächelte.
    Wir standen im Hof und winkten dem Ford, Doc Travis und Papa hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Die Hunde
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