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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler
Autoren: Joe R. Lansdale
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sich kein Mensch je ein Bild an die Wand hängen, denn er war der hässlichste Hund der ganzen Schöpfung mit seinen zerfetzten Ohren und der aufgeschlitzten Nase, die er sich bei all den Jagden auf Waschbären eingefangen hatte, aber er konnte einen einzelnen Tropfen Schweiß auf einem Erdhörnchen im nächsten County wittern. Warum hatte er dann Old Satan nicht gewittert?
    Papa hätte wahrscheinlich gesagt, der Wind habe Old Satans Gestank vom Haus und von den Hunden weggetragen. Oder er hätte es damit erklärt, dass das Schwein zu sehr nach Flussschlamm roch, weil es sich dauernd in den seichten Stellen suhlte.
    Und das alles war ja durchaus möglich. Sogar wahrscheinlich. Aber es gab eine alte Redewendung, das in meinem Kopf herumhüpfte wie frische Froschschenkel in der Pfanne - das Glück des Teufels.
    Angewidert und wütend stapelte ich die geknickten Maisstängel am Rand des Feldes, um sie später in die Scheune zu karren und an unser Vieh zu verfüttern. Zumindest wären sie so nicht völlig vergeudet. Dafür brauchte ich etwa halb so lang, wie es gedauert hätte, die Reihen zu pflügen. Deshalb war ich einige Zeit vor Mittag fertig.
    Clancy zog den Pflug in den Schuppen zurück, dann spannte ich ihn vor den Schlitten. Wir fuhren zurück zum Maisfeld, ich lud die Stängel auf den Schlitten, und Clancy schleppte alles in die Scheune zurück. Dort schichtete ich sie so auf, dass sie gut trocknen konnten.
    Als das erledigt war, stellte ich den Schlitten weg, schirrte Clancy ab und striegelte ihn. Felix striegelte ich ebenfalls, gerade so, als hätte er mitgearbeitet.
    Während ich so vor mich hinstriegelte, dachte ich daran, Mama doch zu erzählen, was Old Satan im Mais angerichtet hatte, blieb jedoch bei meiner ersten Entscheidung. Es war besser, sie erfuhr nichts davon.
    Einerseits fühlte ich mich gut, weil ich versuchte, das Richtige zu tun und sie nicht aufzuregen, andererseits fühlte ich mich wie ein dreckiger, hundsgemeiner Lump.
    Allmählich war es wohl Zeit zum Mittagessen, deshalb ging ich zum Haus hinüber. Ike holte gerade Wasser aus dem Brunnen.
    »Bist du fertig?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Mit allem?«
    »Ja, mit allem.«
    Ike sah mich schlitzohrig an. »Wo hast du denn die Stängel her, die du raufgefahren hast?«
    Dieser verdammte Ike, dem entging wirklich gar nichts. »Pass mal auf, Ike, Mama braucht davon nichts zu wissen.«
    »Was hast du denn angestellt? Mais niedergepflügt?«
    »Nein«, fuhr ich ihn an, »ich habe keinen Mais niedergepflügt.«
    »Mir ist nur grad eingefallen, wie dir Felix mal durchgegangen ist und du das halbe Bohnenfeld niedergemäht hast.«
    »Ja, und mir fällt gerade wieder ein, wie du damals Felix geärgert hast und er dich quer über zwei Reihen Tomaten samt Stangen und allem gezogen, hat, während Papa und ich Tomaten pflückten. Wir mussten sogar Doc Travis holen, und der hat dich dann genäht, und zwar am ...«
    »Sag ja nicht, wo ich genäht worden bin, hörst du?« »So, jetzt hörst du mir mal zu, Ike Dale. Old Satan war auf unserem Grund. Er hat Land verwüstet und einigen Mais vernichtet. Mama werde ich nichts sagen wegen dem Baby und so.«
    Ike überlegte kurz. »Ist wahrscheinlich besser so. Bist du sicher, dass es Old Satan war?«
    »Er hat keinen Zettel mit seinem Namen drauf dagelassen«, sagte ich, »aber es sind ein paar Spuren zu sehen, die zu groß für ein altes, verwildertes Hausschwein sind.«
    »Vielleicht sind es gar keine Schweinespuren. Vielleicht war es eine Kuh oder so.«
    »Ich bin beim Spurenlesen vielleicht kein Daniel Boone, aber eine Schweinefährte kann ich von dem einer bescheuerten Kuh immer noch unterscheiden. Es war ganz bestimmt Old Satan.«
    Ike kaute eine Weile auf seiner Unterlippe herum. »Weißt du, was Doc Travis gesagt hat? Dass Old Satan ein Medizinmann oder der Teufel ist... glaubst du, dass das stimmt?«
    »Papa sagt, nein.« Ike schaute mich verschmitzt an. »Und was sagst du?«
    »Ich sage dasselbe wie Papa.« Obwohl, um ehrlich zu sein, so ganz stimmte das nicht. Diese Spuren hatten mich zutiefst erschüttert.
    »Hat er viel kaputt gemacht?«
    »Nicht allzu viel.«
    »Glaubst du, er kommt wieder?«
    »Ich habe keine Ahnung, wie Schweine denken«, sagte ich. »Vielleicht ja, vielleicht nein. Aber so oder so, kein Wort zu Mama, in Ordnung?« »Bist du sicher, dass du den Mais nicht umgeackert und dir diese Geschichte ausgedacht hast?«
    »Wenn du zum Feld runter und selbst nachsehen willst«, sagte ich, »ich warte
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