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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler
Autoren: Joe R. Lansdale
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bellten, bis das Motorengeräusch des Ford B verklang.
     Ike half Mama beim Abwasch, und ich ging zur Scheune, um Clancy anzuschirren. Länger als einen halben Tag würde ich nicht mehr brauchen, um den Rest des Unkrauts aus dem Maisfeld zu pflügen. Danach wäre für ein paar Tage alles so gut wie erledigt. Wir hatten zwei Maultiere, aber Clancy musste für die ganzen schweren Arbeiten herhalten. Felix war inzwischen zu alt dafür. Eigentlich wurde er nur noch zusammen mit Clancy vors Fuhrwerk gespannt. Und da wir das Fuhrwerk nur dann brauchten, wenn wir in die Stadt wollten, kam das nicht oft vor.
    Früher war Felix ein guter Arbeiter gewesen, aber Papa war der Ansicht, er hätte es sich verdient, den Großteil seiner Zeit im Schatten der Scheune oder unter einer der riesigen Eichen zu verbringen. Dass sich Felix freiwillig ein Bein ausriss, konnte man wirklich nicht behaupten.
    Ich gab beiden Maultieren etwas Getreide und schirrte dann Clancy an, hakte die Stränge am Ortscheit des Pflugs ein und legte diesen seitlich um. Dann nahm ich die Zügel und führte Clancy aus der Scheune und aus dem Hof hinaus. Als ich das Gatter wieder verschlossen hatte, war es bereits taghell und so klebrig heiß wie frisch gekochter Zuckersirup.
    Ein Maultier ist ein mürrisches Vieh, das sich, anders als ein Pferd, nicht zu Tode arbeitet. Und Clancy war ein Maultier durch und durch. Auf dem Weg zum Feld hinaus war er so langsam wie staatliche Hilfen. Er trottete vor sich hin, als ginge es zu seiner eigenen Hinrichtung. Aber wenn er dann vor den Reihen mit Mais stand, hob er die Hufe. Er wollte alles rasch hinter sich bringen, um wieder zur Scheune zurückzukommen und den eigentlichen Maultiertätigkeiten nachgehen zu können, die für mich ziemlich überschaubar aussahen: Viel rumstehen und Getreide fressen.
    Papa gefiel Clancys Art, weil er, genau wie das Maultier, die Arbeit hasste und schnell damit fertig werden wollte.



 Rumtrödeln wollte ich auch nicht unbedingt, aber Papas Beine waren länger und konnten Clancys schnellem Schritt besser folgen als meine. Wenn so ein Tag vorüber war, kam ich fast daher wie ein alter Hund, und meine Beine fühlten sich an wie zwei amputierte Stümpfe.
    Aber heute bestand die Möglichkeit, die Arbeit bis Mittag unter Dach und Fach zu bringen, und dementsprechend motiviert war ich. Ich war sogar richtig aufgekratzt und sang ein Lied über den alten Dan Tucker vor mich hin.
    Doch als ich zu den letzten Reihen Mais kam, zerbröselten die Worte in meiner Kehle zu Staub.
    Viel zu pflügen war da nicht mehr. Es sah aus wie nach einem Square Dance. Ein Teil des Maises war an den Wurzeln ausgerissen und zerfetzt, ein anderer Teil war umgeknickt und zermantscht, wie aus purer Bosheit.
    Ich ließ die Zügel los und Clancy angeschirrt stehen, um mir alles etwas genauer anzusehen. Ich entdeckte tiefe Suhlen und durchwühlte Stellen, und der weiche Boden war gespickt mit Spuren.
    Ein kalter Schauer kroch mir wie ein nasser Finger den Rücken empor, und mir stellten sich die Nackenhaare auf.
    Diese Spuren waren annähernd so groß wie die Hand eines großen Mannes, und es waren Wildschweinspuren. Ich brauchte nicht viel Phantasie, um zu erkennen, dass ich hier das Werk von Old Satan vor mir hatte, dem Teufelskeiler.

SECHS
     

    Mir kam in den Sinn, Mama vom Mais zu erzählen - und zu jedem anderem Zeitpunkt hätte ich das auch getan -, aber da gab es das Problem mit dem Baby. Höchstwahrscheinlich würde sie das nicht allzu sehr mitnehmen, aber ich wollte kein unnötiges Risiko eingehen. Der Mais hatte keinen Totalschaden erlitten, aber es war doch ein ganz hübscher Verlust. Papa hätte mit den sechs Reihen immerhin ein paar Dollar machen können, oder für uns hätten sie ein paar Mahlzeiten bedeutet. Stattdessen tauchte da mitten in der Nacht irgend so eine dahergelaufene Wildsau auf, die ein Caddo-Medizinmann oder gar der Teufel selbst sein konnte, und bediente sich einfach. Und unsere jämmerlichen Hunde, die sonst alles anbellten, hatten nicht einmal gewinselt.
    Ich kapierte es einfach nicht. Menschen gegenüber waren die Hunde nicht gerade blutrünstig, aber fremde Tiere duldeten sie nicht auf unserem Land, nur diejenigen, die uns gehörten. Sie würden nicht einmal ein Opossum eine Abkürzung durch unseren Garten nehmen lassen, ohne es taub zu bellen oder auf einen Baum zu jagen, sodass Papa es schießen und Mama es in den Schmortopf stecken konnte.
    Von unserem ältesten Hund - Blue - würde
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