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Der Teufelskeiler

Der Teufelskeiler

Titel: Der Teufelskeiler
Autoren: Joe R. Lansdale
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sagen, er sei zurückgekommen.«
    »Old Satan?«
    »Genau. Man nannte ihn damals auch den Teufelskeiler.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere«, sagte Papa, »hieß es auch damals schon, das Schwein sei wieder zurückgekehrt. Das wäre dann jetzt das dritte Mal. Dann müßte Old Satan jetzt ja ungefähr fünfzehn bis zwanzig Jahre alt sein.«
    »Ich habe schon gehört, dass manche Schweine so alt werden«, sagte Doc Travis.
    »In freier Wildbahn?«
    »Wer weiß schon, wie lange manche von ihnen leben. Für die schmeißt ja kein Mensch Geburtstagsfeiern.«
    Papa lachte. »Vielleicht sollten wir Old Satan einen Kuchen backen und ein paar Geschenke kaufen. Vielleicht verschwindet er dann.«
    »Du immer mit deinen Witzen«, sagte Mama und gab ihm spielerisch einen Klaps auf die Schulter.
    »Na ja, wenn es tatsächlich derselbe Keiler ist, könnte es recht garstig werden. Letztes Mal hat er eine Menge Ackerland umgegraben, Hühner und kleinere Rinder umgebracht und sogar das Maultier vom alten Jack Jeffers gefällt wie einen Baum, hat ihm einfach die Beine durchgesägt. Und dann hat er noch diesen alten Farbigen übel zugerichtet.«
    »Pharaoh«, sagte Papa. »Der wohnt auf der anderen Seite des Flusses. War bis dahin der beste Jäger der ganzen Gegend. Es gab nichts, was er nicht gejagt hätte. Bären, Wildkatzen, was du willst. Der hat überall in den Vereinigten Staaten gejagt, aber dieser Keiler, der hat ihn erwischt.«
    »Er kann von Glück sagen, dass er noch lebt. Ich habe ihn damals behandelt. Für seine Beine konnte ich nicht mehr tun, als sie zusammenzunähen. Die waren völlig zerfetzt, alle Muskeln und Nerven kaputt.«
    »Das war vielleicht ein Jäger«, sagte Papa wehmütig.
    »Ist er nicht angeblich hundertfünfzig Jahre alt?«, fragte Doc Travis.
    »Heißt es jedenfalls«, antwortete Papa.
    »Eines ist gewiss«, sagte Mama, »er hat meinen Papa gekannt, als der ein kleiner Junge war, und den Papa meines Papas, als der noch jung war. Er ist also mit Sicherheit alt. Er hat mindestens einen Sohn, der selbst schon achtzig ist.«
    »Tja, wenn du glaubst, dass Pharaoh hundertfünfzig Jahre alt ist, dann glaubst du wahrscheinlich auch die Geschichte, die sie über Old Satan erzählen. Dass er ein indianischer Dämon ist oder der Teufel selbst in anderer Gestalt.«
    »Dieses Altweibermärchen?«, sagte Papa.
    »Da gibt es welche, die behaupten, es sei ein alter Medizinmann der Caddoindianer, der sich an den Weißen rächen will, in Gestalt eines wilden Ebers, den man nicht mit Waffen, sondern nur durch Zauberei töten kann. Dann gibt's einige mit einer Schwäche für die Geschichte mit dem Teufel. Ein paar Hinterwäldlerpfarrern gefallt diese Version besonders gut. Sie behaupten, der Teufel wäre losgelassen worden, weil die Leute nicht mehr an Gott glauben. Weil sie nicht regelmäßig in die Kirche gehen und so weiter.«
    »Sogar Pfarrer - ganz besonders Pfarrer - kommen manchmal auf verdammt komische Ideen«, sagte Papa.
    Danach drehte sich die Unterhaltung um andere Themen, das Wetter, die schlechten Zeiten. Ich räumte meine Magazine weg, dann gingen Ike und ich nach draußen, um unsere Arbeit fertig zu machen.

VIER
     

    Ungefähr eine Stunde später fuhr Doc Travis weiter, Lind Papa kam raus zum Holzstoß. Ike schickte er ins Haus, um Mama zu helfen, und wir gingen in die Scheune, um Clancy anzuspannen, weil wir das Unkraut aus den Mais- und Zuckerrohrfeldern auspflügen wollten.
    Papa nahm die Zügel und klappte den Handpflug seitlich um. Dann zog ihn das Maultier auf die Felder hinaus. Unterwegs fing Papa an zu reden.
    «Weißt du schon, was du später mal machen willst, Junge?«
    Ich war sprachlos. Ich hatte immer den Eindruck, es sei längst klar, was ich mal machen würde. Auf unserer Farm weiterarbeiten. Anpflanzen, so viel ich konnte, und über die Runden kommen, so gut ich konnte. Genau wie Papa. Jetzt kam es mir zum ersten Mal in den Sinn, dass ich eine Wahl haben könnte, und dass ich, nachdem mir die Frage gestellt worden war, sogar eine Antwort darauf hatte.
    »Ich möchte gern Geschichten schreiben«, sagte ich. Wie entfesselt schienen die Worte aus meinem Mund zu springen. Wahrscheinlich war dieser Gedanke schon einige Zeit in mir gereift, aber jetzt, nachdem mir Doc
    Travis diese Zeitschriften mitgebracht und Papa mir die Frage geradeheraus gestellt hatte, schien die Zeit reif für einen Entschluss.
    Papa rief »Brrr!«, drehte sich zu mir um und sah mich an. Mir war ganz flau im Magen aus
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