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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Lynsay Sands
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geweiteten Augen zu, wie Fergus sich von den Klippen in die Tiefe stürzte und ihr Gemahl sich im gleichen Moment nach vorne warf, um ihn festzuhalten.
    Evelinde war nicht die Einzige, die aufschrie, doch niemand außer ihr war nahe genug, um nach Cullen zu greifen, als er Fergus packte und das Gleichgewicht verlor. Sie bekam ihren Gemahl am Saum seines Plaids zu fassen und ging mit ihm zu Boden. Cullen kam mit den Beinen auf den Felsen zum Liegen, doch sein Oberkörper hing über dem Abgrund. Fergus hingegen baumelte mitten in der Luft und war nur deshalb noch nicht am Fuße der Klippen zerschellt, weil Cullen seine Tunika umklammert hielt. Als das Gewicht ihn nach unten zu ziehen drohte, warf Evelinde sich auf seine Beine, um ihn mit ihrem Körpergewicht vor dem Fall zu bewahren.
    »Lass mich schon los, Junge«, hörte sie Fergus beinahe flehend sagen.
    »Nay« ,knurrte Cullen. »Greif nach meiner Hand, bevor der Stoff reißt.«
    »Nun nimm schon seine Hand, Fergus«, sagte Tavis eindringlich. Die Männer waren herbeigeeilt, um zu helfen.
    Evelinde entspannte sich ein wenig, als Gillie und Rory sich links und rechts von ihr niederknieten und Cullen festhielten, um ihn gemeinsam mit ihr vor einem Sturz in den Abgrund zu bewahren.
    »Nimm meine Hand, du sturer Hundesohn«, stieß Cullen zwischen den Zähnen hervor, während Evelinde hörte, wie der Stoff leise zu reißen begann. »Ich versuche gerade, dir das Leben zu retten, verdammt.«
    »Warum? Damit du mich anschließend wegen Mordes aufknüpfen kannst?«, fragte Fergus höhnisch. »Lass mich schon los, ich bin bereit«, wiederholte er dann.
    Cullen erstarrte und schwieg. Evelinde wusste, dass er zögerte, da er einerseits nicht gewillt war, den Mann loszulassen, der seit vielen Jahren sein Stellvertreter war und ihn wahrscheinlich als junger Bursche im Kampf ausgebildet hatte, andererseits aber wusste, dass er Fergus, wenn er ihn nur rettete, für drei Morde würde bestrafen müssen – und das hieße tatsächlich, ihn zu hängen.
    Evelinde zog sich das Herz zusammen bei dem Gedanken, wie qualvoll diese Entscheidung für ihren Gemahl sein musste, doch dann wurde ihm die Wahl urplötzlich abgenommen. Die starken Böen, die sie gebeutelt hatten, flauten ab, kurz nur, aber lange genug, dass Evelinde das schneidende Geräusch der reißenden Tunika hörte. Dann tobte der Wind erneut los und zerrte an ihnen, während Fergus in die Tiefe stürzte. Er schrie nicht ein einziges Mal; der einzige Laut war das Kreischen des Windes.

18. KAPITEL
    »Es besteht keine Notwendigkeit, dass Ihr mich tragt, mein Gemahl. Ich bin nicht verletzt und kann durchaus laufen«, wiederholte Evelinde etwa zum zehnten Mal, seit sie Cullen vom Abgrund fortgezogen hatten und er sie in die Arme geschlossen und aufgehoben hatte. Nun eilte er mit ihr auf den Wohnturm zu.
    Evelinde ergab sich der Tatsache, dass ihr Gatte offenbar nicht gewillt war, sie auf ihre eigenen Füße zu stellen, und sah über seine Schulter auf die kleine Gruppe, die ihnen folgte. Biddy, Tavis und Mildrede gingen vorweg, und Mac, Rory und Gillie folgten. Evelindes Blick verharrte auf Biddy, die verloren aussah. Das Gesicht der älteren Frau war blass, und dass sie zitterte, war auch aus mehreren Schritten Entfernung noch zu erkennen. Mildrede hatte Biddy einen Arm um die Taille gelegt und stützte sie gemeinsam mit Tavis, der seine Mutter ebenfalls hielt. Es war das erste Mal seit Evelindes Ankunft auf Donnachaidh, dass sie ein Zeichen der familiären Verbundenheit zwischen den beiden sah. Auch Cullens Cousin sah aus, als hätten ihn die Enthüllungen des heutigen Tages mitgenommen, und Evelinde fragte sich, ob das, was er über seinen Vater erfahren hatte, nicht vielleicht ein paar Veränderungen in ihm anstoßen würde. Sie hoffte es, doch das blieb abzuwarten.
    Was Biddy anging, wollte Evelinde nicht länger abwarten.
    »Mein Gemahl?«
    Cullen blieb stumm, sah sie jedoch kurz an, ehe er den Blick wieder nach vorne richtete. In dem Wissen, dass dies seine Art war, »Ja, bitte, Frau?« zu sagen, fuhr Evelinde fort: »Was werdet Ihr im Hinblick auf Eure Tante unternehmen?«
    Sie sah, wie er einen Mundwinkel ungehalten nach unten zog, bevor sein Gesicht wieder den üblichen ausdruckslosen Zug annahm. Doch sie bemerkte den Schmerz in seinen Augen und erkannte, dass er nicht wusste, was er wegen seiner Tante und ihrer Tat unternehmen sollte.
    »Bedenkt, dass sie Darach nicht umgebracht hat«, sagte Evelinde sanft. »Sie hat
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