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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Lynsay Sands
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spielte«, stieß Fergus hervor. »Er war schuld an Jennys Tod und an Biddys Trauer, und Biddy war so dankbar dafür, dass sie sich an seiner Schulter ausweinen durfte!«
    Fergus schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht gründlich genug darüber nachgedacht. Ich wollte nur, dass sie erkannte, was für ein Mensch er wirklich war, hab aber nicht bedacht, wie sie damit umgehen würde. Ich legte einfach den Brief ins Wohngemach und bin dann mit den anderen zur Jagd geritten. Insgeheim freute ich mich schon darauf, wie Biddy Darach bei unserer Rückkehr vor aller Augen bloßstellen würde. Stattdessen aber hat sie versucht, diesen Taugenichts zu erschießen.«
    »Bist du sicher, dass sie es war?«, fragte Evelinde, eine Spur Hoffnung in der Stimme. »Vielleicht war es ja wirklich ein Unfall.«
    »War es nicht«, entgegnete er. »Sie war’s. Die Befiederung hat sie verraten. Sie hatte einen zahmen Schwan, als sie Darach heiratete, und als dieser Schwan nach einigen Jahren starb, hob Biddy die Federn auf. Sie fertigte die Befiederung für ihre Pfeile immer selbst an, wobei sie die weißen Schwanenfedern zusammen mit dunkleren Federn einer Gans oder was immer gerade da war verwendete, sodass ein bestimmtes Muster entstand. Ich habe den Pfeil sofort erkannt und wusste, dass auch Liam es tun würde. Es blieb keine Zeit, den Pfeil durch einen anderen zu ersetzen, also habe ich die Federn mit Blut und Erde beschmiert in der Hoffnung, dass niemand etwas merken würde. Und damals blieb auch alles unentdeckt.«
    »Aber Biddys Pfeil hat Darach doch gar nicht getötet«, warf Evelinde ein. »Du hast gesagt, dass du es warst.«
    »Aye, ich habe ihn im Schlaf erstickt, aber alle haben geglaubt, er sei an den Folgen seiner Verwundung gestorben«, erklärte er. »Biddy war am Boden zerstört«, fügte er bekümmert hinzu. »Aber ich wusste, dass es nur Gewissensbisse waren, die sie plagten, und dass sie mit der Zeit darüber hinwegkommen würde.«
    Fergus verstummte, den Blick auf die Steine geheftet, unter denen Jenny lag, aber Evelinde ahnte, dass er nicht das Grab vor sich sah. Überzeugt, dass der Mann im Geiste in der Vergangenheit weilte, nutzte Evelinde die Gelegenheit und sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit oder zumindest etwas um, das sie zu ihrer Rettung als Waffe verwenden konnte. Sie behielt Fergus jedoch im Auge, und als dieser aus seinen Grübeleien auftauchte, den Kopf hob und einen Schritt auf Evelinde zukam, fragte sie schnell: »Aber warum hast du Cullens Vater Liam getötet?«
    »Liam.« Der Krieger raunte den Namen fast so ehrfürchtig wie ein Gebet.
    »Immerhin waren bereits zehn Jahre vergangen«, stellte Evelinde heraus. »Warum hast du ihn so lange nach dem ersten Mord umgebracht? Gewiss war doch bereits Gras über Darachs Tod gewachsen.«
    »Richtig, das dachte ich auch«, erwiderte Fergus. »Die Jahre zogen friedvoll ins Land, und ich hatte Darach schon beinahe vergessen – bis dann der Pfeil wieder auftauchte, um mich heimzusuchen.« Er schnaubte betrübt. »Damals wusste ich es noch nicht, aber Liam hatte Biddys Pfeil noch an dem Tag, als Darach angeschossen wurde, in seine Kammer geschafft. Ich hatte geglaubt, das Geschoss sei fortgeworfen worden, ansonsten hätte ich mich in Liams Gemach geschlichen und es an mich genommen, aber ich ahnte nichts und dachte, alles sei in bester Ordnung.« Er verstummte kurz. »Dieser Fehler zwang mich schließlich, Liam zu töten«, setzte er dann hinzu, und Evelinde meinte, aufrichtige Erschütterung herauszuhören. »Ich wollte es nicht tun. Cullens Vater war ein guter Mann, viel besser, als sein Bruder je gewesen ist, und sein Tod war ein wahres Unglück.«
    »Und dennoch hast du ihn umgebracht«, sagte Evelinde leise und ließ ihren Blick dabei erneut unmerklich umherwandern. Mehrere herumliegende Steine waren alles, was ihr nützlich werden mochte, ansonsten gab es nichts.
    »Ich hab es für Biddy getan«, rechtfertigte sich Fergus und lenkte damit Evelindes Aufmerksamkeit erneut auf sich. »Es war alles meine Schuld, und ich konnte doch nicht Biddy dafür bezahlen lassen.«
    Als Evelinde ihn nur schweigend ansah, fuhr er fort: »Liam hat den Pfeil offenbar deshalb behalten, weil irgendetwas daran ihm zu denken gab. Da das Blut die Farbe der Federn nicht preisgab, muss es die Länge des Schafts gewesen sein. Biddys Bogen war nicht größer als die, mit denen die Jungen auf die Jagd gehen, und daher waren auch ihre Pfeile kürzer«, erklärte
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