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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Lynsay Sands
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derjenige wäre, der über ihre Strafe entscheiden müsste. In Augenblicken wie diesen wünschte er sich, sein Vater wäre noch am Leben, um die Bürde des Laird an seiner statt zu tragen.
    Sie ritten weit schneller zur Burg zurück, als sie von dort fortgeritten waren. Auf dem Hinweg hatte Cullen ein langsames, gleichmäßiges Tempo vorgegeben, da er den langen Weg nach Comyn und zurück vor sich gesehen hatte und seine Tante nicht hatte erschöpfen wollen, indem er aus dem Ritt ein Rennen machte. Da sich der lange Weg aber nun erübrigte, trieb er sein Pferd zu mehr Geschwindigkeit an, wobei er sich immer wieder umsah, um sich zu vergewissern, dass seine Tante mithalten konnte.
    Im Burghof lenkte Cullen sein Pferd zu den Stallungen, und Biddy folgte ihm. Da er jedoch schnellstmöglich zum Wohnturm hinüber und nach Evelinde sehen wollte, übergab er sein Reittier nur schnell Scatchys Tochter, während Biddy sich selbst um ihr Pferd kümmerte und im Stall zurückblieb.
    Er querte den Burghof eiligen Schritts und war dabei so tief in Gedanken versunken, dass er das Wohngebäude schon fast erreicht hatte, ehe er Gillie und Rory erblickte, die sich am Fuße der Treppe zum Portal mit Mac unterhielten. Cullen nickte dem alten Stallmeister grüßend zu und bedachte dann die beiden Krieger mit einem vernichtenden Blick. »Was tut ihr hier draußen?«, fuhr er sie an. »Ihr sollt meine Gemahlin bewachen.«
    »Rory und ich wären in der Halle fast eingenickt«, erklärte Gillie kleinlaut. »Deshalb hat Fergus gesagt, wir könnten eine kurze Pause einlegen und er würde auf sie aufpassen, während wir uns einen Moment lang die Beine vertreten. Es ist ganz schön langweilig, die ganze Zeit über dort drinnen zu hocken, also haben wir die Möglichkeit genutzt.«
    Cullen bedachte dies finster, konnte den beiden aber kaum einen Vorwurf machen. Fergus war sein erster Mann, und Cullen hatte ihm in seiner Abwesenheit die Verantwortung übertragen. Dazu gehörte auch, den Männern eine Pause zu gewähren, wenn diese eine nötig hatten. Ein Krieger konnte kaum wachsam sein, wenn er müde war, und ein wachsamer Posten auf der Wehrmauer war natürlich besser als ein müder, der eine Bedrohung womöglich nicht rechtzeitig erkannte und zu spät Alarm schlug.
    Also nickte Cullen nur knapp und setzte seinen Weg fort.
    »Melaird?«
    Cullen hielt inne und schaute sich um. »Aye?«
    Die Männer tauschten unbehagliche Blicke. »Ist Lady Elizabeths Schwester nicht im Herbst gestorben?«, fragte Rory.
    »Lady Elizabeths Schwester?«, fragte Cullen und zuckte innerlich bei der Erwähnung der Frau zusammen, über die er gerade erst ausgiebig gesprochen hatte. Gillie und Rory waren zehn Jahre jünger als er, und es verwunderte ihn, dass sie sich überhaupt an Jenny erinnerten.
    »Aye« ,erwiderte Rory. »Ich habe Lady Elizabeth nämlich im letzten Herbst geholfen, Blumen zu den Klippen zu tragen, am Todestag ihrer Schwester, wie sie mir sagte. Aber Fergus hat Eurer Frau vorhin erzählt, Lady Elizabeth sei bei den Klippen, weil heute der Todestag ihrer Schwester sei.«
    »Da irrt er sich«, wandte Cullen ein. »Richtig ist, dass Jenny im Herbst starb, nicht im Sommer.« Er schüttelte ärgerlich den Kopf, denn er war sich sicher, Fergus mitgeteilt zu haben, dass er mit Biddy zu den Comyns reite. Offenbar hatte der Mann dies vergessen.
    »Dachte ich mir’s doch«, erwiderte Rory zufrieden und stieß Gillie den Ellbogen in die Rippen. »Ich hab dir doch gesagt, der Bursche wird alt.«
    Cullen schnitt eine Grimasse bei dem Gedanken daran, dass er, sollte Fergus’ Gedächtnis wirklich nachlassen, sich bald nach einem neuen Mann umsehen konnte, der nach ihm die Befehlsgewalt hatte. Als hätte er derzeit nicht schon genug Probleme, dachte er unwirsch und schob diese Sorge dann vorerst beiseite, um weiter die Stufen hinaufzueilen und endlich seine Gemahlin zu sehen.
    Cullen betrat den Wohnturm und sah Mildrede, die soeben aus der Küche kam. Abgesehen von ihr war die große Halle leer. Er runzelte die Stirn und sah die Magd an. »Wo ist meine Frau?«
    Mildrede riss die Augen auf, wahrscheinlich mehr aufgrund des scharfen Tons als wegen der Frage selbst. Dann wies sie mit einer Geste auf die Küchentür. »Sie ist gerade eben durch die Küche nach draußen gegangen, aber sie ist nicht unbewacht«, fügte sie rasch hinzu. »Fergus ist bei ihr.«
    Cullen blickte sie düster an. »Wohin bringt er sie?«
    »Ich weiß es nicht«, gab Mildrede unsicher zu. »Ich
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