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Der Teufel und die Lady

Der Teufel und die Lady

Titel: Der Teufel und die Lady
Autoren: Jessica Trapp
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ihn schon bald wiedersehen.
    „Man soll ihn aber zuerst baden und ihm frische Kleidung geben. Außerdem sollen Leinwände und Malutensilien dieser Frau hergebracht werden. Als neue Hofmalerin wird sie gleich hier, in meinen Privatgemächern, ein Porträt von Uns anfertigen.“
    Der Lakai starrte sie überrascht an, verneigte sich erneut und zog sich hastig zurück.
    Die goldschimmernden Wände schienen plötzlich auf Brenna zuzurücken. Das Kind trat sie wieder, ein heftiger Schmerz in ihrer rechten Seite.
    Sie wurde nervös, als sie begriff, was man jetzt von ihr erwartete. Für die Miniatur hatte sie wochenlang Zeit gehabt und sie immer wieder übermalt, bis sie perfekt war. Dieses Porträt jetzt musste gleich auf Anhieb gelingen …
    Der nächste Schmerz kam so heftig, dass sie sich zusammenkrümmte. Schon seit ein paar Tagen hatte sie leichtere Schmerzen dieser Art verspürt – wahrscheinlich hatte das an der Angst vor der Begegnung mit dem König gelegen.
    „Lady Montgomery?“, hörte sie den König fragen.
    Sie verzog das Gesicht, als sie sich unter einem neuerlichen Krampf krümmte. Und dann rann ein Schwall von Flüssigkeit an ihren Beinen hinunter auf den königlichen Teppich. Verdammt!
    Die Augen des Königs weiteten sich. „Gütiger Himmel, Weib“, stieß er hervor und zog erneut am Glockenstrang.
    Brennas Wangen glühten, am liebsten wäre sie vor Scham im Erdboden versunken.
    „O Gott, das Kind“, keuchte sie und schlang die Arme um sich. Warum endete jeder Besuch bei Hof für sie mit einer Katastrophe?
    Bedienstete eilten ins Gemach. „Holt die Hebamme“, befahl der König. „Und bringt Lady Montgomery in ein Geburtsgemach.“
    Zofen umringten sie und brachten sie eilig fort. Brenna unterdrückte einen Aufschrei, als der nächste Schmerz sie fast zu zerreißen drohte. Sie begann zu keuchen.
    „Kommt nur, Mylady. Die alte Bertha hat schon genug Kinder zur Welt gebracht, keine Angst“, tröstete sie die rundliche Frau an ihrer Seite. „Selbst wenn die Hebamme nicht rechtzeitig kommt – die alte Bertha weiß, was sie zu tun hat.“

28. KAPITEL
    Zähneknirschend durchschritt James den kleinen, leeren Raum, in dem er nun schon eine halbe Ewigkeit darauf wartete, dem König vorgeführt zu werden. Um seine Handgelenke und Knöchel lagen Eisenschellen, die durch Ketten miteinander verbunden waren. Sie klirrten unangenehm, während er auf und ab ging. Hin und her.
    Schon vor Stunden hatte man ihn aus seiner Kerkerzelle geholt, gebadet und angekleidet. Trotzdem war er immer noch hier in diesem Zimmer, wartete und fragte sich, was bei diesem Gespräch wohl herauskommen mochte – er musste Edward, diesen königlichen Stutzer, unbedingt von seiner Unschuld überzeugen.
    Die Kirchenglocken läuteten, wieder war eine Stunde vorbei, vergeudet mit Warten. Nicht einmal einen Stuhl gab es hier. James hatte das Gefühl, als erdrückten ihn die Wände allmählich. Die Fesseln scheuerten auf seiner Haut. Am liebsten hätte er mit den Fäusten gegen die Wände gehämmert, um sich wegen dieser ungerechten Behandlung abzureagieren. Er war unschuldig, verdammt!
    Seufzend massierte er sich den verspannten Nacken. Seine verräterische Gemahlin hatte ihn hereingelegt. Er hätte sich ohrfeigen können, dass er den Horizont nicht besser nach sich nähernden Schiffen abgesucht hatte. Diese kleine Hexe hatte ihren Bruder an Bord geschmuggelt.
    Ein erstaunlicher Schmerz breitete sich bei diesem Gedanken in ihm aus – er liebte sie, wie ihm klar wurde. Wie konnte er eine Frau gleichzeitig so lieben und so hassen? Sie schadete ihm nur. Genau wie der Wein vor all den Jahren.
    Seine Schritte zählend, nahm er seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf. Die Ketten wogen schwer und behinderten ihn beim Gehen. Er fühlte sich hilflos und hatte tatsächlich ein wenig Angst, welches Schicksal ihn wohl erwartete. Hatte Brenna auch so empfunden, als er sie all die Wochen in Ketten gelassen hatte? Er bereute das zutiefst. Es war seine eigene Schuld gewesen, dass sie geflohen war. Es hätte andere Möglichkeiten gegeben, sicherzustellen, dass sie bei ihm blieb. Er hätte eine Beziehung zwischen ihnen aufbauen und versuchen sollen, sie besser kennenzulernen. Vielleicht hätte sie ihn dann nicht verraten.
    Ob sie ihr Kind schon bekommen hatte? Es war Monate her, seit er sie zuletzt auf dem Schiff gesehen hatte.
    Die Tür ging auf. Eine rundliche Frau mit einer steif gestärkten Haube und einer etwas zerknitterten Schürze trat ein.
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