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Der Teufel mit den blonden Haaren

Der Teufel mit den blonden Haaren

Titel: Der Teufel mit den blonden Haaren
Autoren: Alexander Borell
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milde und nicht streng, sondern menschlich.“
    Ihre Hand tastete nach dem Licht und löschte es aus.

    *

    In seinem Büro erfuhr Walther Scheurich, da in ein Waffengeschäft eingebrochen worden war. Der Besitzer, von der Funkstreife verständigt, hatte erklärt, daß ihm nur ein Revolver, kal. 9 mm, und eine Schachtel Munition aus dem Schaufenster gestohlen wurden.
    Als der Morgen graute, hielt Walther bereits einen Vorbescheid des Gerichtsmedizinischen Instituts in Händen: man hatte die Kugel aus dem Körper des toten Mädchens entfernt, eine Revolverkugel vom Kaliber 9 Millimeter!
    Kurze Zeit später parkte Walther seinen Wagen vor dem Haus, in dem Renate Wolfert wohnte.
    Er mußte viermal klingeln, ehe der Hausmeister erschien, mürrisch und verschlafen.
    „Was wollen S’ denn, mitten in der Nacht?“
    Walther zeigte ihm seinen Ausweis.
    „In den dritten Stock“, sagte er. „Ich muß dort mit jemandem sprechen.“
    „Warum läuten S’ denn dann nicht hier an der Haustüre? Hat ja jeder einen elektrischen...“
    „Schon gut“, sagte Walther und drängte sich an dem Mann vorbei, der ihm unschlüssig nachschaute.
    Droben an der Wohnungstür läutete Walther Sturm, und es dauerte nicht lange, bis eine ältere Frau die Tür öffnete: die Wohnungsinhaberin, bei der Renate Wolfert ein möbliertes Zimmer gemietet hatte.
    „Jessas“, sagte sie. „wo brennt’s denn?“
    Walther drängte sich wortlos an ihr vorbei, stand vor dem Zimmer des Mädchens und wollte klopfen, als die Tür von innen geöffnet wurde. Ein junger Bursche starrte Walther an.
    „Na, Freddy“, sagte Walther ruhig, „ich komme ein wenig zu früh, nicht wahr? Aber wir werden uns trotzdem gut unterhalten. Los — geh hinein und mach keine Dummheiten.“
    In den schlaftrunkenen Augen des Burschen glomm es plötzlich auf.
    „Kommen Sie nur herein“, sagte er mit erzwungener Ruhe und ging Walther voraus in das Zimmer.
    Es war heiß in dem kleinen Raum. Die Luft war verbraucht, es roch nach Bier. Das Fenster stand grau und öde in der Wand, ein Meer von ebenso grauen und öden Dächern breitete sich davor aus, Fernseheantennen ragten wie Gerippe in das Grau, hier und dort stieg erster Morgenqualm aus einem Schornstein.
    Das Mädchen hockte mit großen, verschreckten Augen im Bett, die Decke bis ans Kinn hochgezogen. Vor ihrem Bett stand Friedrich Conega, jetzt ganz wach, mit lauerndem Haß im Blick.
    „Na?“ fragte er. „Sind Sie gekommen, um unsere schöne Aussicht zu bewundern?“
    Walther nickte. Sein Blick suchte den des Mädchens, aber sie hielt die Augen gesenkt.
    „Ja, du hast die beste Aussicht, die ich kenne. Nämlich auf lebenslänglich.“ Er machte eine Handbewegung zum Fenster. „Zugegeben, es gibt was Schöneres, ich halte es auch für richtig, wenn jemand etwas unternimmt, um aus einem solchen Loch herauszukommen. Aber“ — er wandte sich jäh dem jungen Burschen zu — „aber dann muß man es geschickter anfangen, muß mehr Köpfchen haben und sich ein bißchen mehr anstrengen. Diebstahl, Einbruch — plötzlich knallt es, ein Polizist stirbt, und man ist ein Mörder. Lebenslänglich steht drauf, Freddy. Und dann ist die Aussicht nicht einmal mehr so schön wie hier. Nur noch ein Gitter, hoch oben in der Wand. Die Mauern sind so dick, daß du von unten nicht den Himmel sehen kannst. Immer nur das Gitter. Warum hast du Gaby erschossen?“
    „Weil...“ er fuhr hoch, riß die Fäuste an die Brust, als wolle er sich auf den Kriminalisten stürzen und ihn niederschlagen. „Verdammter Hund — mich reinlegen wollen! Ist sie getürmt, was? Und weil ihr sie nicht findet, wollt ihr mich ausquetschen. Ich soll sie verpfeifen, soll euch sagen, wo sie ist, damit ihr sie als Zeugin gegen mich habt! Für wie blöde halten Sie mich eigentlich?“
    „Für noch blöder, als du selbst zu sein glaubst“, sagte Walther.
    Ich muß die Pistole oder den Revolver haben, — ich muß ihn reizen, daß er den Kopf verliert... er wird den Revolver hier im Zimmer haben, vielleicht unter dem Kopfkissen... ich muß ihn rasend machen, sonst bekomme ich seine Waffe nicht...
    Mit einem Satz stand Walther neben dem Bett, riß Renate die Decke weg. Sie schrie auf, lag unbekleidet und zitternd vor ihm. Er schrie sie an:
    „Er hat die Urban erschossen, heute nacht, vorhin... er war ihrer überdrüssig, da hat er sie kaltblütig erschossen, er wird es mit dir genauso machen... Wo ist sein Revolver?“ Er ließ die Bettdecke wieder über das
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