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Der Teratologe (German Edition)

Der Teratologe (German Edition)

Titel: Der Teratologe (German Edition)
Autoren: Wrath James White , Edward Lee
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Lexanfenster aufzubrechen. Das Magazin der Beretta war leer geschossen und selbst damit wären sie vermutlich nicht ans Ziel gelangt. Auch sonst fand sich auf den ersten Blick nichts in dem Zimmer, womit sich die Scheiben hätten zertrümmern lassen. Bryant und Westmore tauchten in den Pool, als die Tür von einem gewaltigen Schwall extrem heißer Luft aufgedrückt wurde.
    Sie konnten immer noch Farringtons Schreie hören, während sie im chlorhaltigen Wasser versanken. Die Engel rissen ihn in Stücke, und was sie nicht schafften, würde mit Sicherheit das Feuer übernehmen. Nichts und niemand konnte dieses Inferno überleben.

(XIX)
    Das Wasser heizte sich immer weiter auf. Es gab keine einzige entflammbare Oberfläche im Poolzimmer, das vom Boden bis zur Decke mit sündhaften teuren 40-Zentimeter-Marmorfliesen von Gialo Antiqua Marmorfliesen gekachelt war, die Farrington eigens aus Italien hatte einfliegen lassen. Sie hinderten jetzt das Feuer daran, sich bis zum Rand des Beckens auszubreiten, aber der Rest des Anwesens brannte ungehindert ab, und die Wassertemperatur näherte sich allmählich dem Siedepunkt.
    Die Fenster explodierten aufgrund der gewaltigen Hitze. Die beiden Journalisten kämpften sich aus dem Pool dem rettenden Tageslicht entgegen. Ihre Haut schlug Blasen, als die unmenschlich hohen Temperaturen sie versengten. Die Augen füllten sich mit Tränenflüssigkeit und ihre Sicht verschleierte. Sie kniffen instinktiv die Lider zusammen und sprangen mit dem Kopf voran durch die zertrümmerten Scheiben.
    Westmore krachte durch eine Reihe von Sträuchern und rollte sich auf die große, kreisförmige Auffahrt ab. Dort parkte noch immer die Limousine, die sie in dieses Irrenhaus kutschiert hatte. Er schaute sich nach Bryant um, aber sein Kollege war nirgendwo zu sehen. Dann sah er hoch zum Fenster, durch das er gerade gesprungen war. Bryant duckte sich noch immer auf dem Sims … vollständig eingewickelt in Tentakel. Er sah, wie die Augen des Reporters aus ihren Höhlen hervorsprangen und ihm das Gehirn aus den Ohren spritzte, als sich die Greifarme zusammenzogen. Seine Knochen knickten und brachen. Nichts konnte verhindern, dass sein gesamter Körper langsam zerquetscht wurde.
    »James! Neeeein!«, schrie Westmore auf, als Bryant zurück in die Flammen gezogen wurde. Kaum eine Sekunde später sackte das gesamte Fundament der Villa in sich zusammen.

(XX)
    Mehr als ein Jahr verging, bis Westmore an die Stelle zurückkehrte, an der einst Farringtons Anwesen gestanden hatte. In dieser Zeit war er mit Interviewanfragen regelrecht überhäuft worden. Die Reporter wollten alles über den mörderischen Fanatiker erfahren. Auch für Bilder von dem Anwesen und den unglaublichen Aktivitäten, die sich hinter seinen Mauern abgespielt hatten, wurden ihm pervers hohe Summen geboten. Er schlug sämtliche Angebote aus.
    Er konnte sich nicht dazu überwinden, aus dem Schrecken dieses Ortes Profit zu schlagen. Mehr noch: Er wollte nicht, dass die Geschichte dieses Wahnsinnigen der Welt erzählt wurde. Schließlich war genau das Farringtons ursprüngliche Absicht gewesen: Sie hierherzuschleppen, damit sie eine glorifizierte Chronik der Ereignisse zu Papier brachten. Deshalb hatte Bryant sterben müssen. Westmore wollte dem geistesgestörten Milliardär diesen Gefallen nicht tun. Er beschloss, das Wissen um die Ereignisse mit ins Grab zu nehmen. Und doch gab es noch ein letztes Foto, das er schießen wollte. Es sollte das Einzige bleiben, das er jemals in Bezug auf diesen Ort veröffentlichte.
    Richard Westmore schlich zögernd durch die Berge aus Schutt und Asche. Außer ihnen war von Farringtons Anwesen nichts übrig geblieben. Er bahnte sich den Weg zu der Stelle, an der die Freaks zu ihren sexuellen Perversionen gezwungen worden waren. Genau dort, wo der Engel es ihm angekündigt hatte, erblühte ein weißer Lotos. Westmore sah hinauf zum Himmel, gerade als die Sonne kurz durch die Wolken zwinkerte. Er wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. Dann kniete er sich auf den Boden und betätigte den Auslöser der Kamera.

Edward Lee

    www.edwardleeonline.com
    EDWARD LEE (geboren 1957 in Washington, D. C.). Nach Stationen in der U.S. Army und als Polizist konzentrierte er sich lange Jahre darauf, vom Schreiben leben zu können. Während dieser Zeit arbeitete er als Nachtwächter im Sicherheitsdienst. 1997 konnte er seinen Traum endlich verwirklichen. Er lebt heute in Florida.
    Er hat mehr als 40 Romane geschrieben,
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